Andreas Riedmann
Porsche 911: Varianten, Preise, Ausstattung

Porsche 911: Varianten, Preise, Ausstattung

Der Porsche 911 ist eine Legende. Er hat 60 Jahre lang die Automobilgeschichte geprägt. Dabei begann alles mit einem Fehler.

Zuletzt aktualisiert am 31.01.2024

Wenn ein Auto das Attribut „kultig“ verdient, dann der Porsche 911. Er steht wie kein anderer für den Markenkern von Porsche und ist das Sehnsuchtsobjekt der Autoenthusiasten schlechthin. Seit 1963 und damit 60 Jahren durchgängig gebaut, zählen viele Modelle heute zu begehrten Sammlerobjekten. Billig ist der Spaß allerdings nicht, wer das ikonische Sportwagenfeeling erleben will, muss tief in die Tasche greifen. Auch elektrisch wird es den 911er niemals geben, während andere Porsche Modelle sukzessive umgestellt werden.

Aktuelle Testberichte zum Porsche 911 findet ihr mit unserer Testberichtsuche.

Die Modellreihen des Porsche 911

Porsche 911 Urmodell (1963 – 1973)

Kleiner Fauxpas zu Beginn der Erfolgsserie: der 911 wurde 1963 auf der IAA in Frankfurt am Mai als „901“ vorgestellt. Leider hatten die Verantwortlichen übersehen, dass sich Peugeot alle dreistelligen Typenbezeichnungen mit einer 0 in der Mitte bereits gesichert hatte. So wurde der Wagen kurzfristig in „911“ umbenannt, auf der Karosserie- und Motornummer verblieb allerdings die Zahl 901.

Der 2+2-Sitzer mit Heckantrieb, der dem ebenso legendären Porsche 356 nachfolgte, wurde als Coupé, Cabriolet und Targa angeboten. Im Heck werkelte ein 96 kW (130 PS) starker 2-Liter-Sechszylinder-Boxermotor. 1966 kam der etwas stärkere 911 S mit 118 kW (160 PS) hinzu. 1968 avancierte das Basismodell mit 130 PS-Motor zum „911 L“ (Luxus), weil mit dem 911 T (Touring) ein etwas günstigeres Modell mit 81 kW (110 PS) eingeführt wurde. Der 911 L wurde ab 1969 durch den 911 E mit 103 kW (140 PS) ersetzt, hinzu gesellte sich der 911 S mit 125 kW (170 PS). Die Modelle T, E und S unterschieden sich auch in der Ausstattung.

Porsche 911 G-Modell (1973 – 1989)

Für die Neuauflage 1973 (Modelljahr 1974) wurde der 911 komplett überarbeitet und entsprechend der fortlaufenden jährlichen Buchstaben-Nummerierung als „G-Serie“ betitelt. Heute werden jedoch alle 911er der Jahrgänge 1974 bis 1989 als G-Serie bezeichnet. Äußerlich unterschied sich die G-Serie zum Urmodell vor allem durch höhere und wuchtigere Stoßstangen.

Erhältlich waren die Varianten 911, 911 S und 911 Carrera. Der Hubraum des Sechszylinder-Boxermotors wurde auf 2,7 Liter erhöht, die Leistung auf 110 kW/150 PS (911), 128 kW/175 PS (911 S) bzw. 154 kW/210 PS (911 Carrera) gesteigert. Für die Modelle 911 S und 911 Carrera wurde ein halbautomatisches Dreigang-Sportomaticgetriebe angeboten. Tragende Karosserieteil wurden feuerverzinkt.

1974 wurde der Porsche 911 Turbo (interne Nummer 930) vorgestellt, der einen aus dem Rennsport stammenden Abgasturbolader aufwies. Damit konnte die Leistung auf 220 kW (300 PS) erhöht werden. Der Turbo ist an vorne und hinten stark verbreiteten Kotflügeln und einem großen Heckspoiler erkennbar. Ab dem Modelljahr 1978 wurden der 911 nur mehr als SC und Turbo angeboten.

Eigentlich sollte der 911er 1981 auslaufen, Porsche wollte nur noch auf wassergekühlte Frontmotoren setzen. Ein Wechsel im Vorstand sicherte allerdings den Weiterbestand und Porsche zeigte 1981 auf der IAA ein 911 Cabriolet mit Turbomotor und Allradantrieb. 1984 feierte der Carrera als Ersatz für den SC ein Revival. 1989 folgte eine limitierte Kleinserie als Roadster („Speedster“). Der Carrera wurde auch mit breiteren Kotflügeln angeboten. Diese Modelle sind heute gesuchte Sammlerstücke.

Porsche 911-964 (1988 – 1994)

Ende der 1980er Jahre sanken die Absatzzahlen von Porsche-Modellen dramatisch, also wurde der 911 (interne Nummer 964) völlig neu konzipiert. Unverändert bliebt im Wesentlichen nur die Karosserieform. Die dritte Generation verfügte serienmäßig über ABS, Servolenkung und ab 1991 auch über Airbags. Der 3,6-Liter-Sechszylinder leistete 184 kW (250 PS).

Sowohl Heck- als auch Allradantrieb wurden angeboten, jeweils in den Versionen Coupé, Targa oder Cabriolet. Im letzten Produktionsjahr wurde wiederum eine Speedster-Kleinserie aufgelegt. Solche Modelle kosteten ab etwa 66.000 Euro. Der Turbo wurde motorisch zweimal überarbeitet und leistete zuletzt 265 kW (360 PS).

Porsche 911-993 (1993 – 1998)

1993 wurde mit der internen Nummer 993 das letzte 911er-Modell mit luftgekühltem Motor vorgestellt. Die Stoßstangen wurden besonders harmonisch in das Fahrzeug integriert, die Frontpartie wurde flacher, die Scheinwerfer erstmals elliptisch. Der 3,6-Liter-Motor leistete 200 kW (270 PS). Ab 1996 erhielten die stärkeren und höherwertigeren Modelle ein „S“ in der Typenbezeichnung.

Der Turbo leistete 300 kW (408 PS) und überschritt damit erstmals die 400 PS-Marke. Für sportlich Ambitionierte wurden mit den Modellen Carrera RS und 911 GT2 zwei reinrassige Rennwägen aufgelegt. Bei Vorstellung kostete das günstigste 911er Modell der Generation 4, der Porsche 911 Carrera Coupé, etwa 67.000 Euro.

Porsche 911-996 (1997 – 2006)

Mit dem Modell 996 endete die Ära der luftgekühlten Motoren im Porsche 911, der Wagen erhielt erstmals einen wassergekühlten Motor. Zu Beginn leistete der 3,4-Liter-Sechszylinder 220 kW (300 PS), ab 2002 235 kW (320 PS). Die Linienführung wurde stark verändert, ohne die Merkmale des 911ers aufzugeben. Der 996 ist insgesamt größer und aerodynamischer als seine Vorgänger.

Viele Elemente wurden vom 1993 vorgestellten Porsche Boxter übernommen, unter anderem die Spiegeleier-förmigen Frontscheinwerfer, wodurch der 911er in der Frontansicht vom Boxter kaum zu unterscheiden war. Nach Kundenkritik wurde erst 2002 dem 911er wieder ein eigenständiges Frontdesign verpasst.

Zu den Heck- und Allradvarianten im Coupé, Targa oder Cabriolet gesellte sich erst drei Jahre später der 996-Turbo mit 309 kW (420 PS) bzw. 331 kW (450 PS) in der stärkeren S-Version, mit serienmäßigem Allradantrieb. Für den Rennsport wurden wiederum eigene GT-Varianten entwickelt (GT2, GT3), die ohne jegliche elektronische Fahrhilfen ausgeliefert wurden.

Porsche 991-997 (2004 – 2012)

Mit der 997-Baureihe kehrte Porsche mehr zum klassischen 911-Design zurück. Der Motor blieb derselbe. Angeboten wurde die Baureihe als Carrera mit 239 kW (325 PS) oder Carrera S mit 261 kW (355 PS), jeweils als Coupé oder Cabriolet mit Heck- oder Allradantrieb. 2006 folgten die Allradvarianten Targa 4 und Targa 4S mit großem Glaspanoramadach. 2009 folgte ein Facelift mit neu gestalteten LED-Leuchten und der Umstellung der Motoren auf Direkteinspritzung mit entsprechend höheren Leistungen.

Um die Leistungslücke zwischen Carrera S und GT3 zu füllen, wurde der als Coupé oder Cabriolet verfügbare Carrera GTS neu ins Programm aufgenommen. Der 911 Turbo beschleunigte mit verstellbaren Leitschaufeln an den Abgasturbinen der Turbolader in 3,8 Sekunden auf 100 km/h. Nach einer Modellüberarbeitung leistete der Turbo ab 2009 erstmals 368 kW (500 PS), der neu eingeführte Turbo S sogar 390 kW (530 PS). GT2 und GT3 wurden wiederum für den Rennsporteinsatz als Kleinserie aufgelegt.

Porsche 911-991 (2011 – 2019)

2011 wurde die bereits siebente Generation des Kultwagens vorgestellt, erstmals mit Aluminium-Stahl-Karosserie und einem Siebengang-Handschaltgetriebe. Zunächst nur als Carrera-Coupé erhältlich, folgten 2012 zwei Cabrio-Versionen. Der 911 Turbo und der 911 Turbo S waren mit 383 kW (520 PS) bzw. 412 kW (560 PS) wiederum die leistungsstärksten Modelle, erstmals mit zweistufig ausfahrbarem Heckflügel, der für mehr Anpressdruck sorgen sollte.

Ab 2015 wurden auch die Grundversionen 911 Carrera und 911 Carrera S erstmals mit Turbo- statt Saugmotor ausgestattet, was zu mehr Durchzugskraft führte, den charakteristischen Sound des Saugmotors aber vermissen ließ. 2017 stellte der 911 GT2 RS mit 515 kW (700 PS) einen neuen Rundenrekord für straßenzugelassene Sportwagen auf der Nordschleife des Nürburgrings auf.

Porsche 911-992 (seit 2019)

Seit 2019 steht die achte und aktuelle Generation des Porsche 911 in den Verkaufsläden. Angeboten wird er in nicht weniger als 26 verschiedenen Varianten, unter anderem in einer eigenen „Edition 50 Jahre Porsche Design“, als Turbo, GT3, GT3 RS und Sondermodell „Dakar“.

Der Sechszylinder im 911 Carrera leistet 283 kW (385 PS), das Topmodell 911 Turbo S sprintet mit nicht weniger als 478 kW (650 PS) mit Sport Chrono Paket in nur 2,7 Sekunden von 0 auf 100 km/h. 911er Fahren startet aktuell bei 156.750 Euro, für das Modell 911 Sport Classic werden 374.790 Euro fällig.

Das Interieur des Porsche 911.
Das Interieur des Porsche 911. © Bild: Andreas Riedmann

Aktuelle Infos und Preise zum Porsche 911 findet ihr auf der Herstellerseite.

Häufig gestellte Fragen zum Porsche 911

Wo wird der Porsche 911 gebaut?

Der Porsche 911 wird im Porsche-Stammwerk in Stuttgart produziert, zwischenzeitlich auch im Werk Osnabrück.

Welche Leistung bietet der stärkste Serien-Porsche 911?

Die Porsche 911 Turbo-Modelle zählen traditionell zu den stärksten 911er Modellen. So auch aktuell: der Motor des 911 Turbo S leistet 478 kW (650 PS) und sprintet in nur 2,7 Sekunden von 0 auf 100 km/h.

Wie viel kostet ein Porsche 911?

Ab etwa 157.000 Euro ist man dabei, stärkere und höherwertigere bzw. Sondermodelle kosten ab etwa 300.000 Euro aufwärts.

Fazit

In 60 Jahren Geschichte des Porsche 911 ist nur eines gleich geblieben: die ikonische Karosserieform mit Heckmotor. Ansonsten hat Porsche in den 911er alles verbaut, was am höchsten Stand der Technik war. 911er Fahren war und ist ein kostspieliges Privileg, das mit seinem Kultfaktor auf seine FahrerInnen abfärbt. Aber auch eine Geldanlage: gut erhaltene Modelle der ersten Generationen sowie Sondermodelle erzielen mittlerweile irrwitzige Preise. So wurde der von Steve McQueen gefahrene Porsche 911 S aus dem Film „Le Mans“ 2011 um 954.000 Euro versteigert.