Überzeugende Talentproben: Der Alfasud ti wurde auf den Nebenfahrbahnen von Kufstein und Wörgl angeheizt, wo zuvor Gerhard Berger sein Revier markiert hatte.
Karl Wendlinger.
Eine inwendige Lässigkeit und die Kunst des Scharfstellens im rechten Moment.
In den letzten 25 Jahren hat sich da nicht viel verändert.
Das Fahrgefühl von 1986 lässt sich nicht wirklich wiedererwecken, sagt Wendlinger, „da müsst ich lügen“. Aber das Glück mit dem ersten, sehr gebrauchten Auto wird er nie vergessen: Alfasud aus der ersten ti-Generation (gab’s ab 1974). Blechqualität war kein Thema für den Aficionado, solange er nicht zimperlich beim Schweißen war.
Karl junior vor dem Auto von Karl senior, der in den 1970er-Jahern einer der schnellsten Österreicher unterhalb der Profis war (Super Vau gegen Keke Rosberg!). Im Alfasud-Cup war er auf die damals noch gepflegte hetzige Weise 1981 mit Gerhard Berger unterwegs (Zitat Gerhard: „meine schönste Zeit im Rennsport“). Dieser gelbe Wagen wurde im Wendlinger-Design erhalten und wird heute von Alexander Wechselberger im Histo Cup bewegt.
Man sagte noch Go-Kart zu dem Sport, in dem Wendlinger ersten Lorbeer holte.
Das wesentliche Sprungbrett für eine große Karriere war allerdings die Formel 3, aus der sich das Juniorenteam Karl Wendlinger, Heinz-Harald Frentzen und Michael Schumacher für die Prototypen des Sauber-Mercedes- Teams qualifizierte. 1988 fuhren Wendlinger und Franz Klammer DTM in Helmut Markos Team.
1988 fuhren Wendlinger und Franz Klammer DTM in Helmut Markos Team. Ein Freund des ganzen Clans war Gerhard Berger, schon in der Formel 1 bei Ferrari.
Wir fragten einander über die Jahrzehnte immer wieder nach Büchern, die sich zu lesen lohnten, sagt unser Autor. Einhellig waren wir uns in der Freude mit den Romanen von John Irving, und irgendwie ist der Karl ja sowieso eine Romanfigur.
Mai 1994, freies Training in Monaco. An der Tunnelausfahrt war der Sauber-F1 instabil geworden und ließ sich nicht mehr in die Hafenschikane einlenken. Das Auto knallte mit etwa Tempo 200 breitseits in die Begrenzung. Es gab noch keinen hochgezogenen Cockpitschutz, Wendlinger schlug mit dem Helm hart an das Hindernis. 1994 war überhaupt ein Jahr der schweren Unfälle gewesen. Roland Ratzenberger und Ayrton Senna kamen in Imola ums Leben.
Der Gesamtsieg im Jahr 2000 bei den 24 Stunden von Daytona auf Chrysler Viper GTS-R war einer der schönsten Erfolge in Wendlingers zweiter Karriere, die auch mit dem schweren Gerät von Ferrari, Lamborghini, Nissan und Aston Martin zu tun hatte.
Letztlich führte der Weg zu Mercedes-AMG. Nach Einsätzen auf dem SLS GT3 wurde Wendlinger Markenbotschafter für AMG und ist eine Galionsfigur der Driving Academy.
Karl Wendlinger: Die Fährte des Indianers
Ein junger Häuptling aus dem Inntal: Er war pfeilschnell, konnte aber ganz langsam schauen und dazu nix sagen. Besuch bei Karl Wendlinger zum Fünfziger.
Autorevue Magazin
Veröffentlicht am 13.12.2018
„Alfasud? Alfa-SUD? Super! Ey, Mann, Alfasud!“
Der Autor, bislang halbwegs in Würde gealtert, hatte sich zu Euphorie genötigt gefühlt.
Die Chefin bildete sich ein, Zwischentöne herauszuhören:
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