Bevor wir zu Luigi Colani kommen, ein Blick auf das Jahr 1970. In Sachen Langstreckenrennen sollte eben jenes Jahr ein brutales werden. Porsche wollte die Siegesserie von Ford mit allen Mitteln beenden. Dazu hatten sie die nötigen Pfeile im Köcher: ein Porsche 917 mit Kurzheck, ein 917 mit Langheck, ein 908... Und irgendwo dahinter dann die Ferrari 512S. Eine Klasse drunter matchten sich ebenfalls Porsche und Ferrari, mussten den Sieg aber der Chevrolet Corvette überlassen. Und zwischen dem Wahnsinn: ein Porsche 908, der als Kamerawagen für den Steve McQueen-Film „Le Mans“ diente.


Luigi Colani und die Zukunft von Le Mans
Le Mans war in. Le Mans lag im Trend. Und so widmete sich Luigi Colani dem Thema. Colani ist ein deutscher Designer aus Berlin und wuchs eigentlich als „Lutz“ auf. Seinen Durchbruch feierte er in den 1960er Jahren. Zunächst entwarf er für die Firma Sulo die Produktlinie „Caroline“. Es folgte eine Anstellung bei „Kusch & Co.“, für die er die Liege „TV-relax“ samt passendem Sessel entwarf. Was Colani anpackte wurde automatisch modern. Er entwarf die Zukunft und prägte die Optik von zwei Jahrzehnten.
Lkw für Daimler
Colani war auch ein Automensch. So entwarf er beispielsweise für Larag und Daimler Lkw, die jedoch nicht in die Praxis umgesetzt wurden, obwohl ihr Durchschnittverbrauch um etwa 30 Prozent unter dem der Konkurrenz lag. Die Firmen führten „praktische Gründe“ an, dürften sich aber heute ärgern.


Lamborghini Miura Le Mans
Während Le Mans eskalierte und Colani nicht mehr wusste, wohin mit seinem Geld – weil sowieso alles, was er anfasste zu Gold wurde – schickte der sich an einen Le Mans Rennwagen der Zukunft zu entwerfen. Als Grundlage für seine Designspielerei kam damals nur ein Auto in Frage: der Lamborghini Miura.


Er sägte einfach das Heck ab und vervollständigte es wieder mit einer eigenen Fiberglaskonstruktion. Erstaunlich ist, dass der Wagen zwar mit einem Joystick gesteuert werden kann, die Vorderräder aber fest montiert und bewegungsunfähig sind. Es darf also davon ausgegangen werden, dass sich die komplette Front dreht.
Der Wagen taucht bei Ebay auf
Das Fahrzeug wurde vier Jahre lang als Showcar verwendet, dann überarbeitete es Colani und lackierte es blau. Anschließend wird es in die USA verschifft und verschwindet von der Bildfläche, um im Jahr 2010 auf Ebay wieder aufzutauchen. 75.000 Dollar wurden aufgerufen, ein Bieter fand sich nicht. Kein Wunder, der Wagen war zu diesem Zeitpunkt ein Wrack.


Auch hier gilt, was schon bei den Lkw galt: heute dürfte sich der ein oder andere Mensch ärgern, ob der verpassten Chance. Klar, die Restauration hätte ein Vermögen gekostet, hätte sich aber wohl in Anbetracht der explodierenden Oldtimer-Preise ausgezahlt.