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Grafische Darstellung von Chiptuning.

Chiptuning: So steigert sich die Motorleistung, ohne Verlust der Garantie

Schneller, stärker, spritziger: Chiptuning liegt im Trend und entlockt dem Motor ungenütztes Potential – allerdings mit einigen Risiken, die schnell ins Auge gehen können.

Zuletzt aktualisiert am 23.02.2023

Mit einer simplen Softwareoptimierung zu mehr Leistung und Drehmoment – das kann das sogenannte „Chiptuning“. Ohne Eingriffe am Motor können so 30 bis 50 PS mehr Leistung abgerufen werden, bei Kosten von einigen hundert Euro. Klingt verlockend – ist aber nicht ganz risikofrei. Worauf beim Chiptuning zu achten ist und welche Aspekte man keinesfalls übersehen sollte, lesen Sie hier in diesem Artikel.

Wie funktioniert Chiptuning?

Ein Motor ist ab Werk so eingestellt, dass er die geltenden Abgasnormen einhält, möglichst wenig verbraucht und lange hält. Dabei wird die volle Leistungsfähigkeit des Motors nicht ausgeschöpft. Durch eine Manipulation des Motorsteuergerätes lässt sich diese Leistungsspitze abrufen, ohne am Motor selbst eine Veränderung vorzunehmen – allerdings zumeist auf Kosten der anderen Faktoren, denn es wird mehr Kraftstoff eingespritzt und der Ladedruck erhöht.

Das Motorsteuergerät überwacht verschiedene Parameter wie die Temperatur und die Last und reguliert dann Kraftstoffeinspritzung, Zündwinkel und Ladedruck, angepasst an das Fahrverhalten. Bei der Softwareoptimierung werden die sogenannten Motorkennfelder verändert und dem Steuergerät damit falsche Werte übermittelt. Leistungssteigerungen von bis zu 30 Prozent sollen bei den gängigen Automarken möglich sein.

Die Softwareoptimierung selbst erfolgt entweder über die standardisierte OBD2-Schnittstelle zur Fahrzeugdiagnose, über die alle nach 2000 zugelassenen Fahrzeuge verfügen. Dazu muss nicht einmal die Motorhaube geöffnet werden. Bei Modellen, die das Software-Überschreiben über die OBD2-Schnittstelle nicht zulassen, muss das Steuergerät ausgebaut und angezapft werden. Bei älteren Modellen ohne Prozessor werden die Chips auf dem Steuergerät ausgelötet, die darauf befindliche Software überschrieben und wieder angelötet. Mit einer Tuning-Box, die zwischen Sensor und Motorsteuergerät geschaltet wird, kann man schließlich dem Steuergerät andere Werte „vorgaukeln“.

Wo liegen die Risiken?

Wer seinem Fahrzeug ein paar Extra-PS verpassen möchte, sollte die damit verbundenen Risiken kennen, sowohl technischer als auch rechtlicher Art. Da die Leistungssteigerung über eine stärkere Kraftstoffzufuhr und einen höheren Ladedruck erfolgt, steigt die Belastung des Motors und er kann schneller verschleißen. Vor allem Komponenten außerhalb des Motors wie der Turbolader, Kupplung oder Getriebe sind den höheren Belastungen oft nicht gewachsen. Auch Katalysatoren werden durch die höheren Temperaturen schneller kaputt. Außerdem steigt der Verbrauch.

Deshalb gilt: Wenn schon Chiptuning, dann unbedingt vom Profi! Vor allem, wenn für die Optimierung das Steuergerät ausgebaut oder Chips ab- und angelötet werden müssen. Das garantiert, dass man ausgereifte, auf den jeweiligen Wagen abgestimmte Software und bei seriösen Betrieben sogar eine Garantie bekommt.

Wichtig zu wissen: mit Chiptuning verliert man üblicherweise die Herstellergarantie auf den Motor und den Antriebsstrang. Deshalb bieten viele Profi-Tuner auch eigene Garantien an. Bei Leasingfahrzeugen ist unbedingt die Genehmigung des Leasinggebers einzuholen, da dieser der Eigentümer des Fahrzeuges ist.

Ist Chiptuning eintragungspflichtig?

Steigt die Motorleistung um mehr als 5 Prozent (darunter macht Chiptuning auch wenig Sinn), so ist die Änderung in Österreich eintragungspflichtig. Der Behörde muss gemeldet werden, wie hoch die neue Leistung tatsächlich ist. Ohne Eintragung können im schlimmsten Fall Verwaltungsstrafen bis 5.000 Euro drohen, bei Unfällen kann die Versicherung die Leistung verweigern.

Achtung: Da beim Chiptuning nur veränderte Werte im Steuergerät hinterlegt werden, kann ein simples Software-Update durch den Hersteller das ganze Tuning wieder rückgängig machen. Daher sollte das Tuning bei einem Service-Termin unbedingt bekanntgegeben werden!

Was kostet Chiptuning?

Die Kosten sind abhängig von der Art des Tunings. Eine Tuning-Box ohne Feinabstimmung kostet ab 20 Euro. Soll der Profi ran, muss je nach Motor mit etwa 500 bis 1.000 Euro gerechnet werden. Neben den Kosten für das Tuning selbst können aber noch weitere Kosten entstehen:

  • Bei Leistungssteigerungen von mehr als 5 Prozent ist möglicherweise ein Gutachten für die Eintragung erforderlich, das ähnlich hohe Kosten wie das Tuning verursachen kann.
  • Ein chipgetunter Motor sollte häufiger neues Öl bekommen als ein Standard-Motor. Empfohlen werden alle 15.000 Kilometer oder einmal im Jahr, sowie spezielle Leichtlauföle (zB. 0W40). Die vom Hersteller vorgegebenen Service-Intervalle sollten unbedingt eingehalten werden!
  • Der durch das Chiptuning erhöhte Verbrauch kann beachtliche Mehrkosten verursachen.
  • Die höhere Leistung muss der Kfz-Versicherung gemeldet werden, wodurch der Tarif meist etwas teurer wird. Manche Versicherungen lehnen chipgetunte Fahrzeuge überhaupt ab und man muss sich gegebenenfalls eine teurere suchen. Mit der höheren Leistung kann auch die motorbezogene Steuer steigen.
  • Chiptuning wirkt sich in der Regel negativ auf den Wiederverkaufswert aus, auch wenn das Motorsteuergerät bereits wieder in den Originalzustand zurückgesetzt wurde. Grund hierfür ist der erhöhte Verschleiß von Motor und Antriebsstrang.

FAQs: Häufige Fragen zum Thema Chiptuning

Wieviel Leistung bringt Chiptuning?

Tuning-Anbieter versprechen Leistungssteigerungen zwischen 20 und 30 Prozent. Das tatsächliche Potential ist aber von vielen Faktoren abhängig, vor allem von der Motorenart, der Art des Tunings und auch dem eigenen Risiko, dass man damit einzugehen bereit ist. Zu hohe Leistungssteigerungen erhöhen die Gefahr eines Motorschadens.

Welche Fahrzeuge eignen sich besonders für ein Chiptuning?

Grundsätzlich kann jeder Motor getunt werden. Vor allem bei Turbodieseln und Turbobenzinern kann damit eine beachtliche Leistungssteigerung erzielt werden. Saugmotoren eignen sich weniger dafür, hier ist die Ausbeute im Vergleich zu den Kosten einfach zu gering. Alle getunten Motoren sollten gut warmgefahren werden.

Bei welchen Angeboten sollte man aufpassen?

Seriöse Tuner haben ihren Preis. Bei Angeboten unter 300 Euro sollte skeptisch sein. Gute Anbieter haben außerdem einen ansprechenden Außenauftritt und geben eine Garantie auf das Tuning.

Fazit

Das Angebot von Leistungssteigerungen bis zu 30 Prozent für wenig Geld klingt verlockend. Wer sich einen entsprechenden Eingriff in die Motorsteuerung seines Fahrzeugs überlegt, sollte aber mit kühlem Kopf vorgehen: einen seriösen Anbieter suchen, die Versicherung im Vorfeld informieren, die Gesamtkosten abschätzen und vor allem die Änderung eintragen lassen. Denn nur mit den entsprechenden Genehmigungen ist der zusätzliche Fahrspaß dann auch garantiert risikofrei.

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