Renault reanimierte mit Alpine eine Marke, die so gar nicht zu aktuellen Trends oder in den Zeitgeist passen will. Alpine ist der Inbegriff für bodenständige Sportwagen. Für wendige und giftige Kurvenrichter. Die Marke hat nichts zu tun mit Elektroantrieb oder autonomen Fahren und muss auf Außenstehende so anachronistisch wirken wie auf Autogeeks ein Fixie Rad.
Historie der Marke Alpine
Doch woher kommt die Marke und warum musste sie überhaupt eingestellt werden? Eine Frage, der wir uns per Zeitleiste nähern wollen, für die wir die 12 wichtigsten Daten rausgesucht haben.
1946 - Jean Rédélé
Beginnen wir mit einem Rekord. In diesem Jahr übernahm Jean Rédélé die Renault-Vertragswerkstatt seiner Eltern, was ihn zu Frankreichs jüngstem Renault-Händler machte. 24 Jahre war er damals alt. Vom Motorsport fasziniert schnappte er sich 1951 einen Renault 4CV, verbaut ein eigenes Fünfgang-Getriebe und entwickelt eine aerodynamischere Karosserie. Mit dem Endergebnis holte er 1952 den Klassensieg bei der Mille Miglia. Im Anschluss konstruierte Rédélé einen Rallye-Wagen, ebenfalls auf Basis des 4CV, und gewann aus dem Stand die Heimrallye in Dieppe, die Coupe des Essarts und den Cup in Lissabon.


1955 - Aus 4CV wird A106
Bei Renault staunten sie in diesem Jahr nicht schlecht. Da steht ein Autohändler aus der Provinz vor dem Topmanagement und zeigt ihnen, was aus einem 4CV gemacht werden kann: der A106. Drei Stück hatte Rédélé bauen lassen. Ein rotes, ein blaues und ein weißes - natürlich in Anlehnung an die französische Nationalflagge. Zeitgleich hatte er die „Société des Automobiles Alpine“ gegründet. Es war die Geburtsstunde von Alpine.


1959 - Einführung des Zentralrohrrahmens
Trotz enger Kontakte und vieler Kooperationen mit Renault, sollte sich Alpine in diesem Jahr etwas emanzipieren. Der Renault-Rahmen flog aus den Modellen raus und ein eigens entwickelter Zentralrohrrahmen hielt Einzug.


1960 - Alpine A108 Berlinette
Klar, den A108 gab es schon länger und Alpine hatte den Modellfächer bereits weit aufgeschlagen: Coupé, Cabrio, ein 2+2 „Gran Tourisme“. Doch der eigentliche Höhepunkt sollte erst 1960 folgen. Die Alpine A108 Berlinette. Phillipe Charles, seines Zeichens Haus und Hof Designer von Alpine, ließ sich für dieses Fahrzeug von Alfa Romeo inspirieren und entwickelte eine neue Dachkonstruktion. Es sollte dieses Design werden, dass die Marke bis ins Jahr 1977 – und damit in den Heydays von Alpine – prägen sollte.


1961 - Alpine A110
Die Alpine A110 war so etwas wie die Menschwerdung der Marke. Gerade einmal sechs Jahre vergingen zwischen der Gründung der Marke und dem Marktstart des Fahrzeugs, das die Marke auf die Weltkarte des Automobilbaus heben und im Lauf der Jahrzehnte zur Legende reifen lassen sollte. Die Alpine A110 war, rein optisch, eine sanfte Pflege des A108, die Technik war aber eine neue. Sie basierte auf dem Renault 8. Also das Auto, mit dem Renault die fünffache Kurbelwellenlagerung in den Heckmotor-Modellen einführte. Die A110 profitierte außerdem vom breiten Motorenprogramm von Renault (Stichwort: Gordini).


1965 - Vertrieb
Die positive Entwicklung der Marke Alpine blieb Renault nicht verborgen und so wurden die Kontakte intensiviert. Ab 1965 wurden die Alpine-Modelle über das Händlernetz des Konzerns vertrieben. Außerdem wird Dieppe, also die Heimat von Alpine, die Kommandozentrale für die Motorsportaktivitäten des neu gebildeten Duos.


1971 - Alpine A310 mit mehr Luxus
Verdiente Alpine bisher sein Geld mit kompromisslosen Sportwagen, sollte sich dieser Ansatz mit der A310 ändern. Der Radstand wurde um 17 Zentimeter auf 2.270 Millimeter verlängert – auch um Platz zu haben für eine luxuriöse Innenausstattung.


1973 - Markenübernahme
Renault übernahm die Marke Alpine endgültig. Noch bis 1978 leitete Rédélé die Geschicke seiner Firma, dann zog er sich zurück.


1977 - Anfang vom Ende
Wer das Jahr festmachen möchte, in dem Renault/Alpine die Abzweigung in eine Sackgasse nahm, der möge sich bitte 1977 notieren. Zunächst einmal wird der A110 eingestellt. Das wäre noch nicht so schlimm gewesen, hätte Alpine einen würdigen Nachfolger gehabt. Hatten sie aber nicht. Stattdessen wurde der A310 weiter aufgeblasen. Der Reihenvierzylinder flog raus, stattdessen zog ein Sechszylinder unter die Haube, der gemeinsam von Renault, Peugeot und Volvo entwickelt worden war.


1985 - Falsche Taktik
Es hätte ein Neustart werden können, wurde aber wieder nur ein Schuss in den Ofen. Der Auftrag war, die Palette der Alpine A310 zu überarbeiten. Doch die Ingenieure schafften keinen Turnaround sondern hielten an der Idee des Wachstums fest. Mittlerweile war das Fahrzeug bei 2,5 Liter Hubraum und 200 PS angelangt. Noch im selben Jahr wurde der A310, im Vergleich zum Vorjahr hatten sich die Verkaufszahlen halbiert, eingestellt.


1991 - Alpine A610 feiert Premiere
Die Alpine A610 feiert in Genf Premiere. Ein Dreiliter V6 feuert 250 PS an die Räder, die Optik passt zu den Leistungsdaten. Quasi parallel wird ein neues Modell auf Basis des Laguna entwickelt. Es war der Hoffnungsschimmer der Fans, die Marke könnte zurück zu ihren puristischen Wurzeln kommen.


1994 - Bitteres Ende
Aus. Ende. Vorbei. Die Entwicklung eines kleinen Sportlers wird aus Kostengründen eingestellt. Die Alpine A610 kann die Bilanz auch nicht retten und so wird die Marke endgültig eingestellt.


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