Autorevue Logo

Fiat Multipla: Geschichte, Varianten, Ausstattung [Modellübersicht]

Subressort
Aktualisiert
Lesezeit
7 min
Fiat Multipla: Geschichte, Varianten, Ausstattung [Modellübersicht]
Werk©Werk
  1. home
  2. Autowelt
Man liebt ihn, oder man hasst ihn – dazwischen ist nichts. Der Fiat Multipla wird in erster Linie auf sein polarisierendes Äußeres reduziert. Schade eigentlich, denn der kann noch viel mehr.

"Elefantenrollschuh", "Glaskasten mit Speckfalte", "Fiat Ugly": Der 1999 vorgestellte Fiat Multipla musste sich wahrlich wenig schmeichelhafte Spitznamen gefallen lassen. Das sogar als „Designunfall“ titulierte Äußere der Familienkutsche hat die Autowelt tief gespalten. Die Kür zu einem der „hässlichsten Autos der Welt“ (Der Spiegel, 2009) bzw. zum „peinlichsten Auto aller Zeiten“ (Autobild Online, 2011) sind nicht gerade Lorbeeren, auf denen man sich ausruhen könnte.

Dabei war die ursprüngliche Intention – ein Großraum-Van mit 3x3 Sitzen für Familien mit viel Platz – durchaus Vorreiter für heutige Großraum-Modelle. Anfangs galt der Fiat Multipla sogar als Antwort auf die wachsenden sozialen, ökonomischen und ökologischen Probleme der Automobilindustrie im 21. Jahrhundert. Trotzdem fand der Rollschuh seine Käufer – das Modell wurde zehn Jahre lang gebaut.

Testberichte zum Fiat Multipla findet ihr mit unserer Testberichtsuche.

Über das Design lässt sich wahrlich streiten – mit der abgesetzten Leiste unter der Frontscheibe, in der sich die Scheinwerfer für das Fernlicht sowie das Fiat-Logo befinden, war der Multipla jedenfalls auf den ersten Blick zu erkennen. Aber auch im Innenraum gab es einige Auffälligkeiten: sechs Einzelsitze verteilten sich auf zwei Reihen, der vordere mittlere Platz konnte durch eine Multifunktionsbox mit Kühlfunktion ersetzt werden. Der Multipla war Fiats erstes Modell auf dem Space-Frame-Konzept, das eine hohe Fertigungsflexibilität ermöglicht und später für die Produktion des Fiat Stilo und des Fiat Bravo übernommen wurde.

Blurred image background
Der Look des Fiat Multipla scheidet die Geister
 © Werk

Auch die Motorisierung war innovativ: neben einem Benzin- und einem Dieselmotor stand auch eine erdgasbetriebene Variante mit vier Druckflaschen am Wagenunterboden im Programm. Die „BiPower“ genannte Hybrid-Motorisierung vereinte Erdgas und Benzin. Das Leistungsspektrum reicht vom 66 kW (90 PS) starken BiPower-Hybrid bzw. Gas-Motor bis zum 88 kW (120 PS) leistenden Vierzylinder-Dieselmotor. Alle Motorenvarianten treiben mittels 5-Gang-Schaltgetriebe die Vorderachse an. Mit Beschleunigungswerten zwischen 12,2 und 16 Sekunden von 0 auf 100 km/h ist der knapp 1,3 Tonnen schwere Designunfall nicht gerade ein Rennpferd. Dafür fiel der Multipla mit einem Startpreis von etwa 16.000 Euro bei Modellstart für das gebotene Platzangebot vergleichsweise günstig aus.

Wer sich dennoch für den Multipla als Familiengefährt entschieden hat, sitzt nicht unbedingt im sichersten Auto. Die drei von fünf vergebenen Sternen beim NCAP-Crashtest resultieren nicht nur aus einer mittelmäßigen Fußgängersicherheit, sondern vor allem auch aus einer nur durchschnittlichen Insassensicherheit.

Viele Verarbeitungsmängel an Motor, Auspuffanlagen und Elektrik trüben das Gesamtbild zusätzlich. Typische Schwachstellen finden sich an Zahnriemen, Lichtmaschinen, Kraftstoffsystem, Getriebe, Fahrwerk und Auspuffanlage. Die Erdgastanks der BiPower-Modelle müssen nach zehn Jahren erneuert werden.

Fiat Multipla Facelift (2004 – 2010)

Mit einem umfassenden Facelift wollte Fiat 2004 das Ruder herumreißen. Die abgesetzte Leiste der Frontpartie verschwand in einem gewöhnlichen Wasserfall-Design. Die Heckpartie wurde geringfügig überarbeitet, behielt aber die rundlichen Formen. 2006 wurden neue Stoffe und eine überarbeitete Instrumentengrafik eingeführt, der Dieselmotor erhielt etwas mehr Power. Die Preise wurden gegenüber der Erstserie nur moderat angehoben. Die Verarbeitungsqualität legte mit dem Facelift zu.

Blurred image background
Der Fiat Multipla post-facelift
 © Werk

Fiat Multipla 6x6 (ab 2024)

Anlässlich des 25-jährigen Jubiläums könnte der Fiat Multipla 2024 ein Revival erleben. Die Fiat-Abteilung „Heritage“, die sich mit dem historischen Erbe von Alfa Romeo, Fiat, Lancia und Abarth  beschäftigt, entwickelt offenbar ein einzigartiges Einzel- und Sammlerstück mit der Bezeichnung „Multipla 6x6“. Das Modell mit quietschbunter Farbgebung ist eine Hommage an die sechs von Designer Giolito bei Modellentwicklung gezeichneten „Spezies“ (im heutigen Marketing-Sprachgebrauch würde man sie „Personas“ nennen), die sich auch im Innenraum des Fahrzeugs wiederfinden.

Blurred image background
Der Fiat Multipla 6x6
 © Werk

Fazit

Wer einen Fiat Multipla fährt oder fahren will, muss sich auf bissige Kommentare gefasst machen. Auch wenn das Innenraumkonzept mit großem Platzangebot und drei vollwertigen Sitzen in der ersten Reihe durchaus überzeugt, die Optik ist nicht jedermanns Sache. Modelle ab dem Facelift 2004 sind deutlich unauffälliger und zuverlässiger als die erste Generation. Wer sich dennoch darüber traut – gebrauchte Modelle sind schon für sehr wenig Geld zu bekommen. Gebaut wird der Multipla schon seit 2010 nicht mehr.

Kaufberatung

Über die Autoren

Jahresabo ab 6,65€ pro Monat
Ähnliche Artikel