Martin Czwiertnia
Sportluftfilter: Was können sie wirklich?

Sportluftfilter: Was können sie wirklich?

Sportluftfilter versprechen mehr Leistung mit wenig Kosten und Aufwand – das können sie aber nur in den wenigsten Fällen wirklich erfüllen.

Zuletzt aktualisiert am 03.05.2023

Mehr Luft – bessere Leistung. Das ist der simple Grund für die Verwendung eines Sportluftfilters. In der Theorie ist damit nicht nur ein lauterer Sound, sondern auch eine Verbesserung der Motorleistung möglich. In der Praxis ist diese Steigerung aber minimal, in vielen Fällen sinkt die Motorleistung sogar, wenn Sportluftfilter nicht optimal auf den Motor abgestimmt sind. Auch der Kostenvorteil durch die Wiederverwendbarkeit ist vernachlässigbar.

Was bringen Sportluftfilter?

Generell gibt es zwei Arten von Luftfiltern: Tauschfilter und Sport-Ansaugsysteme (sogenannte „Air Intakes“). Tauschfilter haben dieselbe Größe wie die originalen und werden in das bestehende Filtergehäuse gesetzt. Der wesentliche Unterschied besteht im Material:  Tausch-Sportluftfilter bestehen meist aus ölgetränkter Baumwolle oder Schaumstoff, während ein normaler Luftfilter aus Papier besteht. Sportluftfilter sind damit nach einer entsprechenden Reinigung wiederverwendbar. Air-Intake-Systeme sind meist kegelförmig und docken direkt am Ansaugtrakt an. Bei diesen Systemen wird nicht nur die Luftzufuhr optimiert, sondern auch das Motorengeräusch intensiver.

Viele Hersteller werben damit, dass mit dem Einbau eines Air-Intake-Systems anstelle des Serienluftfilters die Leistung des Motors gesteigert werden kann. Das System bewirkt, dass die Drosselklappe sich bei niedrigen Drehzahlen proportional weiter öffnet, sodass mehr Leistung mit weniger Verzögerung abrufbar ist. Diese steilere Ansprechgeschwindigkeit des Motors soll ihn gerade im unteren Drehzahlbereich bissiger machen.

Der ADAC hat in einem Betriebstest allerdings nachgewiesen, dass die versprochene Steigerung – wenn überhaupt – nur minimal ausfällt. Bei einem Beschleunigungstest von 30 auf 140 km/h war das Fahrzeug mit dem besten Ansaugsystem gerade einmal 2,4 Prozent schneller als das vergleichbare mit Originalfilter. Das sind nur wenige Zehntelsekunden. Ein getestetes Produkt zeigte sogar schlechtere Beschleunigungswerte als das Original. Tests von TÜV und DEKRA haben ähnliche Ergebnisse dokumentiert.

Kann der Sportluftfilter Probleme bereiten?

Durch die Durchtränkung mit Öl leidet die Filterleistung, die für einen effizienten Motorenbetrieb essenziell ist. Viele Sportluftfilter weisen daher deutlich höhere Partikelbelastungen auf als Originalfilter, was zu einem höheren Motorverschleiß führen kann. Staub und Schmutz werden dann nicht ausreichend herausgefiltert, bevor die Luft in den Motor gelangt. Vor allem ölgetränkte Schaumfilter neigen zu einem hohen Druckverlust bei niedrigen Abscheidegraden. Auch ein höherer Verbrauch ist möglich.

Teure Sportluftfilter können zwar gereinigt und damit mehrfach verwendet werden, die Reinigung muss aber deutlich öfter erfolgen (etwa alle 15 – 30.000 Kilometer) und ist nur mit Spezialreiniger möglich. Im Anschluss muss das Spezialöl wieder aufgebracht werden. Günstiger sind sie deshalb nicht: nach einer Berechnung des ADAC beträgt die Kosteneinsparung gegenüber den serienmäßigen Tauschfiltern nach 250.000 Kilometern Laufleistung nur etwa zwei bis elf Euro.

Erwähnenswert ist außerdem, dass bei vielen Herstellern der Garantieanspruch oder die Mängelhaftung erlischt, wenn man eigenmächtig einen nicht-serienmäßigen Luftfilter einbaut. Dies ist insbesondere dann der Fall, wenn der Tauschfilter über keine Bestätigung nach der EU-Gruppenfreistellungs-Verordnung hat bzw. für die entsprechende Automarke nicht freigegeben wurde. Beim Einbau eines Tauschfilters ist daher darauf besonders zu achten, ansonsten bleibt man schlimmstenfalls auf entstandenen Schäden sitzen.

Kosten

Das Angebot an Sportluftfiltern ist riesig, allein für die gängigen BMW-Marken werden 30 bis 50 verschiedene Systeme angeboten. Entsprechend groß ist auch die Preisrange: ab etwa 10 Euro ist man dabei, Air Intake Systeme kosten bis etwa 500 Euro. Wer ob der Vielfalt den Überblick verliert, sollte sich an einen Tuning-Experten oder eine freie Werkstatt wenden und beraten lassen.

FAQ: Häufige Fragen zu Sportluftfiltern

Muss der Sportluftfilter an den Motor angepasst werden?

Ja, vor allem jene, die die Drosselklappenöffnung verändern. Das Pumpen von mehr Kraftstoff in einen Motor ohne eine entsprechende Erhöhung der Luftmenge erhöht die Leistung nicht. Stattdessen läuft unverbrannter Kraftstoff in die Auspuffanlage, was zu höheren Emissionen führt.

Worauf ist beim Einbau besonders zu achten?

Beim Tausch dürfen keinesfalls Schmutzpartikel in die Luftkanäle gelangen. Daher sollte das Filtergehäuse mit einem Staubsauger gereinigt werden – nicht mit Bürsten oder Druckluft, da so Schmutzpartikel in den Motor gelangen können.

Muss der Einbau eines Sportluftfilters eingetragen werden?

Der Einbau eines nicht-serienmäßigen Luftfilters ist in der Regel eintragungspflichtig, auch wenn eine Betriebserlaubnis oder ein Teilegutachten vorhanden sind. Ein solches muss jedenfalls Werte zu Abgasen, Motorleistung und Geräusch enthalten. Sorgt der Sportluftfilter für einen lauteren Sound, so darf der maximale Schallpegelgrenzwert aus dem Zulassungsschein nicht überschritten werden.

Fazit

Wer die Wahl hat, hat die Qual. Für jedes Fahrzeug gibt es eine Fülle an Nachbau-Sportluftfiltern – um vergleichsweise wenig Geld und meist zum Selbsteinbau. Auch wenn diese den Sound etwas verbessern: eine Leistungssteigerung des Motors geht in den wenigsten Fällen damit einher. Im Gegenteil, vielfach wird dem Motor damit mehr geschadet als genützt. Die geringen Kosten werden zudem durch höhere Wartungsintervalle wieder wettgemacht.

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