Nicht von schlechten Eltern: Tatra T87

Porsche fahren kann ja fast jeder. Ferrari auch, falls er das nötige Kleingeld hat. Aber wie wäre es mit einem wundervollen Wagen, der seiner Zeit weit voraus war?

Zuletzt aktualisiert am 26.03.2021
Tatra, als Firma gegründet 1850 und seit 1920 auch als Bezeichnung für Automobile verwendet, ging erst 2013 bankrott. In den 20er und 30er Jahren des vergangenen Jahrhunderts aber war das tschechische Unternehmen mit Sitz in Koprivnice ganz vorne mit dabei, gehörte zu den fortschrittlichsten Herstellern der Welt. 1931 konstruierte der grosse Hans Ledwinka den V-570 mit einer wunderschönen, stromlinienförmigen Karosserie und einem luftgekühlten Zweizylinder-Boxer-Motor im Heck; sein lieber Freund Ferdinand Porsche schaute damals sehr genau hin. Der V-570 wurde nicht gebaut, aber dafür ging der Typ 77 ab 1934 in Serie, wieder mit sromlinienförmiger Karosse, diesmal aber mit einem luftgekühlten V8 mit obenliegenden Nockenwellen sowie 3 Liter Hubraum im Heck. Es war dies, zusammen mit dem weiter verbesserten Typ 87, der rund eine halb Tonne weniger wog, eines der geschichtlich wichtigsten Vorkriegsfahrzeuge überhaupt.
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© Bild: Courtesy of RM Auctions

Mit über 3000 produzierten Einheiten war der T87 ein kommerzieller Erfolg

Der 77 war sicher das erste Fahrzeug, das je in einem Windkanal getestet wurde. Der Entwurf dafür stammte von Erich Übelacker, der sich an den Versuchen des ungarischen Aerodynamikers Paul Jaray orientierte. Das Fahrzeug, das 1934 der Öffentlichkeit vorgestellt wurde, kam auf einen Luftwiderstandsbeiwert von 0,33. 101 Stück wurden gebaut – vom Typ 77A, der am in der Mitte angeordneten Scheinwerfer zu erkennen ist, kamen dann noch einmal 154 Exemplare dazu.

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© Bild: Courtesy of RM Auctions
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© Bild: Courtesy of RM Auctions

Luftgekühlter V8!

Da war der ab 1937 gebaute Typ 87 war dann ein kommerzieller Erfolg: bis 1950 wurden immerhin 3023 Stück produziert. Es war ein großartigerWagen, angetrieben von einem 3-Liter-V8, dessen Block aus Elektron, einer extrem leichten Magnesiumlegierung, hergestellt war, der 75 PS bei 3500/min leistete. Geschaltet wurde über vier Gänge manuell, die Höchstgeschwindigkeit lag bei damals sensationellen 165 km/h. Nicht so schlecht für ein Fahrzeug, das sechs Personen komfortabel befördern konnte – und trotz einer Länge von stattlichen 4,74 Metern nur 1370 Kilo wog. John Steinbeck fuhr einen Tatra 87, damals, Jay Leno besitzt einen, heute.

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© Bild: Courtesy of RM Auctions

Das i-Tüpfelchen in jeder Sammlung

2013 wurde ein wunderbarer Tatra 87 in den Vereinigten Staaten für stolze 280.500 Dollar versteigert. Kürzlich kam in Paris bei der Versteigerung von RM Auctions dieser Typ 87 von 1948 unter den Hammer, es wurden „nur“ 115.000 Euro erreicht. Doch für Liebhaber wirklich außergewöhnlicher Fahrzeuge dürfte so ein Tatra das i-Tüpfelchen in der Sammlung sein, zumal er tatsächlich so etwas wie Fahrfreude bietet – und nicht nur auf der Autobahn eine gute Figur macht.
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© Bild: Courtesy of RM Auctions
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© Bild: Courtesy of RM Auctions

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