Komprimierte Schönheit: Lancia 037

Kommando Knatterton sagt: Ohne den großen Spielverderber Allrad hätte der Lancia Rally 037 die Rallyebühne garantiert auf Jahre dominiert. Aber nicht weinen jetzt! Ausfahrt mit einer automobilen Lichtgestalt.

autorevue Magazin
Veröffentlicht am 09.05.2017

Kurz unter 7.000 Umdrehungen, unter dem Gekreisch des Roots-Kompressor von hinten, zwischen den Vibrationen am geschüsselten Abarth-Zweispeichen-Lenkrad, kurz bevor die Rechte den Vierer reinklickt im Dogleg-ZF-Getriebe, das aus dem de Tomaso Pantera stammt, wenn das alles also gar nimmer auszuhalten ist vor so viel Geilheit und du in dich reinbrüllen willst vor lauter arg, drückt eine zweite Art von Gänsehaut unter der normalen, die du aufgezogen hast, seit sie dieses Auto vom Hänger abgeladen haben und in das du jetzt erstmals schlüpfen durftest: Was, wenn das, was links und rechts von dir vorbeifliegt, keine Leitschienen oder Straßenstipfel wären, sondern Menschen? Hunderte, tausende, kilometerlang, und alles, was sie wollen, ist dich während der Fahrt berühren oder wenigstens deinen Luftzug spüren? Das Abgas riechen, das der Lampredi-DOHC aus dem irren Auspuffgewürm bläst, 70 Liter Super durchziehend alle 100 Kilometer, weil er so viel arbeiten muss? Wenn sie vom Schotterhagel deiner Hinterräder gesegnet werden wollten? Was, wenn das hier kein griffiger, trockener Asphalt wäre an einem schönen Tag und du nicht zum Vergnügen hier wärst, sondern zum Geldverdienen? Wenn das hier Portugal wäre, Griechenland oder Finnland, wenn dein Name Markku Alén wäre, Walter Röhrl oder Attilio Bettega? Wenn du die 960 Kilo dieses GFK-Kunstwerks über Schotterkuppen fliegen lassen müsstest, blind, und noch in der Luft den nächsten Kurvenschwung ansetzen, ganz klassisch mit Anpendeln, das halbe Heck im Straßengraben, und keine Gnade?

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