Elke Mayr
Dooring: Gefahren, gesetzliche Regelungen & Ausstiegswarner-Test

Dooring: Gefahren, gesetzliche Regelungen & Ausstiegswarner-Test

Was ist Dooring, wer hat im Ernstfall Schuld und können so genannte Ausstiegswarner dabei helfen, diese Art von Unfällen zu vermeiden?

Zuletzt aktualisiert am 09.03.2023

„Dooring“, also Unfälle, bei denen Rad- oder Scooterfahrer gegen unachtsam geöffnete Autotüren prallen, ist ein nicht zu unterschätzendes Problem. Wie die diesbezügliche Rechtslage aussieht und ob so genannte Ausstiegswarner, die Autoinsassen zur Vermeidung von „Dooring“ warnen sollen, auch in der Praxis gut funktionieren, erfahrt ihr hier.

Was ist „Dooring“ und wie kommt es dazu?

Unter „Dooring“ versteht man einen Verkehrsunfall, bei dem ein Radfahrer gegen eine unachtsam geöffnete Autotüre prallt. Solche Unfälle passieren häufig, wenn Autoinsassen nicht auf den nachkommenden Verkehr achten und eine Türe genau in dem Moment öffnen, in dem sich eine Person auf einem Fahrrad nähert und nicht mehr rechtzeitig anhalten kann. Das kann schwere Verletzungen zur Folge haben.

Schuldfrage im Falle eines Unfalls

Paragraf 23, Absatz 4 der Straßenverkehrsordnung schreibt klar vor, dass „die Türen eines Fahrzeuges dürfen so lange nicht geöffnet werden und auch nicht geöffnet bleiben [dürfen], als dadurch andere Straßenbenützer gefährdet oder behindert werden können“. Das bedeutet also, dass die Autoinsassen vor dem Öffnen einer Autotür auch auf den nachfolgenden Verkehr achten müssen und die Türe nur dann öffnen dürfen, wenn niemand – also auch keine Radfahrer – dadurch gefährdet werden. Die Verantwortung, „Dooring“ zu vermeiden, liegt also prinzipiell bei den Autoinsassen.

Möglichkeit der Mitschuld

Es kann aber sein, dass den betroffenen Radfahrern eine Mitschuld angelastet wird, wenn diese nicht ausreichend seitlichen Abstand halten. Das Rechtsfahrgebot besagt, dass „Fahrzeuglenker grundsätzlich so weit rechts fahren müssen, wie ihnen dies zumutbar und möglich ist“ – das gilt auch für Radfahrer. Im Gegensatz zu Kfz-Lenkern haben diese auch innerhalb des Ortsgebiets keine freie Fahrstreifenwahl, müssen sich also immer an das Rechtsfahrgebot halten.


ÖAMTC-Test: Können Ausstiegswarner Dooring verhindern? [2019]

An die Achtsamkeit der Autoinsassen zu appellieren, reicht offenbar nicht aus – deshalb bieten mehrere Autohersteller zur Vermeidung von „Dooring“ so genannte Ausstiegswarner an, für die die Funktionsweise des Totwinkelassistenten ausgeweitet wird. Ob diese Assistenzsysteme auch wirklich funktionieren, haben der ÖAMTC und seine Partner im Jahr 2019 getestet.

Testablauf

Ein sich nähernder Rad- oder Scooterfahrer soll mit dem Ausstiegswarner rechtzeitig erkannt und Dooring somit verhindert werden können. In der Mercedes A-Klasse werden Fahrzeuginsassen beim Öffnen der Tür audiovisuell gewarnt, im Audi A6 verzögert ein elektronischer Schließmechanismus das Öffnen der Türe um eine knappe Sekunde. „Mit drei verschiedenen Verkehrsteilnehmern – einem Auto bzw. einer Fahrzeugattrappe, einem Radfahrer sowie einem E-Tretroller – wurde getestet, ob die Systeme die herannahende Gefahrensituation rechtzeitig erkennen können“, so David Nosé, Unfallforscher des ÖAMTC. „In allen drei Fällen wurde die Fahrertüre genau in dem Moment geöffnet, in dem eine Bremsung gerade noch möglich gewesen wäre.“ In weiteren Testaufbauten wurde eine enge Parklücke simuliert, um den Einfluss auf die Reichweite des Systems zu bewerten, die generelle Funktion für die übrigen Fahrzeugtüren wurde ebenfalls getestet.

Video: Ausstiegswarner im Praxistest

Klares Ergebnis

Das Ergebnis viel für den ÖAMTC klar aus: „Auch wenn in engen Parklücken die Funktion eingeschränkt ist, kann der Ausstiegswarner – sofern die nötige Sensorik eines Totwinkelassistenten am Fahrzeug bereits verbaut ist – mit wenig Aufwand einen wichtigen Beitrag zur Verkehrssicherheit leisten“, so Nosé. Der Mobilitätsclub sprach sich daher für den serienmäßigen Einbau der Ausstiegswarner aus.

Dooring ist eine nicht zu unterschätzende Gefahr für Radfahrer.
Dooring ist eine nicht zu unterschätzende Gefahr für Radfahrer. © Bild: ÖAMTC / ADAC

Dooring verhindern: Radlobby appelliert an Autofahrer

Die Radlobby Österreich begrüßt fahrzeugtechnische Innovationen zur Unfallvermeidung grundsätzlich, hält es aber für wichtiger, dass Radfahrer auf Radstreifen und Fahrradstraßen im nötigen Sicherheitsabstand von Autofahrern getrennt werden. Das berichtete die APA im Jahr 2019 anlässlich des ÖAMTC-Tests. Entsprechende verkehrsplanerische Umsetzungen wären die beste Maßnahme gegen Dooring-Unfälle, sagte Radlobby Österreich-Sprecher Roland Romano damals im Gespräch mit der Nachrichtenagentur. Romano appellierte auch erneut an die Autofahrer, vor dem Öffnen der Türe auf nachkommende Radfahrer zu achten.

Dooring: Gefahren, gesetzliche Regelungen & Ausstiegswarner-Test
© Bild: ÖAMTC / ADAC

Auch der ÖAMTC betonte im Zuge der Veröffentlichung der Testergebnisse, dass Fahrzeuglenker immer und ohne Ausnahme vor dem Öffnen der Tür nach vorne und hinten schauen müssen, ob sich ein anderer Verkehrsteilnehmer nähert. Ein Öffnen der Türe mit der türabgewandten Hand erleichtere den Schulterblick sowie den Blick in den Außenspiegel. „Es gehört außerdem zu den Aufgaben der Lenker, Beifahrer und andere Mitfahrer dazu aufzufordern, ebenfalls nach dem Verkehr zu schauen“, so der Experte.