Tamara Schögl
Motorradbekleidung von Kopf bis Fuß

Motorradbekleidung von Kopf bis Fuß

Vom Helm über die Jacke bis zu den Stiefeln: Gute Motorradbekleidung sollte für jeden Biker zur Grundausstattung gehören.

Veröffentlicht am 01.06.2023

Motorradbekleidung kann bei einem Unfall vor Verletzungen schützen. Insbesondere bei hohen Temperaturen verzichten viele Motorradfahrer trotzdem auf die entsprechende Schutzbekleidung: In einer Erhebung im Jahr 2017 stellte der ÖAMTC fest, dass von 548 Motorradfahrern im Großraum Wien gerade einmal 36 Prozent eine Motorradjacke und nur 15 Prozent eine Motorradhose trugen.

Bei den Rollerfahrern war die Bilanz noch ernüchternder: Von 798 Personen trugen nur drei Prozent eine Motorradjacke und keine einzige eine Motorradhose. Jeder fünfte Motorradfahrer und jeder zweite Rollerfahrer war sowieso nur mit kurzer Hose und kurzärmligem Oberteil unterwegs. Dabei kann die richtige Motorradbekleidung im Fall eines Sturzes schon bei niedrigen Geschwindigkeiten vor schweren Verletzungen schützen.

Noch kein:e Biker:in? Alle Infos zum Motorradführerschein in Österreich findet ihr hier.

Motorradhelm

Die Helmpflicht ist im Kraftfahrgesetz verankert, ein Motorradhelm gehört also zur verpflichtenden Grundausstattung.

  • Integralhelme umschließen den ganzen Kopf inklusive Kinnpartie und bieten daher von allen Helmarten den besten Schutz. Sie verfügen über ein aufklappbares Visier.
  • Bei Jet- oder Halbschalenhelmen bleibt das Gesicht frei, daher werden sie auch “Open-Face-Helme” genannt. Sie umschließen also nicht den ganzen Kopf wie Integralhelme, wodurch die Kinn-Kieferpartie ungeschützt bleibt.

Bei allen Arten von Helmen ist ein rundum fester Sitz wichtig, jedoch dürfen auch nach längerer Tragedauer keine Druckstellen oder Schmerzen entstehen. Zudem müssen alle Motorradhelme, die auf österreichischen Straßen genutzt werden, ein ECE-Prüfzeichen aufweisen.

Seit 3. Juni 2022 wird nur mehr nach der neuen Sicherheitsnorm ECE 22.06 geprüft, die die zuvor rund 20 Jahre gültige Norm ECE 22.05 abgelöst hat. Nach der „alten“ Norm ECE 22.05 geprüfte Helme dürfen zwar noch verwendet werden, bei einem Neukauf sollte man im Sinne der maximalen Sicherheit aber nach Möglichkeit zu einem nach der neuen Norm geprüften Modell greifen.

Tipp: Unseren ausführlichen Ratgeber rund ums Thema Motorradhelme findet ihr hier.

Motorradjacken

Standard in Sachen Motorradbekleidung: Eine Motorradjacke sollte ebenfalls zur Grundausstattung jedes Motorradfahrers gehören, auch wenn ihre Verwendung nicht gesetzlich vorgeschrieben ist.

  • Der Klassiker sind Modelle aus festem Leder in einer Stärke ab einem Millimeter (z.B. vom Rind oder Pferd) mit eingearbeiteten Protektoren. Sie bieten aufgrund der Widerstandsfähigkeit des Materials generell den besten Schutz. Viele moderne Leder-Motorradjacken sind an gewissen Stellen mit textilen Stretch-Einsätzen versehen, um die Bewegungsfreiheit zu erhöhen.
  • Mittlerweile gibt es aber auch bereits zahlreiche Motorradjacken aus reiß- und abriebfestem textilen Gewebe. Diese sind in der Schutzwirkung nicht ganz so gut wie Leder, punkten aber durch Vorteile wie ein geringeres Gewicht, eine bessere Atmungsaktivität und eine höhere Bewegungsfreiheit. Zudem kommen laufend neue Textil-Motorradjacken auf den Markt, die je nach Material und Ausführung nahezu so gut schützen wie die Klassiker aus Leder.

Motorradhosen

Ebenso wie Motorradjacken sind auch Motorradhosen in Leder und Textil erhältlich.

  • Der Klassiker sind Motorradhosen aus festem Leder, die durch die hohe Widerstandsfähigkeit eine gute Schutzwirkung bieten.
  • Beliebt sind Bikerjeans, die aus speziellem reißfesten Denim bestehen.
  • Auch Motorradbekleidung aus Kevlar erfreut sich hoher Beliebtheit: Die synthetische Faser wird aufgrund ihrer hohen Schutzwirkung, Hitzebeständigkeit und Schnittfestigkeit im Bereich der Schutzkleidung eingesetzt.
  • Die Motorradhose sollte über gut anliegende Protektoren an den Knien und optimalerweise auch an der Hüfte verfügen.
  • Belüftungsreißverschlüsse können nach der Fahrt geöffnet werden, um den Tragekomfort zu erhöhen. Sie sind aber nicht unbedingt notwendig.

Motorradstiefel

Bei der Wahl des Schuhwerks sollten Motorradfahrer zu mindestens knöchelhohen Modellen greifen. Stiefel sind optimal, um die empfindliche Knöchel- und Schienbeinregion zu schützen.

  • Motorradstiefel sollten idealerweise über eine Schalthebelverstärkung, einen Zehen- und Fersenschutz verfügen und mit einer stabilen Sohle ausgestattet sein.
  • Motorradstiefel sollten wind- und wasserdicht, aber atmungsaktiv sein.
  • Für optimalen Komfort sollten Motorradstiefel mit Funktionssocken getragen werden.
  • Seitliche Reißverschlüsse erleichtern das Anziehen.
  • Die Prüfnorm für Schutzschuhe für Motorradfahrer ist die EN 13634:2017.
Mit der passenden Motorradbekleidung sind Biker von Kopf bis Fuß gut geschützt.
© Bild: Tamara Schögl
Mit der passenden Motorradbekleidung sind Biker von Kopf bis Fuß gut geschützt. © Bild: Tamara Schögl

Motorradhandschuhe

Beim Motorradfahren sind Handschuhe nicht nur bei niedrigen Temperaturen wichtig, sondern schützen das ganze Jahr über vor Verletzungen im Fall eines Sturzes – genau wie die übrige Motorradbekleidung.

Bei einem Großteil der Motorradunfälle sind auch die Hände betroffen, da diese instinktiv genutzt werden, um einen Sturz abzufangen – es lohnt sich im Sinne der Sicherheit also, in gute Motorradhandschuhe zu investieren.

  • Motorradhandschuhe sollten exponierte Stellen wie die Fingerknöchel, den Handballen und den Handrücken mit Protektoren schützen. Eine Verstärkung aus Schaumstoff reicht hier nicht aus.
  • Ein Motorradhandschuh sollte gut auf der Hand sitzen und gegen Abstreifen gesichert sein, beispielsweise mit einem speziellen Bund oder einem Verschluss.
  • Generell sind Motorradhandschuhe aus Leder abriebfester als Textil-Modelle. Dafür sind Textil-Handschuhe pflegeleichter.
  • Die Beweglichkeit im Handschuh spielt ebenfalls eine Rolle: Gas- und Bremshebel sowie alle Schalter und Knöpfe sollten problemlos betätigt werden können.
  • Besonders praktisch sind Handschuhe mit einem „Scheibenwischer“ (Gummilippe) am linken Zeigefinger: Mit ihnen lässt sich das Visier bei Regenfahrten abwischen.
  • Für Fahren an kälteren Tagen empfiehlt sich ein Modell mit entsprechender Fütterung. Eine atmungsaktive Membran sorgt für hohen Tragekomfort, erhöht aber auch den Preis des Handschuhs.
  • Für Ganzjahresfahrer sind verschiedene Handschuhe für kältere und wärmere Tage empfehlenswert.

Airbag-Westen: Add-On für die Motorradbekleidung

Motorradbekleidung kann auch die Funktion eines Airbags übernehmen: Um Motorradfahrern zusätzlichen Schutz zu bieten, wurden spezielle Westen entwickelt, die sich bei einem Unfall innerhalb eines Sekundenbruchteils mit Luft füllen so vor Verletzungen schützen sollen.

Die so genannten Airbag-Westen bedecken den Brust- und Rückenbereich, die Schultern und die Rippen. Moderne Modelle nutzen Sensoren, um bei einem Unfall selbsttätig auslösen zu können, und sind so ausgeführt, dass sie die Bewegungsfreiheit am Motorrad kaum einschränken. Die beste Schutzwirkung bieten Airbag-Westen bei Geschwindigkeiten um die 50 km/h.

Tipp: Unseren ausführlichen Ratgeber rund ums Thema Airbag-Westen für Motorradfahrer findet ihr hier – inklusive Crashtest-Ergebnissen vom ÖAMTC.

Rechtliche Konsequenzen bei unzureichender Motorradbekleidung möglich

Es ist zwar nicht direkt verboten, Motorräder mit Sandalen oder Sportschuhen zu lenken – der ÖAMTC weist aber darauf hin, dass es durchaus zivilrechtliche Auswirkungen haben kann, ohne passende Schutzbekleidung Motorrad oder Roller zu fahren. „Ungenügende Bekleidung während der Fahrt kann Einfluss auf etwaige Schadenersatzansprüche haben“, erklärt Georg Scheiblauer, Motorrad-Chefinstruktor der ÖAMTC Fahrtechnik.