Parkassistenten mit Notbremssystem im Test

Der ÖAMTC hat fünf Fahrzeuge mit Parkassistenten mit Notbremssystem einem umfassenden Praxistest unterzogen.

Zuletzt aktualisiert am 23.08.2023

Beim Reversieren mit dem Auto kommt es immer wieder zu Unfällen mit Sach- oder gar Personenschaden, weil Fußgänger, Radfahrer, andere Fahrzeuge oder sonstige Hindernisse übersehen werden. Im Jahr 2017 sind so 570 Unfälle passiert, dabei wurden rund 290 Personen verletzt, davon 60 schwer. Um das Risko dieser Art von Unfälle zu reduzieren, sind bereits viele moderne Pkw mit einem Parkassistenten mit automatischem Notbremssystem ausgestattet. Wie gut diese wirklich funktionieren und ob sie wirklich dazu beitragen können, Unfälle beim Reversieren zu verhindern, haben der ÖAMTC und seine Partner getestet.

Parkassistenten mit Notbremssystem im Test
©  ÖAMTC

Fünf Fahrzeuge im Test

Fünf Fahrzeuge mit Parkassistent mit automatischem Notbremssystem nahm der Autofahrerklub genauer unter die Lupe: Den BMW 5er, die Mercedes A-Klasse, den Seat Ateca, den Skoda Kodiaq und den Volvo V60.

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Was wurde getestet?

Getestet wurde die Erkennung sowohl von stehenden als auch bewegten Fußgängern, rückwärtigem Querverkehr (Radfahrer und Autos), sowie geparkten Fahrzeugen.

Parkassistenten mit Notbremssystem im Test
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Nicht zu 100% zuverlässig, aber dennoch hilfreich

Im Praxistest erwies sich keines der fünf untersuchten Systeme zu 100 Prozent als zuverlässig. Das Unfallvermeidungspotenzial derartiger Assistenzsysteme schätzen die Tester aber als sehr hoch ein. „Am besten funktionierte die Erkennung von Radfahrern und Autos, die hinter dem ausparkenden Pkw queren. Dafür setzen die Systeme auf Radarsensoren, die bewegte Objekte erkennen können“, erklärt ÖAMTC-Techniker Friedrich Eppel. Im Nahbereich hinter dem eigenen Fahrzeug sind hingegen auch die verhältnismäßig einfachen und kostengünstigen Ultraschallsensoren, die in den meisten modernen Fahrzeugen ohnehin als Parksensoren verbaut sind, wirksam. „Hier konnten drei von fünf Systemen im Test ein Auffahren auf einen anderen Pkw meist vollständig verhindern“, so Eppel.

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Nachholbedarf bei Fußgänger-Erkennung

Genau in dem Szenario, das die höchste Gefahr für Unfälle mit Personenschaden birgt – der Fußgänger-Erkennung – schnitten die Fahrzeuge am schlechtesten ab. Sogar der BMW 5er, der als Gesamtbester aus dem Test hervorging, reagierte teils zu spät auf einen hinter dem Auto stehenden bzw. querenden Fußgänger. „Andere getestete Fahrzeuge erkannten die Gefahrensituation ebenfalls zu spät oder überhaupt nicht – Nachholbedarf ist also gegeben“, fasst Eppel zusammen.

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Bessere Systeme sind bald zu erwarten

Ab 2020 werden Parkassistenten mit Bremseingriff Teil des
europäischen Fahrzeug-Testprogramms EuroNCAP. Der ÖAMTC-Experte rechnet daher damit, dass sich die Systeme in den kommenden Jahren rasch verbessern werden. „In der Vergangenheit hat sich immer wieder gezeigt, dass eine Aufnahme von aktiven und passiven Pkw-Sicherheitssystemen in dieses Programm schnell die Ausstattungsrate der Fahrzeuge erhöht“, so Eppel. „Etwaige Mehrkosten für einen solchen Assistenten könnten sich allein durch die Vermeidung von Parkschäden rechnen.“