Vor 25 Jahren verunglückte Ayrton Senna in Imola

Am 1. Mai 1994 verunglückte Ayrton Senna beim Großen Preis von San Marino in Imola. Erst einen Tag zuvor war der Österreicher Roland Ratzenberger durch einen Unfall gestorben.

Zuletzt aktualisiert am 21.03.2024

Eines der fatalsten Wochenenden in der Formel 1-Geschichte jährt sich 2019 zum 25. Mal. Innerhalb von nur 25 Stunden starben beim Großen Preis von San Marino der Österreicher Roland Ratzenberger und Ayrton Senna, einer der größten Rennfahrer aller Zeiten. „Es war, als hätte man Jesus live gekreuzigt“, sagte Formel-1-Chef Bernie Ecclestone. Das Desaster von Imola 1994 sollte die Königsklasse des Motorsports nachhaltig prägen.

Ratzenberger starb im Zeitrennen, Senna verunglückte als GP-Führender

Der Salzburger Roland Ratzenberger starb am 30. April 1994 im Zeittraining. Senna krachte einen Tag später als Führender des Rennens mit seinem Williams in eine Mauer, der 34-Jährige erlitt dabei lebensgefährliche Kopfverletzungen. Knapp vier Stunden nach dem Unfall erklärten ihn die Ärzte in der Maggiore-Klinik von Bologna für tot.

Vor 25 Jahren verunglückte Ayrton Senna in Imola
Das zerstörte Auto von Ayrton Senna nach einem Unfall auf der Rennstrecke von Imola am 1. April 1994. Senna starb an den Folgen des Unfalls. © Bild: APA/AFP/JEAN-LOUP GAUTREAU

Ayrton Senna: Schon zu Lebzeiten eine Legende

Senna war Formel-1-Weltmeister 1988, 1990 und 1991, er galt schon zu Lebzeiten als einer der besten Fahrer der Geschichte. Vor allem bei schwierigen Bedingungen wie im Regen schien „Magic Senna“ nahezu unbezwingbar. „Als ob eine Gottheit gestorben wäre“, formulierte es einmal sein langjähriger Physiotherapeut, der Salzburger Josef Leberer. Der Senna-Mythos erklärt sich freilich auch damit, dass niemand sagen kann, was er sportlich noch erreicht hätte.

Vor 25 Jahren verunglückte Ayrton Senna in Imola
© Bild: Pascal Rondeau/ALLSPORT

1960: Zwei Fahrer in einem Rennen verunglückt

Vor dem Horror-Wochenende war seit dem Tod von Riccardo Paletti 1982 in Montreal kein Formel-1-Pilot mehr bei einem Rennen ums Leben gekommen. Vergleichbar sind die verhängnisvolle Tage von Imola wohl nur mit dem 19. Juni 1960, als beim Großen Preis von Belgien auf dem alten Spa-Kurs mit den Briten Alan Stacey und Chris Bristow zwei Fahrer tödlich verunglückten.

Chronologie des Unglücks-Wochenendes von Imola 1994

  • Am Freitag, dem 29. April 1994, kam der deklarierte Senna-Nachfolger Rubens Barrichello bei einem Crash mit Überschlag mit geringfügigen Verletzungen davon.
  • Am Samstag verunglückte Ratzenberger nach einem Bruch des Frontflügels an seinem Simtek-Ford bei über 300 km/h. Tod durch Schädelbasisbruch beim frontalen Einschlag in die Betonbegrenzung – der 33-Jährige verstarb noch am Unfallort.
  • Am Sonntag provozierte zunächst eine heftige Kollision von Pedro Lamy und J.J. Lehto den Einsatz des Safety Cars. Einige Zuschauer und Polizisten wurden durch herumfliegende Trümmerteile verletzt. Kurz nach dem Neustart kam Senna in der berüchtigten Tamburello-Kurve von der Strecke ab und prallte mit etwa 220 km/h in eine Betonmauer. Der Brasilianer wurde mit schweren Kopfverletzungen, unter anderem weil er vom rechten Vorderrad getroffen worden war, nach Bologna geflogen. Im Spital kämpften die Ärzte vergeblich um sein Leben.

Österreichische Fahne in Ayrton Sennas Unfallwagen

Gerhard Berger stellte seinen Ferrari bald nach dem Unfall mit einem Defekt ab. Der Tiroler, insgesamt drei Jahre Teamkollege von Senna bei McLaren, wollte kein Risiko mehr eingehen. „Ayrton war ein guter Freund von mir“, sagte Berger, der 1989 in der Tamburello-Kurve selbst einen schlimmen Crash gehabt hatte. Sein Tod sei für ihn so gewesen, „als würde die Sonne vom Himmel fallen“. Im Williams-Wrack wurde übrigens eine österreichische Fahne gefunden, die Senna offenbar nach dem Rennen zu Ehren Ratzenbergers zeigen wollte.

„Senna – Genie. Draufgänger. Legende.“

Vor 25 Jahren verunglückte Ayrton Senna in Imola
© Bild: Hersteller

„Der Kinofilm, den der junge britische Filmemacher Asif Kapadia 2010 über Ayrton Senna gemacht hat, ist keine Filmbiografie im klassischen Sinn, sondern vielmehr ein dramaturgisch feinsinniges, nur aus Orgininalaufnahmen zusammengesetztes Passionsbild, das Interview-Sequenzen mit Zeitzeugen und Ton-Mitschnitte von damals ausschließlich aus dem Off kommen lässt“, schrieb Susanne Hofbauer anlässlich der Filmaufführung in Wien. Hier gibt es „Senna“ von Asif Kapadia auf DVD und Blu-ray.


Sicherheit im Fokus

Verständlicherweise rückte nach dem Grand Prix sofort das Thema Sicherheit in den Fokus. Am 13. Mai 1994 wurde in Monaco die Fahrergewerkschaft GPDA wiederbelebt, was Senna bereits in Imola angeregt hatte. Auf Betreiben ihres damaligen Chefs Max Mosley verschärfte die FIA die Crash-Tests, die Rennstrecken wurden mit größeren Auslaufzonen versehen, die Betonmauern verschwanden. Die Cockpits bekamen höhere Seitenwände, später verbesserte sich dank des HANS-Systems auch der direkte Schutz von Kopf und Nacken entscheidend.
„Ohne die Ereignisse von Imola hätten wir 20 oder 30 Jahre länger gebraucht, um punkto Verkehrssicherheit dorthin zu gelangen, wo wir heute sind“, sagte Mosley später.

Jules Bianchi starb 20 Jahre später

In der Formel 1 sollte die nächsten 20 Jahre kein Fahrer mehr in einen tödlichen Unfall verwickelt sein. Dann verunglückte Jules Bianchi am 5. Oktober 2014 beim Großen Preis von Japan in Suzuka auf regennasser Fahrbahn. Der Franzose erlag neun Monate später den Folgen seiner schweren Verletzungen.


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