VW Golf II GTI – Unterschätzt

Der GTI der zweiten Generation wird meist unterschätzt, denn auch dieses Auto ist – selbst nach heutigen Maßstäben – immer noch ein Spaßmobil.

Zuletzt aktualisiert am 03.12.2013

Eines ist klar: der Golf GTI der zweiten Generation wird in Sachen Ruhm, Ehre, Preis und Image nie an seinen älteren Bruder herankommen. Wer einen alten GTI will, will einen der ersten Generation. Doch die sind rar und wohl bei nur ganz wenigen Autos wird der potenzielle Käufer so oft angelogen wie beim Golf I GTI. Dabei, auch der 2er-GTI hat seinen Freundeskreis gefunden und die Preise für schöne und unverbastelte Exemplare ziehen langsam an. Noch aber findet man tolle Exemplare, wie «unseren» Testwagen, in absolutem Originalzustand und mit garantierten 107.000 Kilometern auf der Uhr. Und: der GTI der zweiten Generation wird meist unterschätzt, denn auch dieses Auto ist – selbst nach heutigen Maßstäben – immer noch ein Spaßmobil.

Der Golf II GTI außen, seitlich
Die unterschätze zweite Generation des GTIs

Seltene Modelle

Die Geschichte des Golf II in der GTI-Version beginnt im August 1983. Zu Beginn wurde er ausschließlich mit dem aus der ersten GTI bekannten 1,8-l-Achtventiler ausgeliefert, der 112 PS leistete. Das Aggregat hatte mit dem deutliche schweren Golf-II (ab 940 kg) aber mehr Mühe als mit dem GTI der ersten Serie. Trotzdem, das Auto geht gut, obwohl der von uns gefahrene GTI von 1985, der ohne Katalysator ausgeliefert wurde, sicher keine Rennschachtel ist. Im selben Jahr begann VW den Wagen auch mit einem 16-Ventiler auszuliefern, der 139 PS leistete. Diese Modelle sind sehr rar, da bereits wenige Monate später derselbe Motor, aber mit Katalysator und 129 PS verbaut wurde. Sogar dem alten Motor wurde in Wolfsburg noch ein Kat angebaut, der leistete dann aber eher schwächliche 107 PS. Und hatte somit die Bezeichnung GTI nicht wirklich verdient.

Aufdruck in einem Golf II GTI
Die VW-Jungs ahnten schon damals böses…

Einmal Hochdruckreinigung, innen!

Innen wurde das damals übliche Hartplastik verbaut, und zwar in rauen Mengen. Das macht den Golf zwar nicht schön, aber praktisch, man könnte ihn fast mit dem Hochdruckreiniger rauswaschen. Aber: es funktioniert. Und sogar die Rostvorsorge ist zum Teil besser als bei späteren Golf-Baureihen. Das Rezept ist also dasselbe wie beim ersten GTI.

Ein ehrlicher Motor

Ein voll alltagstaugliches Auto mit einem potenten Motor versehen, das Fahrwerk etwas straffer abstimmen und die Karosserie näher zum Asphalt bringen. Auch wenn es gegenüber den normalen Modellen nur gerade 10 mm sind. Ach ja, der GTI bekam auch an der Hinterachse Scheibenbremsen. Nach wie vor faszinierend ist die Leistungsentfaltung des 1800er-Motors mit acht Ventilen. Bereits ab Standgas zischt der GTI sauber weg, dreht linear hoch und bietet im mittleren Drehzahlbereich wirklich ordentlich Saft. Einfach ein ehrlicher Motor, der zu diesem ehrlichen Auto passt. Wirklich wohl fühlt sich das Triebwerk im Drehzahlbereich zwischen 2500 und 4500 Umdrehungen, doch man kann den GTI auch schaltfaul fahren. Extrem hohe Drehzahlen sind nur für Pubertierende wirklich ein Thema. Das ist heute nicht anders als bei der Lancierung des Autos anno 1983.

Golf II GTI, innen
Das klassische Duo – Fensterkurbel und Spiegelverstellung.

Ersatzteile, kein Problem

Schön ist auch, dass für den Triebsatz – bis auf den Zahnriemen – der Wartungsaufwand sehr gering ist. Verschleiß- und Ersatzteile bekommt man auch heute noch an jedem gut sortierten Kiosk.

Eine Anlage

Wie erwähnt, den Kultstatus des ersten GTI wird der 2er nie erreichen. Doch, auch dieses Auto ist in gutem, unverbastelten Zustand mittlerweile gesucht. Und die Preise ziehen langsam an. Noch vor zwei Jahren bekam man so manchen GTI-II für unter 2000 Euro in einem akzeptablen Zustand, meist aber mit horrenden Kilometerleistungen. Liebhaberexemplare (oder Fahrzeuge aus den zahlreichen Sonderserien) kosten heute hingegen gern mal 6000 Euro und mehr – Tendenz steigend. Wie bereits erwähnt frisst der Unterhalt des GTI keinen die Haare vom Kopf. Zudem sind wirklich alle Teile noch erhältlich. Entweder vom Werk, von Volkswagen Klassik oder als Reproduktionen auf dem freien Markt.

Detailansicht des Fahrersitzes eines Golf II GTI
Technik sichtbar gemacht.

Der 2er GTI als Alltagsauto

Wer Glück hat, findet einen der raren 1800er-16V ohne Katalysator. Bei diesem Auto entsprechen die Fahrleistungen in etwa einem GTI der ersten Serie. Und an das schnöde Plastik im Innenraum gewöhnt man sich auch. Dafür bekommt man ein Auto, dass sich sogar im Alltag problemlos einsetzen lässt. Ein ideales Fahrzeug für all jene, die als Zweit- oder Drittwagen gerne einen kommenden Klassiker fahren würden. Nur: bewundernde Blicke von Passanten und Golf-Fans wird man mit dem Zweier sicher auch in den nächsten 15 bis 20 Jahren nicht ernten.

 

Vielen Dank an die Kollegen von radical-mag.com.