
Österreichische Alpenfahrt: Der biedere Name täuscht. Vor 50 Jahren ging noch einmal die Post ab.
Das Revival 2023
Für das Wochenende 16./17. September ist ein Revival der Alpenfahrt geplant, Angelpunkt wird wie vor 50 Jahren Baden bei Wien sein. Es gibt noch keine perfekte Website, aber beim Googeln von „Alpenfahrt Revival“ kommt man der Sache schon auf die Spur. Fest steht eine Streckenführung über 400 km mit Sonderprüfungen (natürlich Classic-Style), die sogar legendäre Locations wie die Araburg drauf hat. Man hofft auf etwa 50 Teilnehmer mit Autos aus der halbwegs richtigen Epoche (sicher wissen wir es zum Beispiel von Herbert Grünsteidl, der den originalen Porsche- Salzburg-Käfer von 1973 selbst restauriert haben wird). Veranstalter sind die weit gefassten „Freunde des Driftwinkels“, und am Nachmittag des 17. September wird die Sache mit dem Classic GP auf der Trabrennbahn Baden zusammenfließen (freier Eintritt). Man erwartet klasse Autos und Prominenz aus der Rallyeszene, Alte, Junge, Mittlere.
Es macht einen Unterschied, ob du 30 oder 80 bist. Man sagt ja gern, das Langzeitgedächtnis funktioniert immer noch, wenn alles andere … So blicke ich mit wachsendem Interesse auf den Spätsommer 1973. Ich war mittendrin in all der wunderbaren Aufregung, sogar in der Freizeit, denn im Vorfeld der Rallye hatte man Ideen für feine Ausflugsziele gewonnen.
Ideal war ein Badeteich im Königswald im Yspertal. Mittagszeit am Sonntag. Entspannte glückliche Menschen kugeln rund um den Teich herum, kramen in blechernen Proviantdosen, die diese wunderbaren Luftlöcher an den vier Ecken des Deckels hatten. Man breitet kleine Tücherln auf die Wiese, sortiert Gurkerln und Paradeiser, Geselchtes und Schnitzelbrote, schraubt das Glasl auf:
„Magst eh an Zellersalat, Papa?“
„Klar, Mama.“
Leises Donnergrollen. Keine Wolke am Himmel.
Wieder Grollen.
Die Leute suchen den Himmel ab.
Es grollt, keine Frage, jetzt sogar ohne Unterlass, das Grollen wird stärker, schwillt an, eine Minute lang, geht über in wütendes Gebrüll, die Menschen erstarren, ein rotes Ding bricht aus dem Wald, schrubbt über die Lichtung, eine riesige Staubfahne erfasst das Ufer, senkt sich auf zitternde Schnitzelbrote zwischen offenen Mündern, Gurkerln stehen senkrecht in der Luft. Ein junger Mann unter den Badegästen spuckt ein paar Sandkörndln aus und sagt: „Super. Das war der Paganelli. Fiat Spider. Trainiert für die Alpenfahrt.“
Das war gesellschaftlich noch okay, obwohl einige meinten, der Narrische hätt’ net so viel Staub machen sollen.
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