An seiner Seite
Anneliese und Carlo Abarth trennten 30 Jahre, sonst nichts. Jetzt ist Anneliese Abarth hochoffiziell Markenbotschafterin.
Auf den Zufall zu warten, verbat die Ungeduld, also musste Anneliese Abarth ein wenig nachhelfen. Sie war zwar erst 23, aber der Herr, den zu treffen keinen Aufschub mehr erlaubte, war ein hoch angesehener Konstrukteur, Rennfahrer, Gentleman von 54 Jahren. Er war zwar auch verheiratet, in zweiter Ehe mit einer Freundin seiner ersten Frau, aber solch Stolpersteine sollten den Plan nur unwesentlich ablenken.
Warum sie Carlo Abarth in den frühen 60ern unbedingt kennenlernen wollte, kann Anneliese Abarth ohne Zögern erklären: „Er war mein Idol, ich war fasziniert von Technik und mit 17 schon rallyebegeistert, bin später auch in Ostafrika ein paar Rallyes gefahren.“
Also bat sie einen gemeinsamen Freund, Abarth-Generalvertreter in Wien, bei nächster Gelegenheit ein Treffen zu arrangieren, am besten sehr bald, und was soll man sagen: Der Plan ging (fast) umweglos auf. Man erkennt eben als Rennwagen-Konstrukteur, wenn die Muse der nächsten beiden Jahrzehnte erscheint, was bei Anneliese Abarth heute so klingt: „Es war Liebe auf den ersten Blick.“
Die wollte zwar vor Blicken von außen noch ein wenig bedeckt gehalten werden, denn Scheidungen wurden damals nicht so einfach abgehakt, aber „wir haben gewartet, bis Carlos Dokument über die Trennung von Tisch und Bett, wie das damals hieß, ankam, dann sind wir zusammengezogen.“
Daran sollte sich bis zu Carlo Abarths Tod am 24. Oktober 1979 nichts mehr ändern, „wir waren von Donnerstag bis Sonntag bei Rennen, und ich war bei ihm. Ein erfolgreicher Mensch muss heimkommen und sich erholen können. Für mich war Carlo eindeutig mein Lebensmensch, mich haben junge Männer nicht so interessiert, ihn aber habe ich bewundert: Er hat nie studiert, ist in der Box auf einem Reifenstapel gesessen, hat dem Mechaniker einfach zugerufen, was er jetzt noch ausprobieren soll, und es hat funktioniert.“
Und: „Carlo hat sich als Italiener gefühlt, blieb mit seinem Schmäh aber ein typischer Wiener – das kam auch bei Frauen gut an.“
Anneliese und Carlo Abarth lebten in Lugano, dann in Turin, er wurde auch Modeschöpfer und hatte sein Lieblingsmodel stets in der Nähe, schließlich übersiedelten sie in jenes Wien, das Carlo einst als Karl Abarth verlassen hatte.
Sofort nach dem Ableben ihres Mannes begann Anneliese Abarth mit dem Polieren seines Nachlasses, sie gründete die Carlo-Abarth-Foundation, ist bis heute bei Abarth-Clubtreffen höchst aktiv, da wollte nur noch eine weitere Stufe gezündet werden: Seit kurzem ist Anneliese Abarth offizielle Botschafterin der Marke, sie wird künftig noch häufiger bei Abarth-Veranstaltungen auftreten, denn „die Marke soll gelebt werden, wir wollen so wie Carlo damals junge Leute ansprechen“.
Zum würdigen Ereignis ihrer Ernennung zur Botschafterin bekam Anneliese Abarth vom Fiat-Konzern übrigens einen Abarth 595 überreicht. Der wird wohl bald, so könnte man vermuten, in ihrer Abarth-Sammlung einparken, wenn er nicht grad gefahren wird?
„Nein, ich fahre gar keinen klassischen Abarth. Der ist jetzt im Museum in Turin, seit einem Beinahe-Unfall bei der Ennstal-Classic hab’ ich ihn dort ausgestellt.“