Andreas Riedmann
Die Vor- und Nachteile von direkten und indirekten Reifendruckkontrollsystemen (RDKS)

Die Vor- und Nachteile von direkten und indirekten Reifendruckkontrollsystemen (RDKS)

Wie RDKS funktionieren, was sie bringen und welche Kontrollsysteme zum Einsatz kommen: Vor- und Nachteile im Überblick.

Christian Gaisböck
Zuletzt aktualisiert am 15.07.2024

Reifendruck-Kontrollsysteme (RDKS) sind bei Neuwagen seit 2014 Pflicht. Sie spielen eine wichtige Rolle für die Fahrsicherheit, optimieren aber indirekt auch den Kraftstoffverbrauch und verringern den Reifenverschleiß. Zum Einsatz kommen direkte und indirekte Systeme. Welche Vor- und Nachteile diese Systeme jeweils mit sich bringen: Hier der Überblick.

Wozu ein Reifendruck-Kontrollsystem?

RDKS überwachen den Luftdruck in den Reifen und warnen bei Abweichungen. Warum das wichtig ist? Ein korrekt eingestellter Reifendruck ist entscheidend für die Fahrstabilität und die Bremsleistung eines Fahrzeugs. Ein RDKS warnt den Fahrer bei Druckverlust sofort, dadurch wird auch das Risiko von Unfällen durch Reifenpannen oder -platzern erheblich reduziert. Auch die Abnützung ist bei einem optimalen Reifendruck gleichmäßiger, folglich auch die Lebensdauer.

Einfluss auf Kraftstoffverbrauch und CO2-Ausstoß

Nicht zuletzt hat ein RDKS auch indirekt Einfluss auf den Kraftstoffverbrauch: Ist der Rollwiderstand aufgrund zu niedrigen Reifendrucks größer, führt das zu einem höheren Verbrauch – der sich auf Dauer durchaus bemerkbar in der Geldbörse niederschlägt. Abgesehen davon ergibt das auch einen höheren CO2-Ausstoß. Und nicht zuletzt: Die regelmäßige, manuelle Reifendruckkontrolle erspart man sich mit einem RDKS ebenso.

Direkte Reifendruck-Kontrollsysteme

Funktionsweise

Direkte Reifendruck-Kontrollsysteme messen den Luftdruck in jedem Reifen separat mit Hilfe von Sensoren, die im Reifen oder Ventil integriert sind. Die Sensoren senden die Daten an das Bordcomputer-System des Fahrzeugs, welches den Fahrer in Echtzeit über den Reifendruck informiert bzw. bei Abweichungen unmittelbar warnt.

Vorteile

  1. Genauigkeit: Direkte Systeme bieten eine hohe Messgenauigkeit, da sie den tatsächlichen Luftdruck in jedem Reifen überwachen. Dies ermöglicht eine präzise Überwachung und schnelle Reaktionszeit bei Druckverlust (ADAC).
  2. Einzelne Überwachung der Reifen: Direkte Systeme messen den Druck in jedem einzelnen Reifen, eine Druckabweichung kann somit sofort dem „richtigen“ Reifen zugeordnet werden.
  3. Echtzeitwarnungen: Direkte Systeme warnen den Fahrer sofort und auch bei kleineren Abweichungen. Das verringert das Unfallrisiko und die Lebensdauer der Reifen.

Nachteile

  1. Kosten: Direkte RDKS sind in der Regel teurer in der Anschaffung und Wartung. Die Sensoren müssen regelmäßig geprüft und bei Beschädigung ausgetauscht werden. Außerdem entstehen bei der Anschaffung eines weiteren Rädersatzes – lt. ADAC zwischen 120 und 300 Euro.
  2. Batterielebensdauer: Die Sensoren in direkten Systemen haben begrenzte Batterielebensdauern, die je nach Nutzung und Modell zwischen fünf und zehn Jahren liegen. Der Austausch der Batterien ist vergleichsweise kostenintensiv.

Indirekte Reifendruck-Kontrollsysteme

Funktionsweise

Indirekte Reifendruck-Kontrollsysteme nutzen die Raddrehzahlsensoren des ABS (Antiblockiersystem) oder ESP (Elektronisches Stabilitätsprogramm), um Veränderungen im Reifendruck zu erkennen. Ein Reifen mit niedrigem Druck hat einen kleineren Durchmesser und dreht sich schneller als ein Reifen mit korrektem Druck. Diese Differenz wird vom System erkannt und als Warnung ausgegeben.

Vorteile

  1. Kosten: Indirekte Systeme sind günstiger in der Anschaffung und Wartung, da keine zusätzlichen Sensoren erforderlich sind. Sie nutzen bestehende Fahrzeugsysteme wie ABS und ESP. Auch bei einem weiteren Reifensatz fallen somit keine zusätzlichen Kosten an.
  2. Wartungsfreundlichkeit: Da keine Sensoren im Reifen verbaut sind, entfällt der Aufwand für den Batteriewechsel und die Kalibrierung nach einem Reifenwechsel ist  weniger komplex.
  3. Robustheit: Indirekte Systeme sind weniger anfällig für Beschädigungen, da sie keine physischen Sensoren in den Reifen haben. Das macht sie erfahrungsgemäß langlebiger und weniger wartungsintensiv.

Nachteile

  1. Genauigkeit: Indirekte Systeme sind laut ADAC weniger genau als direkte Systeme, da sie den Reifendruck nicht direkt messen. Sie erkennen Druckverluste oft erst bei größeren Abweichungen.
  2. Reaktionszeit: Die Warnung bei Druckverlust erfolgt verzögert, da das System auf signifikante Veränderungen in der Raddrehzahl angewiesen ist.
  3. Keine Einzelradüberwachung: Indirekte Systeme können den Druckverlust meist nicht einem bestimmten Reifen zuordnen, somit ist genau Zuordnung bei der Fehlerdiagnose zeitaufwendiger.

Fazit

Sowohl direkte als auch indirekte Reifendruck-Kontrollsysteme haben ihre Vor- und Nachteile. Direkte Systeme bieten eine höhere Genauigkeit und Echtzeitüberwachung, sind jedoch insgesamt teurer und wartungsintensiver. Indirekte Systeme sind kostengünstiger und wartungsfreundlicher, aber auch weniger genau und langsamer in der Reaktionszeit.

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