Martin Czwiertnia
Spurverbreiterung: Ablauf, Nachteile, Kosten

Spurverbreiterung: Ablauf, Nachteile, Kosten

Im Tierreich macht sich das Männchen breiter, um das Weibchen zu beeindrucken. Bei Autos nennt sich das „Spurverbreiterung“.

Veröffentlicht am 25.04.2023

Ein breiter Radstand – möglichst noch verbunden mit Tieferlegung und Breitreifen – verleiht dem Fahrzeug nicht nur einen aggressiven Look, sondern kann auch das Fahrverhalten verbessern. Bei der Spurverbreiterung, einem vergleichsweise kostengünstigen Tuning, muss der Autoliebhaber aber mit verstärktem Verschleiß rechnen – und mitunter das Lenkrad fester halten.

Wie verbreitert man die Spur?

Bei einer Spurverbreiterung wird mithilfe von Distanzscheiben – auch Spurplatten genannt – die Spurweite des Fahrzeugs vergrößert. Die meist aus Aluminium gefertigten Distanzscheiben werden zwischen Radaufnahme und Radflansch angebracht. Damit soll das Fahrverhalten verbessert werden, da das Fahrzeug in Kurven aufgrund des niedrigeren Schwerpunkts weniger Seitenneigung zeigt. Außerdem wird damit die Optik verbessert – gerade im Tuningbereich ein wichtiges Argument. Das Auto wirkt breiter und tiefer. Ein großer Vorteil der Spurverbreiterung: sie kann relativ einfach wieder rückgängig gemacht werden.

Damit die Räder trotz Distanzscheiben sicher halten, sind längere Radmuttern erforderlich – die benötigte Länge errechnet sich aus der Normallänge plus der Breite der Distanzscheibe. Es können Distanzscheiben ohne und mit Bund verwendet werden. Letztere sind notwendig, wenn der Zentrierbund nicht mehr ausreichend heraussteht.

Möchte man Distanzscheiben mit Stahlfelgen verwenden, muss die Stahlfelge über eine plane Auflagefläche verfügen. Ansonsten ist eine weitere Zwischenscheibe erforderlich. Bei Alufelgen ist die Einpresstiefe relevant. Außerdem sollten nach einer Spurverbreiterung Sturz und Spur angepasst werden, um vorzeitigen Verschleiß und Reifenschäden zu vermeiden.

Was spricht gegen eine Spurverbreiterung?

Dezente Spurverbreiterungen können das Fahrverhalten verbessern. Wird es zu viel, kehrt sich der Effekt aber um: das Fahrzeug reagiert stärker auf Spurrillen, Schlaglöcher und ungleiche Fahrbahnbeläge. Dies gilt insbesondere dann, wenn die Spurverbreiterung nur an den Hinterrädern angebracht wird. Wer schon einmal eine asymmetrische Bereifung vorne und hinten gefahren ist, kennt das Gefühl, das Lenkrad stärker festhalten zu müssen als sonst.

Die Bremswirkung kann unsymmetrischer werden, was sich in einem Ziehen nach rechts oder links beim Bremsen bemerkbar machen kann. Manche Distanzscheiben sind nicht ausgewuchtet, was zu starken Vibrationen führen kann. Insgesamt kann das gesamte Fahrwerk leiden, da es stärker belastet wird als mit Serien-Spurweite. Vor allem der Hebelarm des Radlagers muss deutlich mehr arbeiten. Auch die Belastung auf die Radschrauben steigt durch die größere Länge an.

Bei einer Spurverbreiterung sollte der korrekte Sitz der Radmuttern öfters geprüft werden. Durch die höhere Belastung können sich diese dehnen und den Sitz lockern. Schlimmstenfalls löst sich das Rad von der Achse. Der gleiche Effekt kann übrigens auftreten, wenn die Distanzscheiben und die Felgenflanschen zwecks Korrosionsschutzes lackiert sind. Durch die Reibung entsteht Wärme, die Lackschichten verdampfen und die Verschraubung wird gelockert.

Wichtig auch für die schneeverwöhnten Gebiete Österreich: bei einer Spurverbreiterung ist vielfach keine Montage von Schneeketten mehr möglich oder erlaubt. Bergstraßen mit Schneekettenpflicht im Winter sind daher tabu.

Um wie viel kann man die Spur maximal verbreitert werden?

Die Spurweite eines Fahrzeugs wird mit der Serienbereifung gemessen, und zwar von Mitte Reifen zu Mitte Reifen. Die meisten PKW weisen eine Spurweite von 1500 mm auf.

Auf keinen Fall dürfen die Reifen durch eine Spurverbreiterung aus dem Radkasten herausstehen. Bei holprigen Straßenverhältnissen kann der Radkasten den Reifen beschädigen oder gar aufschlitzen. Die maximale Spurverbreiterung ergibt sich demnach aus dem Abstand der inneren Kotflügelkante und dem äußersten Rand des Reifens. Dieser sollte noch um 5 mm reduziert werden, um einen kleinen Puffer zu haben. Je nach Fahrzeug sind so Verbreiterungen zwischen 10 und 70 mm möglich.

Beträgt die Spurverbreiterung weniger als zwei Prozent der Spurweite (üblicherweise also maximal 15 mm pro Seite), so ist – vorausgesetzt für die Distanzscheiben gibt es ein Teilegutachten – keine Vorführung und Eintragung erforderlich. Weitere rechtliche Informationen gibt’s auf der Website der Bundesregierung unter diesem Link.

FAQ: Häufige Fragen zur Spurverbreiterung

Was kosten Distanzscheiben für die Spurverbreiterung?

Eine Spurverbreiterung ist eine vergleichsweise günstige Tuning-Maßnahme. Ein Satz bestehend aus Distanzscheiben und längeren Radmuttern ist bereits ab ca. 50 Euro erhältlich. Top-Sets kosten um die 250 Euro. Wichtig ist, dass sie über eine Allgemeine Betriebserlaubnis bzw. Teilegutachten verfügen.

Kann ich die Distanzscheiben selber einbauen?

In der Regel sollte jeder, der über ein gewisses Maß an Autoverständnis verfügt, die Distanzscheiben selber einbauen können. Wichtig ist aber, dass diese auf Fahrzeug- und Felgenmodell abgestimmt sind und die Leichtgängigkeit der Räder gegeben ist.

Muss eine Spurverbreiterung eingetragen werden?

Ja, wenn die Verbreiterung mehr als zwei Prozent der Serienspurweite beträgt. Sie stellt eine Änderung der Fahrwerksgeometrie dar und muss daher von einer Prüfstelle begutachtet und eingetragen werden. Werden gleichzeitig andere Reifen und Felgen als im Typenschein angegeben verwendet, ist ein Gesamtnachweis über die Verkehrs- und Betriebssicherheit erforderlich. Fährt man ohne Teilegutachten oder Eintragung, erlischt die Betriebserlaubnis des Fahrzeugs.

Fazit

Wer nicht weiß, womit er ein Tuning-Projekt am besten starten soll, dem sei die Spurverbreiterung ans Herz gelegt. Die notwendigen Distanzscheiben sind für wenig Geld zu haben und verleihen dem Fahrzeug sofort einen breiteren und aggressiveren Look. Doch sollte man es nicht übertreiben – große Spurverbreiterungen belasten das Fahrwerk und ziehen höheren Verschleiß nach sich. Auch auf die Eintragung sollte nicht vergessen werden, sonst sind die Nummerntafeln schneller abgenommen, als man denkt.

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