Tamara Schögl
Geisterfahrer: Wie man richtig reagiert und welche Strafen drohen

Geisterfahrer: Wie man richtig reagiert und welche Strafen drohen

Geisterfahrer sind die Schreckgespenster des Straßenverkehrs. Was im Ernstfall zu tun ist, erfahrt ihr hier.

Online Redaktion
Veröffentlicht am 23.02.2023

Ihnen möchte niemand begegnen: Geisterfahrer zählen zu den gefürchtetsten Phänomenen im Straßenverkehr. Es handelt sich um Lenker:innen, die mit ihren Kfz meist auf Autobahnen oder auch Schnellstraßen entgegen der vorgesehenen Fahrtrichtung unterwegs sind und so nicht nur sich selbst, sondern auch andere Verkehrsteilnehmer massiv gefährden.

Trotz der umgangssprachlichen Bezeichnung entstammen Falschfahrten nicht dem Reich des Übernatürlichen, sondern sind in den meisten Fällen meist auf einen folgenschweren Irrtum, Unachtsamkeit oder auch Alkoholisierung zurückzuführen.

Wie viele Geisterfahrer gibt es in Österreich?

Im Jahr 2022 verzeichnete der Radiosender Ö3 insgesamt 390 Geisterfahrer-Meldungen, was einen sehr geringfügigen Anstieg um 2 Meldungen (=0,5 Prozent) gegenüber dem Vorjahr bedeutet.

2022 ereigneten sich sieben Unfälle mit Geisterfahrer-Beteiligung, fünf davon mit Personenschaden. Ums Leben kam dabei aber niemand, 2021 hatte es noch drei Todesopfer gegeben. Allerdings wurden bei den Geisterfahrer-Unfällen 2022 eine Person schwer und zehn Personen leicht verletzt.

Die meisten Geisterfahrer wurden laut Ö3 auf der A2 Südautobahn (65 Meldungen) gesichtet, bei den Bundesländern führt Niederösterreich das Ranking an. Der Wochentag mit den meisten Geisterfahrer-Meldungen war im Vorjahr der Samstag. Im Tagesverlauf werden Falschfahrten mehrheitlich am späten Nachmittag sowie am späten Abend verzeichnet.

Richtiges Verhalten bei Falschfahrten

Was tun bei einer Geisterfahrer-Meldung?

Bei einer Geisterfahrer-Meldung für den Streckenabschnitt, auf dem man selbst gerade unterwegs ist, sollte man vor allem eines: ruhig bleiben. Sofern man sich nicht schon dort befindet, sollte man bei der nächsten Gelegenheit auf den rechten Fahrstreifen wechseln und die Geschwindigkeit reduzieren. Ein großzügiger Abstand zum Vorderfahrzeug ist ebenfalls wichtig, falls dieses wegen dem Geisterfahrer abrupt abbremsen oder ausweichen muss.

Es empfiehlt sich außerdem, bei der nächsten Raststätte abzufahren und abzuwarten, bis der Geisterfahrer die Autobahn verlassen hat. Entwarnungen erfolgen ebenso wie Geisterfahrer-Meldungen über den Verkehrsfunk.

ADAC-Video: Richtiges Verhalten bei einer Geisterfahrer-Meldung

Was tun, wenn man selbst versehentlich zum Geisterfahrer geworden ist?

Findet man sich selbst einmal in der falschen Fahrtrichtung wieder, ist ebenfalls besonnenes Handeln gefragt. Die Falschfahrt darf keinesfalls fortgesetzt werden, um sich selbst und andere Verkehrsteilnehmer nicht zu gefährden. Was man tun sollte, wenn man selbst zum Geisterfahrer geworden ist:

  • Sofort das Tempo reduzieren und die Warnblinkanlage sowie das Abblendlicht einschalten, um die Sichtbarkeit des Fahrzeugs für andere Verkehrsteilnehmer zu erhöhen.
  • Am nächstgelegenen Fahrbahnrand anhalten. Nicht die Fahrbahn kreuzen, um zum gegenüberliegenden Rand zu gelangen.
  • Warnweste anziehen, aussteigen und eine sichere Position einnehmen, beispielsweise hinter der Leitschiene.

Keinesfalls sollte man als Geisterfahrer auf der Autobahn versuchen, im Rückwärtsgang zur nächsten Ausfahrt zurückzufahren oder auf der Fahrbahn zu wenden.

Schilder wie dieses sollen verhindern, dass jemand versehentlich zum Geisterfahrer wird.
© Bild: istock.com / FooTToo

Mit welchen Strafen müssen Geisterfahrer rechnen?

Da eine Geisterfahrt eine massive Gefährdung darstellt und obendrein mit der nötigen Aufmerksamkeit und Umsicht vermeidbar sein sollte, fallen die Strafen in solchen Fällen empfindlich aus.

Das Fahren gegen die Fahrtrichtung auf der Autobahn gilt laut österreichischem Führerscheingesetz als „Verhalten, das geeignet ist, besonders gefährliche Verhältnisse herbeizuführen“. Daher droht eine Geldstrafe bis zu 2.180 Euro, zudem wird der Führerschein für mindestens sechs Monate entzogen.

Tipp: Einen Überblick über alle Verkehrsstrafen in Österreich gibt unser Bußgeldrechner.

Geisterfahrten in Österreich

Wie wird Geisterfahrten in Österreich vorgebeugt?

In einem Blogeintrag fasst die ASFINAG die Maßnahmen zusammen, mit denen Geisterfahrten vorgebeugt werden soll. Auf den österreichischen Autobahnauffahrten wurden über 400 Warntafeln installiert, die Autofahrer davon abhalten sollen, versehentlich in falscher Richtung auf die Autobahn aufzufahren. Zudem gibt es Sensoren auf der Fahrbahn, die Fahrzeuge registrieren, die in der entgegengesetzten Fahrtrichtung unterwegs sind. Im Streckennetz der ASFINAG sind zudem insgesamt 20 so genannte „Geisterfahrerkrallen“ verbaut: Diese Vorrichtungen werden aktiviert, wenn ein Fahrzeug in falscher Richtung auf die Autobahn auffährt, und durchbohren die Reifen, um das Geisterfahrzeug aufzuhalten.

Auch eine relativ neue Anti-Geisterfahrer-Maßnahme befindet sich gerade in der Pilotphase: Bunte 3D-Markierungen direkt auf der Fahrbahn, die durch einen optischen Effekt aus der falschen Fahrtrichtung gesehen wie ein Hindernis wirken, sollen Geisterfahrer auf ihren fatalen Irrtum aufmerksam machen.

Wie kommt es doch immer wieder zu Geisterfahrten?

Tatsächlich kann es aufmerksamen Autofahrern eigentlich nicht passieren, versehentlich zum Geisterfahrer zu werden – die Beschilderungen an den Autobahnauffahrten sind unmissverständlich. Daher spielt häufig Unachtsamkeit eine Rolle, wenn es zu Falschfahrten kommt, und auch Alkohol oder Drogen sind oft im Spiel. Es kann Berichten zufolge auch vorkommen, dass ein Navigationssystem nach dem Verpassen einer Ausfahrt auf der Autobahn zum Wenden auffordert – eine Anweisung, der man natürlich keinesfalls Folge leisten sollte.

Zudem gibt es – wenn auch selten – tatsächlich auch Fälle, in denen Lenker sich bewusst für eine Falschfahrt entscheiden und meinen, den Streckenabschnitt bis zur nächsten Ausfahrt einfach entgegen der Fahrtrichtung zurücklegen zu können: Die ASFINAG berichtet etwa von einem Fall, in dem ein Fahrer auf der Autobahn umkehrte, weil er eine kurze Tunnelsperre nicht abwarten wollte.