Autorevue Magazin-Archiv: Ausgabe 11/1991
Ausgabe der Autorevue vom November 1991 mit Cover, Editorial & Impressum
Liebe Leserin, lieber Leser,
das ist eine schöne Geschichte: Viereinhalb Seiten rund um das Swatchmobil. Sie erfahren endlich alles, was Sie je darüber wissen wollten, bis auf ein paar geschmäcklerische Details: Etwa, wie das Ding funktionieren könnte, welche Art von Motor, und ähnliche Haarspaltereien.
Die Un-Story über das Produkt ist eine Top-Story über dessen Vater, elegant zeitversetzt nach der enormen Publicity-Woge dieses Frühsommers: Nicolas Hayek in der Autorevue.
Das Auslaufen der ersten Welle schien uns ein guter Zeitpunkt zu sein, den allzu Hochgelobten in der ersten Ernüchterungsphase zu stellen, und überdies würden wir das Geschäft von einem Quertreiber bewerkstelligen lassen. Christian Seiler, 30, zwar Österreicher, aber Kulturredakteur der Züricher „Weltwoche“, ist wahrhaft kein Mann des Autos. Seiler ist knapp zweieinhalb Meter groß und gefällt sich darin, einen Y10 zu knechten. Wenn er zur Gehsteigkante tritt, bleiben die Leute stehen: Das arme Auto, sagen sie, er will EINSTEIGEN.
Seiler hatte zwei Gespräche mit Hayek. Aus der Essenz der technischen Aussagen kann man schließen, daß das Swatchmobil vier Räder haben wird und irgendwann fertig sein soll, Das Ding, das Ding!, das Ding!! verlaßt hinter dem Bild des Machers, der uns seine große Sache so zwingend verkauft, daß wir sagen: Ah, es wird anders, es wird alles ganz anders.
Lesen Sie Christian Seilers Portrait des Swatch-Machers Nicolas Hayek am guten Ende der Autorevue (Seite 176), in angenehmer Nachbarschaft zur Story über ein Neulengbacher Auto, das aussieht wie ein Thunderbird mit Sprachfehler, in Wahrheit aber ein Auto Union 1000 SP ist, und zwar das Coupé aus dem 62er-Jahr. Solche Geschichten schreibt ausschließlich das Leben, allenfalls Christian Kornherr: Sein fünfunddreißigstes Leserauto.
Herzlichst, Ihr
Herbert Völker