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Elektroautos: Alle Ladekarten-Anbieter

Elektroautos: Alle Ladekarten-Anbieter

Welche Ladekarten-Anbieter für das Laden von Elektroautos unterwegs gibt es? Die Antwort: Viele. Wir geben einen Überblick über die Service Provider und Netzbetreiber in Österreich.

autorevue Magazin
Zuletzt aktualisiert am 17.08.2023

Noch mehr Informationen zum Thema Laden unterwegs gibt es in der autorevue 1/2021 (ab 11.12.2020 erhältlich).

Es gibt europaweit ein paar hundert Unternehmen, die sich mit der Stromversorgung für Elektroautos beschäftigen. Sie arbeiten in unterschiedlichsten Konfigurationen zusammen. Daraus ergibt sich ein mehr oder weniger großes und dichtes Ladenetz, das mit einer Ladekarte, einem Dongle oder einer Handy-App benutzt werden kann. Aus österreichischer Sicht stellt sich die Situation wie folgt dar.

Ladestationen: Service Provider und Netzbetreiber

Ladekarten der Autohersteller

Einige Autohersteller, künftig wahrscheinlich alle, mischen im Geschäft mit dem Strom auch mit, natürlich mit dem hehren Ziel, ihrer Kundschaft einen besonderen Service zu bieten. Beispiele: Mercedes bietet seine „me charge“-Karte an, mit allen Unwägbarkeiten bei der Abrechnung. Das heißt, je nachdem, was der Ladestationen-Betreiber Mercedes verrechnet, fällt auch der Preis für die Kundschaft an der Ladesäule aus. Bei „Audi e-ton-Charging Service“ sind Ladepreise länderweise gestaffelt und im Internet in einer Liste vor Reisebeginn einsehbar. Am Ende ist aber in allen Fällen nur eines sicher: Der aktuelle Preis an der Säule lässt sich auf der Handy-App ablesen. Sollte der sehr hoch sein wird man eben nur das notwendigste reinladen.

Plugsurfing, Shell Recharge/New Motion, Routex

Die drei größten reiner Service-Provider betreiben selbst keine Ladesäulen. Eher nebulöse Webseiten. Man versucht, die Menschen für das Produkt zu begeistern, aber offenbar bewusst möglichst wenig zu informieren. Was Tesla vormacht, wird gerne von anderen kopiert. Sehr bequeme Abrechnung, hohes Kostenrisiko. Sehr dichtes Ladenetz mit jeweils weit über 100.000 Ladestationen in ganz Europa. Nachteil von Plugsurfing in Österreich: Kein Vertrag mit Smatrics, mit dem österreichweit dichtesten 50kW-Gleichstromnetz. Da Wien Energie fast ausschließlich 11-kW-Stationen betreibt, hat man im Großraum Wien mit Plugsurfing nur wenig Möglichkeiten zum Schnelladen mit 50 kW oder höher.

BEÖ – Landesenergieversorger und Städtische E-Werke

Die Landesenergieversorger und einige städtische Stromversorger haben sich zum BEÖ (Bundesverband Elektromobilität Österreich) zusammengeschlossen. Sie weisen im jeweiligen Bundesland üblicherweise ein relativ dichtes Ladenetz auf, bieten aber oft überwiegend nur Gleichstromladen bis 11, selten 22 kW. Sie können gemeinsam auf ein relativ dichtes Ladenetz in Österreich verweisen. Jeder Energieversorger bietet seine eigenen Verträge und Aufschläge fürs Laden bei anderen BEÖ-Mitgliedern und noch einmal andere Aufschläge beim Roaming-Partner Smatrics.

Smatrics

Die Verbund-Tochter Smatrics wirbt mit Strom aus Wasserkraft und betreibt schon seit längerem ein vergleichsweise dichtes Ladenetz, das man bei großzügiger Auslegung sogar als flächendeckend bezeichnen kann. Mit drei Steckertypen an fast jeder Ladesäule deckt man auch noch die Bedürfnisse älterer asiatischer Fahrzeuge ab. Wechselstrom kann bis 43 kW geladen werden, Gleichstrom bis 50 kW, vereinzelt auch darüber, entweder mit dem Combo-Stecker oder mit dem asiatischen Chademo-System. Die Tarifstruktur ist in drei Gruppen geteilt: für sporadische, regelmäßige und häufige Nutzer. Abrechnung nur in Minuten. Über Roaming-Verträge auch mit dem BEÖ-Ladenetz und Ionity verbunden.

Ionity

Der Ladenetzbetreiber Ionity ist ein Jount Venture von mehreren Automobilherstellern (BMW, Ford, Mercedes, VW-Gruppe und Hyundai) mit Sitz in München. Man bietet Ladeleistungen (High Power Charging) bis 350 kW, vereinzelt gibt es auch 50-kWh-Stationen, ausschließlich mit CCS-Combo-Stecker. Die Abrechnung erfolgt entweder über einen Service-Provider oder direkt per Smartphone, je nach Standort in Kilowattstunden oder Minuten. Da die Hochleistungs-Infrastruktur kostspielig ist, ist auch High Power Charging viel teurer als zuhause. Bei Direktabrechnung ohne Vertrag mit der Kreditkarte an der Ladesäule kostet die Kilowattstunde 79 Cent (bis 350 kW Ladeleistung). Bei Verrechnung über einen Service-Provider (z.B. Plugsurfing) gilt der Tarif des Service-Providers, der mitunter noch höher liegt. Mit den Ladekarten der am Jounit Venture beteiligten Automarken kostet die Kilowattstunde etwas weniger als die Hälfte.

Da-emobil Gutmann

Der Tiroler Mineralölhändler Gutmann hat schon früh die Zeichen der Zeit erkannt und betreibt österreichweit an Verkehrs-Hot-Spots mit Partnern mehr als 50 Stationen mit Ladeleistungen bis 150 kW. Abrechnung mit da-emobil-Ladekarte in kWh, bei Abrechnung mit QR-code oder App in Minuten. Bei eigenen und Partnerstationen kostet das Schnellladen 39 Cent pro kWh. Bei Bezahlung mit der Ladekarte eines Service-Providers schlägt dieser noch einen individuellen Prozentsatz drauf.

ÖAMTC

Der ÖAMTC tritt mit ePower nun ebenfalls als Service-Provider und Ladestationen-Betreiber auf. Er verspricht wie Gutmann Preistransparenz mit 0,29 kWh pro kWh für Wechselstrom und 0,39 € pro kWh fürs Gleichstrom-Schnellladen. Kann das aber auch nur dann halten, wenn auch der Roaming-Partner in kWh abrechnet. Enge Zusammenarbeit mit Gutmann, eigene Stationen an Stützpunkten und Fahrtechnikzentren. Mit Roaming-Partnern ergibt sich ein Netz von 160 Ladestationen in Österreich.

A1

Mit der Abrechnungsexpertise aus dem Mobilfunkbereich tritt der Mobilfunk-Betreiber A1 auch als Service-Provider für Ladestationen auf. Eigentlich hätte A1 unter Zuhilfenahme der alten Telefonzellen vom Vorgängerunternehmen Post längst und als erster eine flächendeckende Ladeinfrastruktur aufbauen können. Daraus ist aber nicht viel geworden. Mit 25 Standorten in Österreich kann man das nicht flächendeckend bezeichnen. Der Internetauftritt ist inhaltlich dürftig, um es höflich auszudrücken. Da geht man lieber gleich zum ÖAMTC, dem wichtigsten Partner von A1 (siehe oben).

Ella

Der Waldviertler Windstrom-Pionier ella, mittlerweile eine 100-Prozent-Tochter der deutschen WEB betreibt einige eigene Ladestationen, vor allem in Kooperation mit Handelsunternehmen (z.B. Hofer) und Kommunen. Rund 70 Standorte für beschleunigtes Wechselstromladen (bis 11 oder 22 kW AC) und nur zehn Schnelladestationen (50 kW DC) österreichweit, aber unter anderen Roaming-Partner des ÖAMTC.

EMC-Austria

Der oberösterreichische Elektromobilitätsclub bietet eine eigene Ladekarte an, die wiederum eine bunte Zusammenstellung an Roamingpartnern enthält, im Wesentlichen die BEÖ-Mitglieder Da-emobil und Ella. Mit dieser Karte erhält man auch andere Vergünstigungen bei diversen Unternehmen rund ums Elektroautofahren.