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Was muss man beim Auto-Pfand beachten?

Was muss man beim Auto-Pfand beachten?

Kurzfristig und unbürokratisch zu Geld kommen? Das versprechen sich Autobesitzer von einer Autobelehnung bei einem Pfandhaus. Worauf man dabei achten sollte: Hier unser Überblick.

Christian Gaisböck
Zuletzt aktualisiert am 12.01.2024

Um kurzfristige finanzielle Engpässe zu überbrücken, können Wertgegenstände bei Pfandleihern verpfändet werden – so auch Autos. Das klappt in der Praxis tatsächlich recht unkompliziert – ist aber im Vergleich zu einem Verbraucherkredit oder einer Kontoüberziehung bei der Hausbank sehr teuer. Und auch bei der Auswahl des Pfandleihhauses ist Vorsicht geboten: Versteckte Kosten oder undurchsichtige Vertragsklauseln können zu Überraschungen führen.

Welche Voraussetzungen es für eine Autopfandleihe gibt, welche Kosten auf einen zukommen und wie man seriös agierende Pfandleihhäuser ausfindig macht? Hier der Überblick.

Sein Auto verpfänden – wie funktioniert das?

Pfandleihhäuser sind Unternehmen, die Kredite mit meist kurzer Laufzeit vergeben (in der Regel 1-3 Monate mit Option auf Verlängerung) – diese Kredite werden bei einem Pfandhaus durch einen Wertgegenstand sichergestellt. Somit kann etwa ein Auto durch ein Pfanddarlehen kurzfristig in liquide Mittel umgewandelt werden, weiterbenutzt werden und innerhalb der vereinbarten Laufzeit durch Bezahlung sämtlicher Verbindlichkeiten (Summe aus Darlehen, Zinsen, sonstige Gebühren) wieder ausgelöst werden.

Muss der Auto-Kredit beim Kreditschutzverband (KSV) angegeben werden?

Da der Kredit direkt durch das Auto besichert ist, entfällt eine Abfrage bzw. ein Eintrag beim KSV (Kreditschutzverband), auch ein Bürge ist nicht erforderlich.

Wieviel Geld erhalte ich für mein Auto?

Bevor es zu einer Autobelehnung kommt, wird der aktuelle Wert des Fahrzeuges entweder anhand der Eurotax-Liste oder durch eine Schätzung durch das Pfandleihhaus oder eines beauftragten Unternehmens bestimmt. Von diesem ermittelten Wert werden in der Regel zwischen 50-60% (je nach Anbieter) als Pfand-Darlehen vergeben und ein Pfandschein an den Pfandgeber ausgegeben.

Das Auto belehnen und trotzdem weiter nutzen – geht das?

Üblich ist bei vielen Anbietern in Österreich mittlerweile auch, dass das Fahrzeug trotz Belehnung weiterbenutzt werden kann – was allerdings mit zusätzlichen Kosten verbunden ist (siehe unten). Dafür müssen aber diese Voraussetzungen erfüllt und u.a. folgende Dokumente vollständig vorhanden sein.

Voraussetzungen zur Belehnung

  • Mindestalter 18 Jahre
  • Alter des Fahrzeuges darf bei den meisten Anbietern ein gewisses Alter nicht überschreiten (meist 10 Jahre) – Ausnahmen gibt es etwa bei einer Oldtimer-Belehnung
  • Das Auto muss Eigentum des Pfandgebers sein und auch auf diesen angemeldet sein (Eintrag Zulassungsschein und Typenschein)
  • Das Auto muss in fahrbereitem Zustand und sollte weitgehend unbeschadet sein
  • Das Fahrzeug muss in Österreich zugelassen sein
  • Ein Reserveschlüssel muss dem Pfandhaus übergeben werden
  • Erforderliche Dokumente: Gültiger „Pickerl“-Prüfbericht nach §57A, Typenschein, Zulassungsschein, gültiger Lichtbildausweis (Führerschein) und Meldezettel des Eigentümers (ordentlicher Wohnsitz in Österreich ist Voraussetzung)
  • Pfandhäuser wie z.B. das Dorotheum verlangen außerdem einen Kaufvertrag des Fahrzeuges oder die Rechnung mit Kassaquittung sowie die Versicherungspolizze inkl. letztem Zahlschein.

Die Kosten bei einer Autoverpfändung

Die Gesamtkosten bei einer Autobelehnung setzen sich in der Regel aus einer Ausfertigunsgebühr für den Pfandschein, den Darlehenszinsen sowie einer Manipulationsgebühr bei Pfandweiternutzung zusammen. Die Ausfertigungsgebühr ist meist abhängig von der Höhe des Darlehens und wird bereits bei Aufnahme des Darlehens fällig.

Die Verzinsungen bei Autopfandhäusern klaffen je nach Anbieter weit auseinander – von 1,5% pro Halbmonat bis über 10% pro Monat.

Die Autopfandleihe fällt lt. der AK Steiermark unter das Verbraucherkreditgesetz: „Die Schutzbestimmungen des Verbraucherkreditgesetztes sind vom Pfandleiher einzuhalten. Eine Klage des VKI im Jahr 2016 stellte klar, dass bei der Autopfandleihe das Verbraucherkreditgesetz zur Anwendung kommt. Demnach muss der Pfandleiher den Kunden zwingend über den Sollzinssatz, den effektiven Jahreszinssatz und den zu zahlenden Gesamtbetrag informieren.“

Achtung: Meist ist eine anteilige Rückerstattung der Zinsen und Gebühren bei vorzeitiger Auslösung nicht möglich – es wird also zumindest ein Halbmonat verrechnet.

Beispiel für die Höher der Kosten bei einer Autobelehnung

  • Darlehenshöhe: 1000 Euro mit Laufzeit 2 Monate
  • Ausfertigungsgebühr: 15 Euro
  • Zinsen: 40 Euro (1% der Darlehenshöhe pro Halbmonat)
  • Gebühren bei Weiternutzung des Fahrzeuges: 50 Euro (1,25% pro Halbmonat)

Die Gesamtkosten für ein Darlehen in Höhe von 1000 Euro für 2 Monate betragen in diesem Fall somit 90 Euro. Das entspricht einem Zinssatz von 9% pro Monat bzw. hochgerechnet auf ein Jahr entspricht das einem Effektivzinssatz von 108%.

Weitere mögliche Kosten/Gebühren, die bei oder nach einem Pfandgeschäft auf einen zukommen können: Versteigerungsgebühren für verfallene Pfänder, Gebühr für freihändige Verwertung verfallener Pfänder, Lagergebühr für ausgelöste aber nicht behobene Pfänder, Spesenersatz für Spesen, die Pfandgeber verursacht werden, wie z.B. Begutachtung, Verwahrung/Garagierung, Lagerung etc.

Was passiert, wenn ich mein Auto nicht rechtzeitig auslösen kann?

Die meisten Anbieter bieten die Möglichkeit, die Pfandleihe auch zu verlängern. Aufgrund der anfallenden Kosten ist eine Pfandleihe aber gerade mittel- und langfristig gesehen keine geeignete Finanzierungsform. Wird die Pfandleihe nicht verlängert oder das Fahrzeug nicht rechtzeitig ausgelöst, wird das Auto vom Pfandhaus verkauft bzw. versteigert und der Erlös davon zur Abdeckung des Darlehens und der anfallenden Gebühren verwendet (z.B. auch eine Versteigerungsgebühr für verfallene Pfänder). Sollte es dabei zu einem Überschuss (nach Abzug sämtlicher Gebühren und Zinsen) kommen, wird diese dem Pfandgeber ausbezahlt. Sollte der Erlös das Darlehen sowie die Gebühren aber nicht abdecken, geht die Differenz zulasten des Pfandhauses.

Einschätzung von Verbraucherschutzorganisationen

Der VKI hat im Auftrag der AK Steiermark im August-Oktober 2020 erhoben, wie es um die Schätzwerte bei Verkauf und Verpfändung bei Pfandleihhäusern steht und hat auch die Kosten anonym getestet. Positiv hervorgehoben wurden der einfache Zugang für Verbraucher und die professionelle Wertfeststellung der Pfandhäuser. Insgesamt fällt das Ergebnis aber ernüchternd aus u.a. hinsichtlich der Kostenbelastung, aber auch bezüglich teils undurchsichtiger Kostendarstellungen auch in Bezug auf die Zusatzkosten neben der Zinsbelastung. Den ganzen Bericht gibt es hier als PDF nachzulesen.

Seriöse Auto-Pfandleihäuser (?)

Der Fachverband Finanzdienstleister hat eine Liste der Pfandleiher veröffentlicht, die sich zu den Standesregeln bekennen und den „Gütesiegel des Fachverbands Finanzdienstleister“ führen dürfen. „Diese Standards sind ein Qualitätsmerkmal für die Kunden und als Zeichen für Transparenz zu sehen“, hebt Karin Meier-Martetschläger, Vorsitzende des Fachausschusses Versteigerer und Pfandleiher im Fachverband Finanzdienstleister der Wirtschaftskammer Österreich (WKÖ), lt. dieser Pressemeldung hervor. Pfandleiher, welche dieses Gütesiegel führen, sind auf dieser WKO-Seite abrufbar.

Zu diesem Gütesiegel merkt der VKI im Auftrag der AK Steiermark an: „Die Suche nach Pfandleihern auf der Homepage der Wirtschaftskammer im Berichtszeitraum hat ergeben, dass es österreichweit 137 Pfandleiher gibt, davon haben 10 das Gütesiegel, ein sehr geringer Anteil. Zudem gibt es keine Kontrolle, die Anbieter entscheiden selbst, ob sie sich dem Ehrenkodex unterwerfen wollen. Konsumentenerfahrungen spielen bei diesem Gütesiegel keine Rolle.“

Fazit

Sein Auto zu belehnen, sollte sehr gut überdacht werden – der bürokratische Aufwand mag auf den ersten Blick geringer erscheinen, die Verlockung, ohne KSV-Eintrag und Bürgen schnell an Geld zu kommen, groß sein. Nüchtern betrachtet sind die anfallenden Gesamtkosten aber sehr viel höher als bei einem Bankkredit – und im Vorhinein auch sehr viel schwerer abschätzbar.