Realsatire der Polizei Sachsen: Der deeskalierende Panzer
Jüngst bekam das Sondereinsatzkommando aus Sachsen ein neues Dienstfahrzeug. Es ging dabei viel schief. Unter anderem die Interpretation des Fahrzeugs.
Die Polizei in Sachsen genießt in der deutschen Öffentlichkeit einen sehr eigenen Ruf. Ihr wird oft ein Nahverhältnis zu rechtsextremen Gruppen und ein eher nachlässiger Umgang mit Verbrechen aus der rechten Szene unterstellt. Als die Polizei Sachsen nun den Survivor R bekam, ein neues, gepanzertes Fahrzeug für das Sondereinsatzkommando (SEK), flammte diese Debatte wieder auf, da die Sitze mit einem auffällig verzierten Wappen des Landes Sachsen bestickt sind – das Wappen wird von einem Lorbeerkranz umrahmt, bekam außerdem Flügel und eine strak an die Frakturschrift erinnernde Beschriftung. Das ganze hätte schnell aufgeklärt werden können, doch die zuständige Stelle kommunizierte nach eigener Aussage „nicht korrekt“.
Wie kommt dieses Logo in das neue Panzerfahrzeug „#Survivor R“ der @PolizeiSachsen? Hat das der Hersteller #Rheinmetall wirklich selbst entschieden? Wir haben beim Hersteller und dem #LKA #Sachsen nachgefragt – und die Erklärung ist ziemlich einfach: https://t.co/5mWqxwy5Zr
— BuzzFeedNewsDE (@BuzzFeedNewsDE) 18. Dezember 2017
Das Problem mit der Schrift
Und als wäre diese Debatte noch nicht genug, erschien auf der Homepage des SEK ein Blogbeitrag über den Survivor R, bei dem man sich fragen muss, ob über das gleiche Fahrzeug geschrieben wird, das dort auf den Bildern zu sehen ist.
Vorweg: der Survivor R stammt von der Firma Rheinmetall, einer der weltweit größten Büchsenmacher, und entstand in Kooperation mit der Firma Achleitner. Er basiert auf einem 4×4-Fahrgestellt von MAN. Je nach Ausrüstung wiegt der Wagen bis zu 17 Tonnen, ist aber trotzdem über 100 Stundenkilometer schnell.
Er ist gegen nukleare, biologische und chemische Kampfstoffe geschützt. Dazu kommen ein Beobachtungsturm, Hochleistungslautsprecher und –videoanlage, eine hydraulische Rampe, damit die Einsatzkräfte leichter rein und rauskommen und natürliche eine „non-lethale Werferanlage für Nebel und Reizstoffe“.
Im Beisein von Innenminister Markus #Ulbig wurden heute in #Leipzig die umfangreich ausgestatteten und gepanzerten Sonderfahrzeuge übergeben. Diese sind sollen bei möglichen Anti-Terror-Einsätzen durch Spezialkräfte des Landeskriminalamtes zum Einsatz kommen. pic.twitter.com/njhFDstdnx
— SMI Sachsen (@SMIsachsen) 15. Dezember 2017
In Summe kommt der Wagen auf rund 1,5 Millionen Euro. Mit diesem Fahrzeug will die Polizei Sachsen zeigen, welche Lehren sie aus dem Anschlag in Paris im Jahr 2015 gezogen hat. Sagt zumindest Sven Mewes, der Polizeidirektor und SEK-Chef. Der Wagen ist ein 340-PS-Statement. Eine 1.250-Newtonmeter-Abschreckung.
Deeskalierender Survivor R
Doch der Blog des Sondereinsatzkommandos sieht das wohl anders. „Obwohl hervorragend geschützt, ist das äußere Erscheinungsbild des Survivor R für den Polizeieinsatz bewusst zivil und optisch deeskalierend ausgelegt.“
Das ist interessant. Denn so langsam wird klar, dass lediglich sprachliche Barrieren der Grund dafür sind, dass Demonstrationen, bei denen „deeskalierend“ eingegriffen wurde, immer in Gewalt und Chaos endeten. Also, liebe Polizei Sachsen: „Deeskalierend“ bedeutet laut Duden „stufenweise verringern, abschwächen“ und damit sind die „eingesetzten (militärischen) Mittel“ gemeint.
Doch die Internetseite weiß von einem Trick zu berichten, der den Panzer quasi unsichtbar werden lässt (im Sinne der Deeskalation): „Um den Survivor R auch im “Undercover-Einsatz” nutzen zu können, lassen sich die außen angebrachten Polizei Kennzeichnungen zuklappen.“
Seit gestern erreicht uns und die @PolizeiSachsen viel Kritik nach Übergabe des sondergeschützten Fahrzeugs #SurvivorR, vor allem wegen eines auf die Sitze gestickten SEK-Logos. Inzwischen haben wir den Sachverhalt mit allen Beteiligten nachvollziehen können: pic.twitter.com/gjijtixAat
— SMI Sachsen (@SMIsachsen) 18. Dezember 2017