Lamborghini Miura SVJ – Sündhaft teuer bis nichts wert

Eigentlich gab es ja nur einen Lamborghini Miura SVJ. Oder dann halt sechs. Vielleicht auch sieben. Hier der Versuch einer Übersicht.

radical mag
Veröffentlicht am 30.01.2018

Das wildeste Vieh unter den Miura war der heftig bespoilerte Jota, den sich Bob Wallace, der legendäre Lamborghini-Testfahrer, 1970 so ein bisschen in Eigenregie als potenzielles Rennfahrzeug zusammenbaute, schön gemäß FIA-Reglement. Ferruccio Lamborghini wollte das nicht, ihm erschien die Rennerei als Geldverschwendung, so war Wallace auf sich selber angewiesen – und darauf, was er an Teilen so fand. Der erste Lamborghini Miura SVJ war ein später SV (Chassisnummer 5084) mit Trockensumpf-Schmierung, der etwa 420 PS stark gewesen sein soll und dank der extensiven Verwendung von Alu (auch beim Chassis) und Plexiglas-Scheiben, einem komplett leer geräumten Innenraum und nur noch einem Scheibenwischer auf ein Leergewicht von unter 900 Kilo kam. Interessant die technische Lösung, die Wallace für den Tank anwandte: er verbaute zwei 60-Liter-Tanks anstelle des beim Miura sonst im Vorderwagen angebrachten Behältnisses – und zwar in die Seitentüren. Das Ersatzrad wanderte hinter den Motor, auch zur besseren Gewichtsverteilung. Wallace will diesen Jota in nur 3,6 Sekunden von 0 auf 100 km/h beschleunigt haben. Aber Wallace nahm es allgemein nicht so ganz genau mit den Zahlen, er erzählte auch, dass er jeweils in zwei Stunden und 20 Minuten von Sant’Agata nach Rom habe fahren können, und in 38 Minuten von Modena nach Mailand, was einen Durchschnitt von 268 km/h entsprechen würde. Da muss er aber viel Rückenwind und Heimweh und Abendsonne gehabt haben, der Mister Wallace, der 2013 verstorben ist.

Lamborghini Miura SVJ - Sündhaft teuer bis nichts wert
© Bild: RM Sotheby's
1969 Lamborghini Miura S ‚Jota‘ / Chassis No: 4280 / 2014 von RM Sotheby’s um 448.000 Euro versteigert

Die Geschichte des „echten“ Jota ist etwas traurig

Eigentlich hätte das Fahrzeug wieder zurückgebaut werden sollen als SV, doch es wurde einigermaßen heimlich an den Millionär Alfredo Belpone verkauft. Der den Jota dann 1972 auf einer abgesperrten Autobahn in der Nähe von Brescia komplett zerstörte, das Fahrzeug brannte nach dem Unfall aus und wurde nie wieder aufgebaut. Punkt.

Danach wurden SV zu SVJ umgebaut

Nach dem Vorbild des Jota wurden schließlich noch fünf SV im Werk zu SVJ umgebaut. Zwei davon basierten auf noch ungebrauchten Chassis (Chassisnummern 5090 und 5100), die anderen drei (Chassisnummern 4934, 4860 und 4990) wurden von SV-Varianten her nachträglich produziert, einer davon (4934) für den Schah von Persien. Nur der Wagen mit der Chassisnummer 5084 verfügte über die Trockensumpf-Schmierung. Und nein, damit ist die Miura-SVJ-Geschichte noch nicht zur Ende: Irgendwann zwischen 1983 und 1987 ließ sich der damalige Lamborghini-Besitzer, Jean-Claude Mimran, noch einen SVJ bauen, auf Basis eines ungebrauchten S-Chassis (dessen Chassisnummer wir leider nicht kennen).

Lamborghini Miura SVJ - Sündhaft teuer bis nichts wert
© Bild: RM Sotheby's
1971 Lamborghini Miura SVJ (Bertone) / Chassis No: 4892 / 2015 von RM Sotheby’s um 1.897.500 US-Dollar versteigert

Nichts wert

Das Problem ist so ein bisschen: Noch manch ein Miura wurde (so einigermaßen) auf SVJ-Spezifikationen umgebaut, meistens allerdings nur optisch. Die Tragödie ist, dass die Umbauten leider nichts wert sind – im Gegensatz zu jenen fünf (oder sechs), die vom Werk verwandelt wurden. Wir zeigen hier zwei Stück, 4280 (unten) und 4892 (oben), die nicht in die SVJ-Liste. Auf einen «echten» SVJ warten wir gespannt.

Die hier gezeigten Modelle wurden von RM Sotheby’s versteigert

Vielen Dank für diesen Beitrag an die Kollegen von radical-mag.com