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Kommentar: Tu es duselbst

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Laut einer Umfrage können sich viele Menschen vorstellen, auch ohne autonomes Auto weiterzuleben.

Wir haben uns  schon vor ein paar Monaten an dieser Stelle mit dem Thema des selbstfahrenden Autos beschäftigt. Eine aktuelle Umfrage beleuchtet die Sache aus einer anderen Richtung.

Zur Lage: Europa befindet sich auf dem Gebiet des selbstfahrenden, also richtig autonomen Autos quasi noch im Mittelalter. Kollegen, die in China waren, berichten mit strahlenden Augen vom Robotaxi, das sie vom Flughafen geholt und ins Hotel gebracht hat, und wie cool bitte war das denn? Und aus den USA erreichen uns zwar immer wieder lustige Videos mit selbstfahrenden Taxis, die ratlos mitten auf der Straße stehenbleiben, weil sie an Problemen gescheitert sind, die selbst Haustiere lösen könnten. Trotzdem erledigt etwa die Google-Tochter Waymo 100.000 Fahrten pro Woche in mehreren amerikanischen Städten. 

Bei uns hingegen ist man ganz aus dem Häuschen, wenn ein Auto auf der Autobahn ohne Hände am Lenkrad fahren kann. Premiumhersteller verkaufen uns das als die größte menschliche Errungenschaft seit der Pockenimpfung.

Man darf (muss) damit rechnen, dass sich die Dinge bei uns noch ändern werden, aber wie bei vielem stellt sich auch hier die Frage, ob die Menschen das überhaupt wollen. 

Willhaben hat in einer Umfrage (2644 Befragte in Österreich) herausgefunden, dass 45,2 Prozent die Entwicklung zum autonomen Auto „eher negativ“ bis „sehr negativ“ empfinden. 36,9 Prozent sind eher positiv bis sehr positiv eingestellt. Es ist wie immer: je jünger, je urbaner, je wohlhabender, desto aufgeschlossener. Unter den Skeptikern überwiegt mit 55,7 Prozent die Einstellung, dass man einfach lieber selber fährt, es folgen Sicherheitsbedenken (42 Prozent) und Zweifel daran, dass die Technologie in den nächsten Jahren ausgereift sein wird (26,7 Prozent). Längerfristig glaubt man schon eher daran. 

Eigentlich gerne Auto zu fahren ist also ein starkes Motiv, das aber schwächer werden wird, je mehr uns Autos in der eigenen Autonomie einschränken (damit meine ich nicht rasen und gegen die Einbahn fahren). Trotzdem kann es nach wie vor faszinierend sein, über ein Auto autonom zu gebieten, selbst Entscheidungen zu treffen und selbstbestimmt auszuführen. Das geht ja außerhalb vom Auto immer seltener. Im Auto geht es noch (mag es dabei auch piepsen). Viele wollen sich nicht dieses letzte Stück Autonomie nehmen lassen, und schon gar nicht von etwas, das auch noch mit diesem Begriff hausieren geht. 

Dieser Kommentar ist in autorevue 04+05/25 erschienen.

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