Martin Czwiertnia
Standheizung nachrüsten: Was man wissen muss

Standheizung nachrüsten: Was man wissen muss

Angenehme Temperaturen und freie Sicht im Winter: Was man beachten muss, wenn man eine Standheizung nachrüsten möchte, erfahrt ihr hier.

Zuletzt aktualisiert am 30.11.2023

Wer im Winter mit dem Auto zur Arbeit fährt, kennt das Problem: Das Eiskratzen nimmt wertvolle Zeit in Anspruch, die man lieber noch im warmen Bett verbracht hätte, und die ersten Kilometer friert man auch im Auto weiter. Für alle, die das nicht möchten, kann eine Standheizung eine sinnvolle Alternative darstellen – doch bei weitem nicht alle Autos haben eine solche an Bord. Wie man eine Standheizung nachrüsten kann und was man dabei beachten muss, erfahrt ihr hier.

Achtung: In Österreich ist es verboten, den Motor während des Eiskratzens laufen zu lassen. Das „Warmlaufenlassen“ des Motors stellt laut Kraftfahrgesetz eine „vermeidbare Luftverunreinigung“ dar und kann mit Geldstrafen bis zu 5.000 Euro geahndet werden, üblich sind Strafen zwischen 75 und 150 Euro. Auch eurem Auto tut ihr damit nichts Gutes: Läuft der Verbrennungsmotor im Stillstand warm, erhöht das den Verschleiß. Wer nur ein kleines „Sichtfenster“ auf der Windschutzscheibe vom Eis befreit, riskiert ebenfalls eine Strafe bis zu 5.000 Euro.

Standheizung nachrüsten: Luxus für die kalte Jahreszeit

Obwohl eine Standheizung vor allem für Vielfahrer:innen in den Wintermonaten komfortabel ist, wird sie für viele Modelle nicht als (Zusatz-)Ausstattung angeboten. Die einzige Option für Kälte-Phobiker:innen bleibt in diesem Fall eine Nachrüstung auf eigene Faust, die für Laien allerdings praktisch nicht zu bewältigen ist. Zusätzlich zu den Kosten für das Gerät selbst kommt also noch der Einbau. Wer eine Standheizung nachrüsten möchte, muss also einigermaßen tief in die Tasche greifen: Je nach Anbieter, Fahrzeug und Gerät werden dafür ungefähr zwischen 1.000 und 2.000 Euro fällig.

Billiger wird’s für all jene, deren Fahrzeug bereits über einen kraftstoffbetriebenen Zuheizer verfügt – die Aufrüstung zur vollwertigen Standheizung ist in diesem Fall deutlich günstiger (siehe unten). Viele meinen trotzdem, dass sich die Anschaffung einer Standheizung für die wenigen Wintermonate im Jahr nicht auszahlt. Wer sich diesen Luxus trotzdem leisten möchte, kann sein Fahrzeug damit in der kalten Jahreszeit vorheizen, sodass der Innenraum beim Einsteigen bereits warm ist und die Scheiben abgetaut sind.

Wers beim Autofahren im Winter gerne wärmer hätte, kann eine Standheizung nachrüsten.
Der Gedanke, jeden Tag in ein eiskaltes Fahrzeug steigen zu müssen, lässt manchen Autofahrer:innen das Blut in den Adern gefrieren. © Bild: CC0/holyman70

Auch der Motor profitiert

Nicht nur für den Menschen, der ansonsten frieren und eiskratzen müsste, bietet eine Standheizung Vorteile. Auch der Motor freut sich, wenn er keinen belastenden Kaltstart mehr hinlegen muss, und dankt es im besten Fall mit einer verlängerten Lebensdauer. Schadstoffausstoß und Treibstoffverbrauch werden ebenfalls verringert.

So funktioniert die Standheizung

Kraftstoffbetriebene Standheizungen

Es gibt sowohl wasser- als auch luftbasierte Standheizungen, die mit Kraftstoff betrieben werden. In Pkw kommen meist erstere zum Einsatz, diese werden im Motorraum verbaut und sind an den Kühlwasserkreislauf angeschlossen. Wasserbasierte Modelle heizen das Kühlwasser auf, das durch Zirkulation sowohl den Auto-Innenraum als auch den Motorblock erwärmt. Dafür benötigt die Standheizung sowohl Kraftstoff aus dem fahrzeugeigenen Tank, als auch Strom von der Batterie. Das selbe gilt für luftbasierte Standheizungen; diese erwärmen aber nicht das Kühlwasser, sondern erzeugen mit Hilfe von Strom und Kraftstoff heiße Luft, die in den Fahrzeuginnenraum geblasen wird.

Elektrische Standheizungen

Für alle, die eine Steckdose in der Nähe des Autoabstellplatzes zur Verfügung haben, kommt auch eine elektrische Standheizung in Frage. Diese erwärmt das Kühlwasser, ohne dass zum Betrieb Kraftstoff benötigt wird. Da für diese Systeme ein Stromanschluss erforderlich ist, sind sie für unterwegs aber nicht geeignet.

Standheizung nachrüsten: So geht’s

Nahezu jedes Auto kann mit einer Standheizung ausgestattet werden. Die Nachrüstung wird von diversen Drittanbietern angeboten. Alternativ dazu kann man auch nur das Gerät kaufen und den Einbau von einer Werkstatt seines Vertrauens durchführen lassen. Wer eine Standheizung nachrüsten möchte, sollte sich vor dem Kauf über die für das jeweiligen Fahrzeug verfügbaren Optionen informieren und im Zweifelsfall Rücksprache mit den Experten halten, die den Einbau übernehmen sollen.

Betrieb und Steuerung einer Standheizung

Standheizungen können mittels Zeitschaltuhr programmiert werden, was für all jene sinnvoll ist, die jeden Tag zur selben Uhrzeit ins Auto steigen müssen. Die Bedienung kann je nach Modell aber auch via Funkfernbedienung, Anruf oder SMS, oder auch per Smartphone- bzw. Tablet-App erfolgen. Zur Erwärmung des Auto-Innenraums sowie des Abtauens der Scheiben empfiehlt sich – immer auch abhängig von der aktuellen Außentemperatur sowie der Größe des Fahrzeugs – eine „Vorheizdauer“ von etwa 20 Minuten.

Strom- und Kraftstoffverbrauch

Eine Standheizung verbraucht durchschnittlich etwa 0,5 Liter pro Stunde. Das wird durch den niedereren Verbrauch eines vorgewärmten im Gegensatz zu einem kalten Motor aber nahezu wieder ausgeglichen.

Achtung: Für den Betrieb einer Standheizung wird auch Strom benötigt. Daher gilt: So lange man heizt, so lange sollte man dann auch fahren, damit die Batterie wieder entsprechend aufgeladen wird. Angst vor einer leeren Batterie brauchen Besitzer einer Standheizung aber nicht zu haben: Moderne Geräte verfügen über einen so genannten Unterspannungsschutz, der verhindert, dass das Gerät die Energiereserven aufbraucht.

Wartung

Im Optimalfall sollte die Standheizung bis zum Ende des jeweiligen Autolebens funktionieren. Eine besondere Wartung ist normalerweise nicht notwendig. Hersteller empfehlen allerdings, die Standheizung mindestens einmal im Monat für 10 Minuten bei kaltem Motor auf niedrigster Stufe laufen zu lassen.

Zuheizer / Standheizung nachrüsten

Nicht zu verwechseln ist die Standheizung mit dem so genannten Zuheizer, der in den meisten modernen Diesel-Pkw bereits Standard ist. Dieser dient der zusätzlichen Erwärmung von Motor, Getriebe und /oder Fahrzeuginnenraum. Im Gegensatz zur Standheizung läuft der Zuheizer aber nur bei laufendem Motor. Es gibt sowohl elektrische als auch kraftstoffbetriebene Zuheizer, letztere können vergleichsweise kostengünstig zu einer vollwertigen Standheizung aufgerüstet werden. Wer eine Standheizung nachrüsten möchte, hat damit einen Vorteil.

Verschiedene Arten von Standheizungen im ÖAMTC-Test

Um die verschiedenen Arten von Standheizungen in Hinblick auf Funktionsweise und Umweltverträglichkeit zu testen, hat der ÖAMTC drei Systeme (benzin-, diesel- und elektrisch betrieben) einem Vergleich unterzogen.

Dafür wurde ermittelt, wie lange die Erwärmung des Fahrzeuginnenraums auf 21 °C bei einer Außentemperatur von -10 °C mit den verschiedenen Systemen in Anspruch nimmt. Außerdem wurden die Emissionen der Standheizungen gemessen, zudem erfolgten Messungen im Fahrzyklus WLTP mit kalten und vorgewärmten Motoren.

Standheizung nachrüsten: Was man wissen muss
© Bild: ÖAMTC

Schadstoff- und Partikelemissionen

Bei älteren Benzinern wurde bei vorgewärmtem Motor eine zum Teil deutliche Reduktion der Schadstoff- und Partikelemissionen gegenüber einem Kaltstart festgestellt. Bei neueren Benzinern mit Partikelfilter, aber auch bei Diesel-Standheizungen können sich bei den Partikelemissionen im Gegensatz dazu sogar Nachteile ergeben, so der ÖAMTC. Grund dafür ist, dass die Fahrzeuge selbst im Gegensatz zu den Standheizungen mit wirkungsvollen Filtersystemen ausgestattet sind.

„Die Tests haben gezeigt, dass rund die Hälfte der Partikelemissionen einer Standheizung bereits beim Ein- und Ausschalten entstehen. Man sollte die Standheizung also nie ’nur kurz‘ aktivieren„, rät ÖAMTC-Techniker Steffan Kerbl. Elektrische Standheizungen verursachen keinen direkten Schadstoffausstoß und können die Emissionen sogar verringern, wenn man mit dem elektrisch vorgewärmten Fahrzeug los fährt.

Kraftstoffbetriebene vs. elektrische Standheizungen

Im Vergleich von kraftstoffbetriebenen und elektrischen Systemen kommt es auf den geplanten Einsatz an. „Die meisten Fahrzeugbesitzer werden mit einer kraftstoffbetriebenen Standheizung am besten bedient sein“, sagt Kerbl. „Diese Systeme funktionieren unabhängig vom Stromnetz und haben eine gute Heizleistung. Damit ist auch bei tiefen Temperaturen ein eisfreies und gut vorgewärmtes Auto gewährleistet.“

Wer häufig längere Strecken fährt, ist mit Inline-Lösungen, die an den Kühlwasserkreislauf des Motors angeschlossen sind und den Motorblock mit erwärmen, besser beraten. Systeme, die nur den Fahrzeuginnenraum wärmen (so genannte Insel-Lösungen), verbrauchen hingegen weniger Energie und eine geringere Vorheizdauer und sind daher laut ÖAMTC für alle, die meist nur kurze Strecken fahren, empfehlenswert.

Generell gilt: Um eine Entladung der Batterie zu vermeiden, sollte die Stand-Heizzeit nie länger als die anschließende Fahrzeit sein. Die elektrische Standheizung benötigte zum Vorheizen im ÖAMTC-Test mit rund 50 Minuten relativ lange. Auch hier gibt es Inline- und Insel-Lösungen, wobei letztere den Fahrzeuginnenraum deutlich schneller erwärmen.

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