Die Geschichte des Autoradios

Vor knapp 100 Jahren war die Geburtsstunde des Autoradios. Also noch lange vor umfangreichen Infotainmentsystemen & Co. Hier ein geschichtlicher Rückblick.

Zuletzt aktualisiert am 21.11.2022

Von den ersten Versuchen, Radios stationär irgendwie in ein Auto zu verbauen, bis hin zu hocheffizienter Audiokomprimierung mit DAB+ bzw. MPEG-4 HE-AAC v2: Was dazwischen sonst noch in 100 Jahren Autoradio-Geschichte passiert ist, hier im Überblick.

Erste Versuche in den 1920ern

Die Herausforderung, Radios in Auto zu verbauen, lag neben der Größe darin, dass diese möglichst unempfindlich gegenüber Temperaturschwankungen und Erschütterungen sein mussten. 1922 war es soweit: Der Präsidenten des „Lane High School Radio Clubs“ in Chicago, George Frost, konnte in seinem Ford Model T Radio hören.

Das erste Autoradio der Geschichte

Als wirkliches Geburtsjahr des Autoradios gilt aber dennoch 1927 – in diesem Jahr wurde das erste industriell gefertigte Autoradio mit der Modellbezeichnung „Transitone TH1“ von der Automobile Radio Corp. (ARC) vorgestellt und verbaut. Später wurde ARC von der Philadelphia Storage Battery Company, kurz Philco, gekauft – was dazu führte, dass Philco vielfach als Pionier für den Bau des ersten Autoradios genannt wird, was somit aber nicht ganz richtig ist.

Die Autoradio-Geschichte geht über 100 Jahre zurück.
1925, an diesem Auto ist ein Superhet montiert. Mit dessen Hilfe können hochfrequente elektromagnetische Funksignale empfangen werden. © Bild: General Photographic/Agency/GettyImages

Die 1930er Jahre

Während das „Transitone TH1“ noch aus genau zwei Anzeige- bzw. Bedienelementen bestand, machte die Delco Radio Corp. bereits 1931 den nächsten Schritt und bringt erstmals Autoradios mit eingeführten Röhren für Akku- und Netzbetrieb auf 6V-Basis auf den Markt.

Lange Leitung nach Europa

In Europa dauerte es jedoch noch bis 1932, dann gab es auch hier das erste Autoradio. Die Berliner Firma Blaupunkt (damals noch „Radiotelefon und Apparatefabrik Ideal AG“) stellte zusammen mit der Ideal AG-Mutterfirma „Robert Bosch AG“ das erste Autoradio in Europa her: Das „Autosuper AS 5“ war ein Röhrengerät, das auf AM (Mittelwelle) und LW (Langwelle) funktionierte. 1936 dann das erste 12 V-Gerät auf dem Markt, gefertigt von der Firma Körting.

Ein Autoradio im Jahr 1968.
1968, neben dem Autoradio sind hier im Bild vor allem die Hunde interessant. Diese befinden sich gerade auf dem Weg in die Metropolitan Opera zu einer Vorstellung des Rosenkavaliers, wo die beiden tatsächlich Teil der Inszenierung sind. © Bild: Susan Schiff Faludi/Three Lions/Getty Images

Horrende Preise

Ein Autoradio galt zu diesen Zeiten als absolutes Luxuszubehör, was sich anhand dieser Preise gut nachvollziehen lässt: Zwischen 300 und 500 Reichsmark mussten für ein Autoradio ausgelegt werden. Kaufkraftbereinigt in heutiger Währung entspricht etwa der Preis des „Autosuper AS 5“ (damals 465 Reichsmark) knapp 1.770 Euro.

1948: Das erste Autoradio im Armaturenbrett

Ein Autoradio im Armaturenbrett? Bis 1948 u.a. aufgrund der Größe nicht denkbar. Dann aber war es soweit: Blaupunkt fertigte am mittlerweile neuen Standort Hildesheim das neue Modell 5A649 – und dieses findet erstmals im Armaturenbrett Platz, womit auch erstmals auf die bis dahin verwendete Bowdenzug-Sendereinstellung verzichtet werden konnte.

1951, im Geburtsjahr der Ultrakurzwelle (UKW), dann das Gerät „Nürnberg“ von Becker mit Stationstasten, zwei Jahre später war es erneut die Firma Becker, die erstmals ein Radio mit Sendersuchlauf vorstellte.

Musik und Nachrichten: Der Antrieb für weitere Innovationen

Als sich in den 60ern immer neue Musikrichtungen verbreiteten und die Menschen begeisterten, wird das Radio für die Gesellschaft zu dem Informations- und Unterhaltungsmedium. Das nutzte nicht zuletzt Philips um weitere Innovationen auf den Markt zu bringen und von diesem Boom zu profitieren.

1961 brachte Philips das erste voll mit Transistoren ausgestattete UKW-Radio in Umlauf, sieben Jahre später dann das erste Autoradio mit integriertem Kassettenlaufwerk.

Nur ein Jahr später, 1969, war wieder Blaupunkt an der Reihe: Erstmals gab es Stereo-Empfang, im gleichen Jahr von Becker auch das legendäre Gerät „Mexico“ mit Kompakt-Kassetten-Spieler – ebenso in Stereo.

Verkehrsdurchsagen ab 1975

Ab 1975 wurde das Autoradio verstärkt auch für Verkehrsdurchsagen genutzt – zunächst mit ARI (Autofahrer-Rundfunk-Information) in Form von Verkehrsfunkdecoder von Blaupunkt.

Zu diesem Zeitpunkt waren in Deutschland bereits 40% der Autos mit Autoradios ausgerüstet – was auch der Startschuss für alle Langfinger war: Kein Produkt wurde so häufig gestohlen wie das Autoradio. Mehr als 1% des weltweiten Umsatzes basiere auf Diebstahl, so die damaligen Meldungen von japanischen Herstellern.

Diebstahl“sicherung“, CD-Player und Travel-ARI ab 1980

Dieser Umstand führte dazu, dass ab 1980 erste Autoradios mit Diebstahlsicherung angeboten wurden. Wobei die unter „Quick-Out“ bekannte Sicherung darin bestand, dass es sich um ein (rasch) herausnehmbares Autoradio handelt, um dieses beim Verlassen des Fahrzeuges mitnehmen und so vor Diebstahl zu schützen.

1981 dann erstmals Autoradios mit UKW-Sender-Identifikation und Sprachausgabe, 1983 dann der Anfang vom Ende des Kassettenlaufwerkes: CD-Player hielten Einzug in die Autoradiogeräte.

Im selben Jahr außerdem ein erfreulicher und wichtiger Fortschritt für die Verkehrssicherheit, als erstmals „Travel-ARI“ vorgestellt wurde, mit dem man unabhängig vom eingestellten Sender die Verkehrsmeldungen erhielt.

Autoradio und Schallplattenspieler in einem Auto.
Neben einem Autoradio gibt es hier, wir befinden uns in den 1960er Jahren, auch die Möglichkeit seine Schallplatten abzuspielen. © Bild: Fox Photos/Getty Images

Die 1990er-Jahre: Weitere große Fortschritte

Bereits 1984 dann der erste Vorläufer des Navis. CARIN war der Name des Co-Piloten auf CD-Basis, 1993 wurde dann erstmals begonnen, dieses System auch wirklich mit dem Autoradio zu verbinden.

1995 dann die Erfindung des MP3-Formates, welches sogleich auch Einzug in die Autoradios hielt.

1997: Die Verbindung von Autoradio, CD-Player und Navigation schreitet weiter voran, Becker präsentiert den „Traffic Star“, während Blaupunkt im gleichen Jahr Radios mit DAB (Digital Audio Broadcasting) und mit der Integration von Handys auftrumpft.

Nur zwei Jahre später ist es wieder der Hersteller Becker, der das Zeitalter der 1 DIN Navigation mit dem „Becker Traffic Pro“ einläutet.

Rasante Entwicklung

Die Schlagzahl an technischen Neuerungen nimmt weiter zu: Blaupunkt bringt 2001 ein Autoradio mit MP3-Decoder und Multimedia Card Slot und Becker wiederum kombiniert E-Mail, WAP, SMS, Navi, 2-RDS-Tuner, Mobiltelefon, CD und MP3 im „Online Pro“.

Zu dieser Zeit findet man in den höherpreisigen Segmenten auch bereits Autoradios mit integriertem DVD-Player mit TFT-Bildschirmen, zugleich waren diese Geräte auch mit einem Navi ausgestattet.

Ab 2004 verlieren CD und MP3-Wechsler bereits wieder an Bedeutung, als das Unternehmen Alpine das Autoradio mit dem iPod kompatibel macht.

Multifunktionsgeräte ab 2010

Ab 2010 arten die Funktionsmöglichkeiten eines Autoradios noch mehr aus: Verbinden des Autoradios mit dem Smartphone, Navi, Wiedergabe unterschiedlicher Medien, Freisprecheinrichtung, Bluetooth, Internet, Apps, Verkehrsmeldungen und, neben noch vielen anderen Möglichkeiten tatsächlich auch noch: Radio hören (mit DAB+ bzw. MPEG-4 HE-AAC v2).