
Die Kombination von stark motorisierten Autos und jungen, meist männlichen Führerschein-Neulingen ist statistisch gesehen keine gute. Die Autofahrer der Altersgruppe 18-24 verursachen überproportional viele Unfälle wegen überhöhter Geschwindigkeit. Eine PS-Begrenzung für Führerschein-Neulinge wird deshalb immer wieder diskutiert – besonders dann, wenn aufsehenerregende Unfälle für einen medialen Aufschrei sorgen. Aber kann eine PS-Begrenzung das Problem wirklich lösen? Es folgt eine Gegenüberstellung der gängigsten Pro- und Contra-Argumente.
Wer mit 18 Jahren den Autoführerschein absolviert, darf sich theoretisch sofort an einem Porsche oder Audi A8 versuchen. Die mehrphasige Ausbildung beim Motorradführerschein hingegen verhindert, dass unerfahrene Führerschein-Neulinge zu rasch auf ein stark motorisiertes Motorrad steigen – die Unfallstatistik zeigt, dass dieses Modell erfolgreich ist. Warum sollte das nicht auch beim Auto klappen?
2 - Fehlende Erfahrung
Jungen Autolenkern fehlt naturgemäß die Erfahrung und auch die Ruhe, um Autos mit mehreren Hundert PS sicher manövrieren zu können, so das Argument vieler Befürworter einer PS-Beschränkung. Ein Einstieg mit Fahrzeugen bis zu maximal 100 PS ist optimal, um die physikalischen Gesetze, die beim Autofahren wirken, kennen zu lernen und Erfahrungswerte zu sammeln.
3 - Risikobereitschaft
Das Suchen nach dem Nervenkitzel durch hohe Geschwindigkeiten ist bei jungen Menschen deutlich ausgeprägter. Dieser jugendlichen Risikobereitschaft kann nur physikalisch etwa durch eine PS-Beschränkung eingedämmt werden, um Menschenleben, nicht nur das des Fahrers, zu schützen.
4 - Selbstüberschätzung
Neben dem bewussten in Kauf nehmen von Risiken spielt auch die Selbstüberschätzung eine gewichtige Rolle. Viele Führerschein-Neulinge glauben, durch die bestandene Führerscheinprüfung ausreichend gerüstet zu sein für z.B. einen 400 PS-Boliden. Junge Menschen müssen manchmal auch durch Verbote vor sich selbst geschützt werden.
5 - Viele PS = Auto mit hohem Fahrkomfort = hohe Geschwindigkeit
Das oft gebrachte Argument, dass auch mit einem 50 PS-Fahrzeug hohe Geschwindigkeiten erreicht werden können und eine PS-Begrenzung somit wirkungslos ist, wird von der Praxis klar widerlegt. Der viel höhere Komfort von PS-starken Fahrzeugen, die meist mit allen technischen Sicherheits-Raffinessen ausgestattet sind, verleiht das trügerische Gefühl, dass etwa auch eine 50er Kurve locker mit 100 km/h genommen werden kann. Umgekehrt wirken 100 km/h in einem Fahrzeug der unteren Fahrzeugklassen viel schneller, die physikalischen Gesetze werden besser "spürbar", wenn man das Fahren in einem Auto lernt, das bei 130 km/h ruckelt und die Fahrgeräusche deutlich hörbar sind.
Bereits jetzt sind zuviele Bereiche bezügl. Auto und Verkehr durch Verbote geregelt – eine PS-Begrenzung wäre der nächste Schritt zur Entmündigung von Autofahreren. Es fehlt nicht viel und es wird über die Helmpflicht im Auto diskutiert! Sinnvoller: Aufklärung und Bewusstseinsbildung von Führerschein-Neulingen für Geschwindigkeit und physikalische Gegebenheiten beim Autofahren. Die jugendlichen Autofahrer dürfen nicht aus der Verantwortung für eine angepasste Geschwindigkeit entlassen werden – und genau das würde ein Verbot bzw. eine gesetzliche PS-Einschränkung bewirken.
2 - Hohe Geschwindigkeiten auch bei wenigen PS
Unfälle entstehen nicht durch zu viele PS sondern durch überhöhte Geschwindigkeit – und diese kann auch mit PS-schwachen Autos erreicht werden. Um durch eine PS-Beschränkung weniger Unfälle durch erhöhte Geschwindigkeit zu erreichen, müssten die Leistungs/PS-Grenzen unrealistisch niedrig angesetzt werden, denn jedes 90-PS-Auto erreicht heutzutage 160 km/h und mehr.
3 - Gefahr für L17
Eine PS-Begrenzung für junge Fahrer würde das sinnvolle und erfolgreiche Ausbildungsmodell des L17-Führerscheines massiv gefährden. Für den Fahrunterricht wird meist das Familienauto verwendet – man kann Familien aber unmöglich vorschreiben, ein leistungsschwaches Auto nur für die L17-Ausbildungsfahrten zu kaufen. Die PS-Beschränkung würde somit eine der Sicherheit dienlichen Ausbildungsvariante massiv einschränken.
4 - Kein Massenphänomen
Warum soll die große Masse mit Verboten belegt werden, nur weil einige wenige Unbelehrbare nicht in der Lage sind, ein PS-starkes Auto sicher zu lenken? Außerdem: 99% der Führerschein-Neulinge können sich die hohen Versicherungsbeiträge von stark motorisierten PKW ohnehin nicht leisten.
5 - PS keine Hauptunfallursache
Das häufigste Unfallursache laut Statistik ist Ablenkung und nicht erhöhte Geschwindigkeit. Das Problem: Unfälle von jungen Rasern erregen medial viel höhere Aufmerksamkeit als Unfälle, die durch SMS-tippselnde Autofahrer verursacht werden. Nur deshalb wird die Diskussion um eine PS-Beschränkung immer wieder medial aufbereitet und von der Politik genutzt, um öffentlichkeitswirksam "Gegenmaßnahmen" zu fordern.