Racing Rookie 2019 ist…

Raphael Silberbauer ist Racing Rookie 2019. Spannung zum Nägelbeißen, überglückliche Verlierer, Staub und Regen: das Finale in Melk bot alles.

Zuletzt aktualisiert am 20.03.2020

Eigentlich geht es am Vormittag noch um nichts. Und trotzdem ist die Schotterkurve die Grundlage für den erbitterten Kampf um den Rallye-Fiesta. Mit ein paar Schikanen am lockeren Untergrund lassen die Rookies gezielt das Heck ausbrechen um die ideale Rallye-Linie zu fahren. Das ist fürs Finale auf Asphalt zwar eigentlich wurscht, aber die allermeisten steigen mit einem entschlossenen Grinser aus dem Auto, der sagt: Ich will meine Rallye-Saison!

Racing Rookie 2019 ist...
© Bild: Jürgen Skarwan

Letzte Vorbereitungen gibt es nach dem Mittagessen beim geführten Fahren und dem Theorie-Seminar, wo die Rookies gelebte Rennerfahrung vermittelt bekommen und selbst entscheiden, was sie davon mitnehmen: „Da war ein Reifen, und so ein Ding drumherum. Und dann haben sie uns erklärt, dass man genau im Schlupf fahren muss für die optimale Kurvengeschwindigkeit.“ So weit, so klar.

Von 20 auf acht Rookies reduziert wird auf dem nassen Handlingsparcours, der zwischen eng gesteckten Pylonen zu absolvieren ist und den Rookies mit einer Mischung aus Asphalt und Rutschbelag zu schaffen macht. Schließlich kostet jede umgeschmissene Pylone fünf Sekunden, was mit dem Ausscheiden gleichzusetzen ist.

Racing Rookie 2019 ist...
© Bild: Jürgen Skarwan

Schon bei der Begehung wird moniert: Der Rutschbelag ist schon sehr rutschig, und der normale Fiesta schwach im Vergleich zum ST. Erwartungen werden gemanagt: „Ich möchte unter die ersten Acht… oder die ersten Vier… zumindest nicht Letzter!“ Wer beim Nasshandling schnell aussieht und wer nicht, darüber ist sich niemand einig. Schnelle Leute erkennt man aber zweifelsohne an ihrem Verhalten nach dem Lauf: sie reden wie aufgezwirbelt, schildern ihre Taktik und fragen undschuldig in die staunende Menge: „Meinst wirklich, das war schnell?“

Racing Rookie 2019 ist...
© Bild: Jürgen Skarwan

Pünktlich als der Letzte seinen Lauf beendet hat, fängt es zu schütten an und die durchnässte Meute rettet sich ins Ringrestaurant, wo die Ergebnisse verkündet werden. Hier scheiden zwölf gute Fahrer aus, die zu viel oder zu wenig riskiert haben. Denn im Finale ist niemand aus Zufall, nur die allerbesten schaffen es weiter. Beim folgenden Gleichmäßigkeitsbewerb ist das Einschätzungsvermögen der Rookies ähnlich wie beim Nasshandling, jeder weiß sich irgendwo zwischen erstem und letztem Platz und auch die Geheimtipps sind speziell: Einer plädiert für Vollgas, ein anderer raunt hinter vorgehaltener Hand, er werde einfach möglichst gleichmäßig fahren.

Als die vier Gleichmäßigsten kristallisieren sich Wolfgang Pichler, Constantin Schöll, Raphael Silberbauer und Samuel Frühwirth heraus, die den Fiesta ST im Rallye-Trimm gleich noch einmal besteigen dürfen. Inzwischen hat es zu regnen aufgehört, die Fahrbahn ist aber noch nass. Drei schnelle Runden müssen sie auf den Wachauring legen, deren addierte Zeit darüber entscheidet, ob sie es ins abschließende Head-to-Head schaffen. Die Zeiten werden erst bei der Ergebnisverkündung verraten, alle vier stapfen nach dem Rennen wie davor nervöse Schritte am Stand in den Boden – nur Samuel Frühwirth ist nicht mehr nervös, sondern schaut geknickt. Nach drei irrsinnig schnellen Runden erwischte er in der letzten Runde die allerletzte Pylone vorm Ziel, Kostenpunkt fünf Sekunden, alles dahin.

Constantin Schöll und Raphael Silberbauer kommen weiter, aber am meisten freut sich Wolfgang Pichler. Er teilte sich mit Raphael am Vortag ein Kart und drückte ihm fest die Daumen. Übers ganze Gesicht strahlend kann es Wolfgang kaum fassen, so weit gekommen zu sein. Mit so einer Einstellung ist man immer Gewinner.

Das abschließende Head-to-Head strapaziert noch einmal die Nerven. Hier duellieren sich beide Fahrer auf der Rennstrecke mit zwei Rallye-Fiestas und tauschen der Ausgeglichenheit halber nach drei Runden Startposition und Fahrzeug. Die addierte Zeit der je drei Runden mit stehendem Start entscheidet darüber, wer Racing Rookie 2019 wird und den Rallye-Fiesta sein Eigen nennen darf.

Racing Rookie 2019 ist...
© Bild: Jürgen Skarwan

Constantin Schöll ist als erfahrener GT4-Fahrer der Favorit im Zweikampf auf der Rundstrecke, doch Raphael Silberbauer ist keiner, der sich schnell geschlagen gibt. Im ersten Lauf erwischt er den besseren Start und lässt die folgenden drei Runden seinen Gegner bis zum Ziel nicht vor, doch dann steht der Fahrerwechsel an. Constantin hat nun die Außenbahn und den Vorteil in der ersten Kurve. Doch wieder ist es Raphael, der ihm davon zieht und sich auf der Innenbahn noch knapp vor ihm in die Kurve quetscht. Runde um Runde pickt Constantin ihm fast an der Stoßstange, holt in der letzten Kurve Schwung und saugt sich in der Zielgerade an. Die erste Runde gelingt das Überholmanöver nicht, doch in der zweiten riskiert er mehr. Spät zieht er auf der Zielgerade hinaus und hält weiter voll drauf, doch die Taktik misslingt: er kommt leicht von der Strecke ab und verliert viel Zeit. Bis ins Ziel kann er die Lücke nicht mehr schließen, damit ist das Ergebnis klar: Raphael Silberbauer ist Racing Rookie 2019!

Raphael Silberbauer, Racing Rookie 2019

Racing Rookie 2019 ist...
© Bild: Jürgen Skarwan

Lunte gerochen hat er spätestens beim Einzelzeitfahren der besten Vier. Da war er der Schnellste von allen und wollte den Titel nicht mehr hergeben. Der immer wieder einsetzende Regen, die Wechsel von Slicks auf Regenreifen auf Slicks und der unterschiedliche Grip lagen ihm. Wie oft er schon beim Racing Rookie dabei war, kann er nicht mehr sicher sagen – vier oder fünf Mal. Im Head-to-Head gegen den geübten GT4-Fahrer Constantin Schöll halfen ihm auch seine 14 Jahre Motocross-Erfahrung: „Das stört mich überhaupt nicht, wenn hinten wer anklopft. Ich fahr ganz normal weiter und schau, dass er nicht vorbeikommt.“ Schließlich sind beim Motocross lauter Fahrer um einen und stechen aggressiv hinein. Beim Start hat er mit der Handbremse gearbeitet, um schon im Stand aufs Gas gehen zu können, vielleicht rochen die Autos deshalb so streng. „Gehört eh mir“, entgegnet er cool. Pläne fürs Auto hat er schon: Der Sitz muss weiter nach vorn, eine Fly-off-Handbremse her und unnötiges Gewicht soll weg. Den Sommer wird er schon einmal mit dem Fitnesstraining beginnen und sich mit einem Mentaltrainer kurzschließen. Eiskalt ist er zwar schon, aber „man lernt nie aus. Ständige Verbesserung ist wichtig, überall im Leben.“ Klingt nach der richtigen Einstellung. Sein Papa kann ihm als erfahrener Rallye-Beifahrer Tipps geben, auch wenn er seinen Sohn nicht begleiten mag, um die Nerven zu schonen. Aber Raphael weiß, wie er ihn überreden kann: „Wenn ich ihn einmal fahren lass, dann packt ihn der Virus.“

Themen