Finanzieren und Versichern – Gut geborgt?

Autos wollen zuerst bezahlt und dann versichert werden. Bleibt die Frage: Kredit oder Leasing? Und wie findet man die günstigste Versicherung?

autorevue Magazin
Zuletzt aktualisiert am 25.08.2021

Barkauf wäre schön für die Käufer, in der Praxis aber werden Autos meistens per Kredit oder Leasing finanziert. Michael Osinger, Leasingexperte der Erste Bank: „Leasing ist längst keine exotische Finanzierungsform mehr, die Leasingquote liegt derzeit bei 34,5 Prozent, bei betrieblich genutzten Autos quer durch alle Fahrzeugklassen sogar bei 46,4 Prozent.“ Wie viele Autos per Kredit finanziert werden, ist nicht so leicht festzustellen, denn wer das Geld bar mitbringt, wird nicht gefragt, ob er gespart, geerbt oder geborgt hat. Grundsätzlich gilt: Die Auswahl der Finanzierungsform will gut überlegt sein, und sie braucht Zeit. Für die Auswahl des neuen Lebensabschnittsautos gönnt man sich ja auch Wochen oder Monate.

Kredit oder Leasing?

Welche Finanzierungsform man wählt, hängt an persönlichen Vorlieben und den zu zahlenden Summen – und die sind oft nicht auf den ersten Blick ersichtlich. Andrea Hansal, IngDiba: „Wirklich vergleichen lassen sich Kredit und Leasing erst, wenn man die Gesamtsummen und nicht nur die Monatsraten betrachtet. Beim Kredit ist die monatliche Belastung höher, dafür ist beim Leasing eine Anzahlung zu leisten, und am Ende ist der Restwert zu zahlen, wenn man das Auto weiterfahren möchte.“ Und: „Bei einem Kredit ist nicht der nominale Zinssatz ausschlaggebend, wie er in der Werbung steht, sondern der effektive, also inklusive aller Gebühren und verpflichtenden Zusatzversicherungen.“

Wie hoch die Gesamtbelastung, also die Summe inklusive aller Gebühren und Raten bei Kredit oder Leasing ist, muss in einem Anbot ohnedies aufgelistet sein. Bei einer angebotslosen Anfrage merkt man einfach an, dass man gerne eine detaillierte Auflistung hätte.

Ob Kredit oder Leasing günstiger ist, kann also pauschal nicht beantwortet werden. Meist sind die Unterschiede zwischen einzelnen Angeboten größer als die Differenzen zwischen den Finanzierungsformen. Daher ist es klug, möglichst viele Angebote einzuholen und zu vergleichen.

Unterschiede ergeben sich, wenn man das Auto später verkaufen will: Ein gekauftes Auto ist für den Leasingmarkt verloren, während bei einem geleasten der Leasingvertrag weitergegeben werden kann. Das erweitert den Kreis der potenziellen Käufer.

Die Draufgaben

Gaben früher die Kfz-Versicherer allerlei Rabatte, so sind heute die Leasinganbieter und Kreditinstitute einfallsreich beim Anpreisen von Alleinstellungsmerkmalen.

Beim s-Leasing beispielsweise wird der All-Inclusive-Gedanke auch für Private beliebter: So gibt’s für Leasingnehmer mit einer Tankkarte günstigeren Sprit und niedrigere Preise bei Mietwagen, Raststätten und Autozubehör.

Die Bawag PSK bietet in ihrer „KreditBox Auto“ für Kredit und Leasing die Bestpreisgarantie – wer innerhalb von vier Wochen nach Vertragsabschluss eine EU-Standardinformation einer anderen österreichischen Bank oder Leasingfinanzierungszusage einer österreichischen Leasinggesellschaft vorweist, in der das vergleichbare Produkt günstiger angeboten wird, bekommt auch bei der Bawag PSK diese Bedingungen.

Eine Kaufpreisversicherung, die nach einem Totalschaden den vollen Neupreis auszahlt und damit den Kauf eines Neuwagens ermöglicht, gibt’s bei UniCredit Leasing 24 Monate lang, bei Raiffeisen Leasing für 36 Monate.

Fixe & variable Zinsen

Wer einen Kreditvertrag abschließt, kann sich zwischen fixen und variablen Zinsen entscheiden. Fixe Zinsen bleiben während der Laufdauer des Kredits gleich, sie sind aber höher als der derzeit sehr niedrige variable Zinssatz.

Ein variabler Zinssatz ist derzeit sehr niedrig, kann aber wieder steigen. Er wird alle drei Monate an den EURIBOR-Zins angepasst, Prognosen über dessen Entwicklung sind schwierig.

Falls man in eine Notlage gerät, die keine finanziellen Mittel für die Leasingrate übrig lässt, ist Totstellen die schlechteste Lösung. Am besten sucht man dann das Gespräch mit der Leasinggesellschaft.

Wie ein Barzahler

Hat man sich für eine Finanzierungsform entschieden, dann tritt man im Autohandel am -besten auf wie ein Barzahler, feilscht um den niedrigsten Preis und spricht dann erst das Zahlen an. Peter Heinzl, Abteilungsleiter der Betriebsunterstützung bei Raiffeisen Leasing: „Wer per Kredit oder mit einem unabhängigen Leasinginstitut finanziert, gilt für den Autohandel ohnedies als Barzahler. Das ist einer der Hauptvorteile markenunabhängiger Leasinginstitute.“

Ob der Leasingvertrag am besten beim Autohandel oder bei einer unabhängigen Bank abgeschlossen wird, ist gesamt aber nicht so einfach zu beantworten. Oft wollen Importeure mit günstigen Leasingkonditionen den Verkauf eines bestimmten Modells pushen, andererseits erhält der Autoverkäufer wahrscheinlich eine Provision für den Leasingvertrag, die eher auch die Käufer bezahlen.

Zu bedenken

Was man wissen soll, bevor man einen Leasingvertrag abschließt: Die Anzahlung kann als Depotzahlung oder als Mietvorauszahlung deklariert sein. Eine Depotzahlung wird für den Kunden veranlagt, dient also nach Ablauf der Leasingdauer eventuell zum Auszahlen des Restwertes. Eine Mietvorauszahlung wird sukzessive den somit verringerten Raten zudosiert.

Manche Leasingunternehmen setzen den Restwert noch immer unrealistisch hoch an, um mit niedrigen Monatsraten Kunden zu überzeugen. Kauft man das Auto nach Ablauf der Leasingdauer, zahlt man daher einen überhöhten Preis. Gibt man es der Leasinggesellschaft zurück und erlöst sie nicht den im Vertrag notierten Restwert, zahlt man als Ex-Leasingnehmer die Differenz.

Falls beim Restwert das Wort Andienungsrecht steht, muss der Leasingkunde das Auto auf jeden Fall bei Vertragsende kaufen.

Eine sogenannte GAP-Versicherung ist sehr empfehlenswert, wenn sie nicht ohnedies dabei ist. Sie deckt jene Differenz zwischen Zeitwert des Autos und Forderung der Leasinggesellschaft ab, die sonst den Leasingnehmer trifft, wenn das Auto nach wenigen Monaten einen Totalschaden erleidet oder gestohlen wird. Grund dieser Wertdifferenz: Wie bei einem Kredit werden beim Leasing mit den ersten Raten hauptsächlich die Zinsen bezahlt und nur zum geringen Teil der Wertverlust des Autos. Der ist aber gerade am Anfang hoch. Bei Diebstahl oder Totalschaden ist der Wiederbeschaffungswert also deutlich geringer als die noch ausständige Leasingsumme, ohne GAP-Versicherung trifft die Differenz den Leasingnehmer.

Das geleaste Auto bleibt Eigentum der Leasinggesellschaft, weshalb so manche Umbauten (Verbreiterungen, Spoiler, Tieferlegungen …) eher ungern gesehen werden, mit entsprechenden Folgen.

Auslandsreisen sind mit geleasten Autos problemlos möglich, sehr exotische Reiseziele (Wüstendurchquerungen, Ausflüge nach Sibirien …) sollten aber wegen des Versicherungsschutzes vorab mit der Leasinggesellschaft abgeklärt werden.

Probleme?

Im Schnitt funktioniert der Finanzierungsmarkt erstaunlich reibungslos. Die gesetzlichen Bestimmungen sind so, dass Konsumenten ordentlich informiert werden müssen, und wer eine Passage des Vertrages nicht versteht, wird zum Beispiel beim Verein für Konsumenteninformation (VKI) Hilfe beim Übersetzen ins Allgemeinverständliche finden. Vermeintliche Problemfälle rühren nämlich meistens daher, dass Kunden die Bestimmungen nicht flächendeckend durchgelesen und einer verlockend niedrigen Monatsrate vertraut haben. Gerhard Rauscher, UniCredit Leasing: „In den letzten zwei Jahren sind die Ausfälle nochmals weniger geworden. Es hat sozusagen ein Downsizing des Marktes stattgefunden, viele Kunden schrauben beim Autokauf um eine Klasse zurück.“

Falls man dennoch in eine Notlage rutscht, die keine finanziellen Mittel für die Leasingrate übrig lässt, ist Totstellen die schlechteste Lösung. Gerhard Rauscher: „Bei Zahlungsverzug ist es am besten, aktiv das Gespräch mit der Leasinggesellschaft zu suchen, statt abzuwarten, bis Mahnungen oder Verdachtskündigungen im Raum stehen. Dann werden nämlich auch Mahnspesen fällig, während wir im Gespräch immer eine Lösung finden können.“

Die Versicherung

Wer ein Auto zum Verkehr zulassen will, muss es auch versichern. Bei einem Neuwagen -werden nur Spielernaturen auf eine Vollkaskoversicherung verzichten, und der Vergleich der Summen wird von online-Rechnern wie durchblicker.at oder versichern24.at deutlich erleichtert. Auch hier gilt: Nicht die Raten alleine sind entscheidend, auch der Selbstbehalt im Schadensfall zählt, ebenso ist die Deckungssumme des Haftpflicht-Anteils entscheidend. Sieben Millionen Euro Mindest-Deckungssumme sind derzeit vorgeschrieben, das klingt auf den ersten Blick auch völlig ausreichend. Um diese Summe zu überschreiten, ist allerdings kein Horrorszenario mit brennenden Großstädten nötig, denn die Haftpflichtversicherung muss beispielsweise auch den verletzungsbedingten Verdienstentgang bei am Unfall unschuldigen Gegnern abdecken. Wer also einem Star-Pianisten einen Finger irreparabel krümmt, dessen Haftpflichtversicherung wird recht viel zu zahlen haben.

Die bei einem Internet-Versicherungsvergleich ermittelte Prämie ist aber nicht in Stein gemeißelt, sondern sozusagen die Basis für Preisverhandlungen. Die Zahl möglicher Rabattgründe hat sich zwar seit einigen Jahren deutlich verringert – vorbei sind die Jahre, als man nach Geschlecht, Dienstgeber, Wohnbezirk und noch viel mehr potenziellen Rabattgründen befragt wurde und pensionierte Priester aus Güssing die niedrigsten Prämien zu zahlen hatten. Man kann aber natürlich nach Preisnachlässen fragen.

Etwas schwieriger ist das Finden einer Versicherung für jugendliche Fahranfänger. Wer zur statistisch risikoträchtigsten Gruppe zählt, wird nicht immer gerne genommen, manchmal -zahlen Fahranfänger auch höhere Prämien. Ähnlich schwierig ist die Situation für notorische Bruchpiloten: Wer wegen zu hoher Schadenshäufigkeit gekündigt wird und keinen neuen Versicherer findet, bekommt vom Versicherungsverband einen zugewiesen. Der muss Autofahrer mit hoher Schadensfrequenz akzeptieren, darf aber natürlich eine höhere Prämie aufrufen.

Freilich kann man auch ohne Autokauf zu einer günstigeren Versicherung wechseln, aber nicht immer.

Autobesitzern ist die Kündigung nämlich nur möglich:

> beim Fahrzeugwechsel,
> bis zu zwei Monate nach der Ankündigung einer Prämienerhöhung,
> bis zu einen Monat vor dem jährlichen Stichtag (darunter versteht man den Ersten des dem Vertragsabschluss folgenden Monats),
> nach Schadensfällen bis zu einen Monat nach Eintreffen der Verständigung, ob entschädigt wird oder nicht.

Wichtig: Die alte Versicherung kündigt man klugerweise erst dann, wenn die definitive Zusage der neuen im Postkasten oder Mailordner eintrifft.

Finanzierung online?

Für den Informationsfluss vor dem Autokauf ist das Internet wichtig, eine Probefahrt ist aber nur in der realen Welt möglich. So werden auch Leasingverträge meistens von echten Menschen abgeschlossen, obwohl per Computer bisweilen die Bearbeitungsgebühren niedriger wären. Wünschenswert wäre ein Vergleichsrechner mit allen Anbietern, der aber nicht so schnell kommen wird: Schließlich sind bei der Finanzierung die individuellen Faktoren des Kunden wichtiger als beispielsweise bei Kfz-Versicherungen. Bei der Kreditvergabe spielen allerdings Digitalbanken eine immer größere Rolle, so kann -beispielsweise bei der Hello bank! zum Fixzins Geld geliehen werden, die Online-Kreditzusage kommt innerhalb von 30 Sekunden.