Der heute (gemeinsam mit dem Samba-Bus) teuerste VW entstand am Anfang der Käferzeit als luxuriöses Versprechen einer besseren Zukunft, aber nach nur 696 Exemplaren ging der Traum in Flammen auf.
Das Sechs-Volt-Rücklicht des Hebmüller Cabrios glimmt aus seinen zierlichen Röhren, und dazwischen wirft die Kennzeichenleuchte mit langem Anlauf einen Mondschein aufs Nummerntaferl.
In der zweiten Hälfte der 40er-Jahre beschäftigte man sich gerne wieder mit feinsinniger Friedlichkeit und pastelliger Idylle, auch wenn sie nur am Horizont vorbeifuhr: An Mobilität konnte nur ablenkungsfrei denken, wer auch genug zu essen hatte. Glücklich war, wer ein Fahrrad durch die Kriegswirren gerettet hatte, eventuell sogar ein Motorrad. 1949 fuhren in ganz Deutschland lediglich 355.000 Personenkraftwagen, heute mischt Porsche alleine häufiger im Straßenbild mit. Die Bahn hatte noch sehr gute Gründe für epische Verspätungen.
So war der VW Käfer längst nicht das Auto für alle, als das es in die Vorkriegspropaganda eingeschwenkt war. Immerhin, es gab ihn, und er hieß jetzt Volkswagen, da durfte schon ein Versprechen auf die nächsten Jahrzehnte mitschwingen. Ermöglicht wurde das verspätete Anlaufen der Serienproduktion durch die Unlust der Siegermächte, die arg devastierten Produktionsanlagen einzusammeln und im eigenen Land wieder aufzubauen – niemand hielt den späteren Käfer für eine Konstruktion, auf die die Welt gewartet hätte.
Aber die Briten, in deren Zone das zerzauste Werk lag, verfügten den Wiederaufbau. Major Ivan Hirst von den Royal Electrical and Mechanical Engineers, der technischen Abteilung der britischen Streitkräfte, wurde als Leiter installiert, das Werk Wolfsburg Motor Works benannt und bald auch der Bau des Cabrios beschlossen. Viersitzig mit üppig gefüttertem Verdeck, so wie schon in Vorkriegstagen geplant. Auf jeden Fall aber musste noch am vorderen Scheibenrahmen getüftelt werden: Er war so filigran, dass beim Schließen des Verdecks gerne die Scheibe brach.
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