CC
Autowaschanlagen: Wann besteht Gefahr durch Legionellen?

Autowaschanlagen: Wann besteht Gefahr durch Legionellen?

Auch von einer simplen Autowäsche kann eine Gesundheitsgefahr ausgehen. Wie hoch die Wahrscheinlichkeit ist, wie man sich schützt: Hier der Überblick.

Christian Gaisböck
Zuletzt aktualisiert am 19.04.2024

Legionellen können unter gewissen Bedingungen die gefährliche Legionärskrankheit auslösen. Da sich diese stäbchenförmigen Bakterien im warmen Wasser wohl fühlen, kann bei einer Autowäsche potentiell Gefahr drohen. In Österreich wurde zuletzt im Jahr 2018 von Legionellen-Fällen bei zwei Waschanlagen berichtet, ebenso in der Schweiz. Aber vorweg: Die Wahrscheinlichkeit dafür ist eher gering bzw. meist nur dann erhöht, wenn es sich um eine wenig frequentierte Waschanlagen handelt bzw. das Wasser dort nicht auf mehr als 70 Grad erhitzt wird oder mit Chlor desinfiziert wird.

Verkeimte SB-Lanzenwaschanlage in der Steiermark

Beim erwähnten Legionellen-Fall im Raum Hartberg im Jahr 2018 wurden damals zwei Waschanlagen von der zuständigen Behörde gesperrt, zwei Männer mit der bedrohlichen Legionärskrankheit mussten im Krankenhaus intensivmedizinisch betreut werden. Nachgewiesen wurde das Bakterium im Sprühnebel der SB-Lanzenwaschanlagen. Als weitere Maßnahme wurde in der Folge bei der Wirtschaftskammer ein Runder Tisch einberufen, um alle Tankstellen- und Waschanlagenbetreiber über die Gefahr aufzuklären.

Auch eine Koordinierungsstelle mit Technikern und Medizinern wurde vom Land Steiermark einberufen, um alle betroffenen Anlagen am Markt zu erfassen und über die weitere Vorgehensweise zu beraten. Außerdem wurden alle Anlagenbetreiber von den Bezirkshauptmannschaften aufgefordert, die Maßnahmen bekannt zu geben, die aktuell getroffen werden, um eine Verkeimung zu verhindern.

Welche Anlagen sind betroffen? Worauf sollte man bei der Autowäsche achten?

Problematisch können in erster Linie SB-Lanzenwaschanlagen, also die „Freiwaschplätze“ sein, da hier am ehesten die Möglichkeit besteht, dass legionellenhaltiges Wasser als Aerosol, also Wassersprühnebel, eingeatmet wird.

Da sich die Bakterien besonders in stehendem Wasser, das zwischen 20 und 50°C warm ist, „wohl fühlen“ und vermehren, sind am ehesten jene Anlagen gefährdet, die wenig frequentiert werden. Vergeht zwischen zwei Waschgängen genügend Zeit, entstehen in den Lanzen/Leitungen ideale Bedingungen für eine Vermehrung der Legionellen bis hin zu einer gesundheitsgefährdenden Anzahl.

Daher gilt: Bevorzugt sollten Freiwaschplätze aufgesucht werden, die eine hohe Kundenfrequenz aufweisen. Auch wenn das zu Stoßzeiten bei manchen Standorten zu einer Wartezeit führen kann – aus hygienischer bzw. gesundheitlicher Sicht sind solche Anlagen klar zu bevorzugen.

Eine andere potentielle Gefahr stellen aber auch veraltete Anlagen dar. Wenn diese nicht auf 70 Grad erhitzt werden, werden gefährliche Bakterienstämme (wie die Legionellen) nicht abgetötet und können sich ungehindert vermehren. Alternativ können die Anlagen auch mit Chlor desinfiziert werden, damit Legionellen keine Chance haben. Im Zweifelsfall sollte vor einer Wäsche der Betreiber befragt werden, wie im konkreten Fall für eine ausreichende Hygiene bzw. Desinfektion gesorgt wird.

Legionellen: Wie und wann werden sie gefährlich?

In geringen Mengen sind die stäbchenförmigen Bakterien fast in jedem Wasser nachzuweisen, sei es in der Dusche, im Meerwasser oder eben in Waschanlagen. Damit sie für die Gesundheit eine Gefahr werden, müssen aber mehrere Kriterien erfüllt sein.

Vorerst müssen sich die Bakterien ausreichend vermehren können – was wie erwähnt am ehesten in stehendem, warmem Wasser passiert. Laut derzeitigem mikrobiologischen Erkenntnisstand werden die Legionellen erst dann wirklich zur Gefahr, wenn sie in höherer Konzentration in die Lunge gelangen – beispielsweise beim Duschen, im Whirlpool oder eben auch im Sprühnebel einer SB-Lanzenwaschanlage.

Wird keimhaltiges Wasser hingegen einfach getrunken besteht im Normalfall keine derartige Gefahr.

Die Symptome der Legionärskrankheit

Fieber, Schüttelfrost, Übelkeit, Erbrechen, Gliederschmerzen oder Husten: Die Symptome für die Legionärskrankheit, die durch die Legionellen ausgelöst wird, sind breit gefächert. Unbehandelt kann die Infektion u.a. sogar zu einer Lungen- oder Hirnentzündung führen. Das bestätigt auch das Sozialministerium: „Es entwickeln sich sehr rasch Brust- und Kopfschmerzen, Husten, Schüttelfrost und hohes Fieber. Gelegentlich treten Bauchschmerzen mit Durchfall und Erbrechen auf. Die Lungenentzündung verläuft häufig schwer und kann rund vier Wochen andauern.

Insgesamt zwölf Arten von Legionellen können für den Ausbruch der Legionärskrankheit sorgen, gefährdet sind in erster Linie Personen, deren Immunsystem bereits beeinträchtigt oder noch nicht voll ausgebildet ist (wie das z.B. bei kranken Menschen oder kleinen Kindern der Fall ist).