
Zwei weitere chinesische Automarken kommen ins Land: mit durchaus überzeugenden, zum Teil sogar intelligenten Produkten.
Chinesische Marken Nio und Firefly: Neue Player auf dem europäischen Markt
Und abermals kommt also eine chinesische Automarke ins Land, genau genommen sind es zwei, von denen wir berichten können: Sie heißen Nio und Firefly, das dazugehörige Unternehmen wurde erst 2014 gegründet, und in der Tat hat Nio Ltd. bis heute keinen Cent verdient, sondern häuft Jahr für Jahr weitere Verluste an. Allein heuer im zweiten Quartal 600 Millionen Euro netto. In China läuft alles ein wenig anders, so stand Nio etwa 2020 am Rand des Zusammenbruchs, der chinesische Staat half mit einer Milliarde Euro aus, so einfach geht das.


Nio ET5: 4,8 Meter lang, zwei E-Motoren (150 kW vorne, 210 kW hinten), also Allradantrieb. Zu haben mit 75-kWh- oder 100-kWh-Akku. Reichweiten bis 590 km, Preis ab 59.990 Euro.
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Nio versteht sich als Premiummarke, entsprechend ledrig und vollzählig ist hier alles. Das Ding in der Mitte am Armaturenbrett ist Nomi Mate, das Gesicht zum KI-Gebrabbel, macht Bewegungen mit den Augen und kostet 690 Euro extra. Entweder haben die Chinesen ein kindliches Gemüt, oder sie unterstellen uns eines.
© WerkAbsatzrekorde trotz Verlusten: Nio steigert Produktion und verkauft mehr Elektroautos
Während es mit dem Gewinn also noch hapert, baut und verkauft man immer mehr Autos. Im gerade vergangenen Oktober hat der Konzern 40.397 Elektroautos ausgeliefert, was gegenüber Oktober 2024 einen Zuwachs von 92,6 Prozent bedeutet. Somit ist der Oktober der dritte Monat in Folge mit Rekordzuwächsen. Dass an jedem verkauften Auto ein ordentlicher Verlust hängt, versalzt die Freude darüber allerdings etwas: Zum Beispiel im ersten Quartal heuer waren das rund 19.000 Euro.
An den Erfolgen bzw. Verlusten sind freilich mehrere Marken beteiligt, neben der Kern- und Premiummarke Nio noch die familienorientierte Marke Onvo und schließlich Firefly, eine neue Marke kleiner, aber smarter Elektroautos. In der Tat sorgten zuletzt vor allem Onvo und Firefly für die Zuwächse an verkauften Autos.


Der Touring zum ET5. Kostet 1.000 Euro mehr, hat die gleiche Technik, aber ein Laderaumvolumen bis zu 1.300 Liter.
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Nio EL6, das SUV: Im Prinzip die gleiche Technik wie im ET5, Preis ab 64.990 Euro.
© WerkTechnologie, Modelle und Vertrieb: Nio setzt auf Innovation und Expansion
Nio ist seit 2021 in Europa, zuerst in Norwegen, es folgten Deutschland und andere Märkte. Wer neue Märkte betritt, sollte ein Alleinstellungsmerkmal haben: Bei Nio wäre das der fliegende Batteriewechsel statt aufladen, möglich in „Power Swap Stations“, wo man seinen Nio hineinfährt, irgendeine Karte wo hinhält und sodann wird automatisch und in fünf Minuten der leere Akku gegen einen vollen getauscht. In China machen sie das schon verbreitet, in Deutschland gibt es derzeit rund 20 solcher Stationen, was ungefähr so ist, als gäbe es in Österreich zwei. Also eher nix fürs tägliche Laden (das natürlich auch geht, Ladeleistung bis 180 kW), aber auf jeden Fall eine Lösung für längere Strecken, weil bei 500 km Reichweite wird man schon einmal bei einer vorbeikommen.
Insgesamt entsteht bei den Nio-Autos der Eindruck, die machen im Prinzip alles den etablierten Herstellern aus Europa nach, aber dann doch ein bisl besser, moderner, überzeugter und großzügiger. Assistenzsysteme ohne Ende und ohne Aufpreis, Ausstattungsreichhaltigkeit mehr als nur höflich, schon geradezu unterwürfig, technologisch an vorderster Front, vor allem softwaremäßig. Nio konzipiert zuerst die digitale Architektur, dann das Auto drumherum. Alles over the air erneuerbar. KI rules, was nicht zuletzt die Sprachbedienung auf neue Höhen hebt bezüglich Verständnis und Kreativität, ziemlich sicher aber auch bezüglich Fehler in den Antworten. Wir haben ja mittlerweile genug Fälle geballter KI-Inkompetenz gesehen und erlebt. Zuletzt besonders lustig eine Berufung und Nichtigkeitsbeschwerde eines österreichischen Anwalts, der die ganze Hackn der KI überließ, die dann OGH-Urteile erfunden hat und ähnlichen Blödsinn mehr.


Der Firefly, Nios Automarke für Leute, die kein großes Auto wollen, aber dennoch nicht arm sind, denn der Firefly beginnt bei 29.990 Euro. Dank extrem kurzer Überhänge ist er innen vergleichsweise großzügig.
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Firefly-Cockpit: Einfach, aber eingermaßen edel.
© WerkZu den Autos: Nio kommt zunächst einmal mit drei Modellen, dem SUV Nio EL6, der Limousine ET5 und dem Kombi ET5 Touring, vor allem Limo und Kombi makellos schön, das SUV eben ein SUV. Alles vollelektrisch. Reichweiten fett, also bis 600 km, Motorleistung ebenso, Preise angesichts des Gebotenen, nun ja, chinesisch: Das SUV beginnt bei 64.990 Euro Liste, die Limousine bei 59.990 Euro, der Touring ist um 1.000 Euro teurer.
So richtig gescheit wird es aber bei der Marke Firefly, zu Deutsch Glühwürmchen. Vier Meter lang, Reichweiten um 330 km, in der besseren von zwei Ausstattungsvarianten sogar mit Massagesitzen vorne. Billig ist der Firefly nicht, 29.990 Euro bzw. 32.290 Euro.
Importiert werden die Autos übrigens vom börsennotierten ungarischen Unternehmen AutoWallis, welches große Teile der Österreichisch-Ungarischen Monarchie bedient, außerdem runter bis Griechenland – 14 Marken in 17 Märkten, klare Ost-Orientierung. Wallis hat 2019 noch 6.000 Autos verkauft, im Vorjahr waren es über 48.000. 2023 hat Wallis eine Milliarde Euro umgesetzt, ein Wert, den man bis 2028 verdoppelt haben möchte. Österreich sollte da eine Rolle spielen, so der Plan. Zwei Händler gibt's schon (Auto Auer in Krems, Stratzdorf und St. Pölten sowie Lampelmaier in Mattsee), an einem Netz für Akku-Tausch wird zumindest geplant.

