
Natürlich gibt es die Mille Miglia noch. Als Touristenveranstaltung für Oldtimer. Die Besitzer teurer Autos versuchen den Flair der 1950er Jahre, als dieses Rennen der bunte Hund im Terminkalender jedes Hersteller war, aufleben zu lassen. Doch mit einer Gleichmäßigkeitsfahrt lässt sich eben nicht der Wahnsinn der vergangenen Jahre reanimieren. „Zum Glück“, muss man sagen. Hier kommen zehn Informationen, Faken und Rekorde, die euch die Mille Miglia näher bringen sollen.
Zwar hat die Mille Miglia einen legendären Ruf, mit Tradition lässt sich der aber nicht begründen. Das Rennen wurde zwischen 1927 und 1957 lediglich 24 Mal ausgetragen. Zwar gibt es die Mille Miglia seit 1977 wieder, allerdings nur noch als Gleichmäßigkeitsfahrt für historische Fahrzeuge.


2 - Italienische Ehre
Die Mille Miglia hatte ein Grundgesetz. Es gewinnt ein italienischer Fahrer mit einem italienischen Auto. Drei Ausnahmen gibt es: 1931 siegte mit Rudolf Caracciola auf Mercedes ein Deutscher. Genauso wie 1940. Damals holte Fritz Huschke von Hanstein auf BMW den Trimph, wobei der sportliche Wert des Nazi-Schaulaufens angezweifelt wird (freilich nicht das Talent Hansteins oder die Qualität der BMW 328 Berlinetta). Bitter wurde es 1955. Da gewann Stirling Moss im Mercedes-Benz 300 SLR so überlegen, dass es einer Demütigung gleichkam.


3 - Stirling Moss
Der Sieg bei der Mille Miglia 1955 machte Stirling Moss zu einem Mythos. Auch und gerade, weil seine Fahrt an Perfektion nicht zu überbieten war. Und das lag vor allem an Denis Jenkinson – ein britischer Motorjournalist. Der sagte Moss die Kurven an, wie es eigentlich nur im Rallyesport üblich war. Moss konnte so eine Durchschnittsgeschwindigkeit von 158 Stundenkilometern erreichen.


4 - Teilnehmerrekord von 534 Fahrern
Es war auch im Jahr 1955 als die Mille Miglia einen Rekord zu verbuchen hatte. Seit dem Ende des zweiten Weltkrieges waren sowohl Amateur- als auch Profifahrer zugelassen. Im Lauf der Jahre wurden die Rennklassen aber so sehr erweitert, dass beinahe alles mit Motor starten konnte. 1955 hatten die Organisatoren das Starterfeld dann kaum noch im Griff. 534 Fahrer meldeten sich an! Allein für den Start benötigte man die ganze Nacht.


5 - (Mille) Miglia statt Kilometer
Ursprünglich startete und endete das Rennen in Brescia und schlängelte sich 1.600 Kilometer durch Italien. Hintergrund war, so die Gründer Graf Franco Mazzotti, Graf Aymo Maggi, Renzo Castagneto und Giovanni Canestrini, dass schon die Alten Römer in Meilen gemessen hätten und es eben deren tausend sein sollten.


6 - Die meisten Siege
Klar. Mercedes (2x), BMW (1x), Lancia (1x) und OM (1x) holten Siege bei der Mille Miglia. Doch Alfa Romeo (11x und damit Rekord-Sieger) und Ferrari (8x) waren die Platzhirsche. Bis zum Krieg dominierte Alfa Romeo, danach holte Ferrari die Goldränge...


7 - Enzo Ferrari
... das hatte einen Grund und der hieß Enzo Ferrari. Der war ab dem Jahr 1920 Chefwerksfahrer bei Alfa Romeo, organisierte auch bald die Renneinsätze und erledigte Strategie und Planung. 1929 gründete er die Scuderia Ferrari, die allerdings mit Fahrzeugen für Alfa Romeo an den Start ging. Ferrari stieg zum stellvertretenden Leiter des Teams auf. In diese Zeit fallen die Siege Alfas bei der Mille Miglia. 1939 endete das Engagement von Ferrari bei Alfa Romeo. Nach dem Krieg konnte Alfa Romeo nur noch einmal (1947) das Rennen gewinnen.


8 - Pierro Taruffi
Taruffi hatte bereits 13 Mal an der Mille Milgia teilgenommen und führte sogar sieben Mal das Feld an, doch gewinnen konnte er das Rennen nie. Bis 1957. Taruffi war damit der letzte Sieger der Mille Miglia. Für ihn war es ein Karrierehöhepunkt, er hatte seinen weißen Wal erlegt. Doch der Sieg war nicht unumstritten. Angeblich hatte sein größter Konkurrent, Wolfgang Graf Berghe von Trips, der genau wie Taruffi im Ferrari unterwegs war, die Order bekommen, den Italiener gewinnen zu lassen.


9 - Alfonso de Portago
Der Sieg von Pierro Taruffi geriet 1957 etwas in den Hintergrund, da Alfonso de Portago tödlich verunglückte. Als de Portago mit etwa 280 Stundenkilometern unterwegs war platzte ein Reifen seines Ferrari. Neben de Portago starben auch noch Edmund Nelson (der Beifahrer von de Portago) sowie zehn Zuschauer, darunter fünf Kinder. Zwanzig Menschen wurden teils schwerverletzt ins Krankenhaus eingeliefert. Die Veranstaltung, die schon seit Jahren in der Kritik stand, wurde daraufhin nicht mehr organisiert.


10 - Fahrlässige Tötung bei der Mille Miglia
Der Unfall hatte für Enzo Ferrari ein juristisches Nachspiel. Denn die Reifen, die am Wagen von de Portago montiert waren, waren nur für eine Spitzengeschwindigkeit von 220 Stundenkilometer ausgelegt. Enzo Ferrari wurde wegen fahrlässiger Tötung angeklagt und sein Reisepass wurde eingezogen. Viereinhalb Jahre dauerte es, bis Ferrari freigesprochen wurde.


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