Autorevue Magazin-Archiv: Ausgabe 05/1972

Ausgabe der Autorevue vom Mai 1972 mit Cover, Editorial & Impressum

Zuletzt aktualisiert am 13.05.2019

Postenwechsel

Wenn ein Rennleiter von einer Firma zur anderen umsteigt, so ist das ein simpler Postenwechsel, interessant nur für die Vollgasbranche. Als Jochen Neerpasch bei Ford-Köln kündigte, kam die Reaktion der Ford-Direktoren einem Schock gleich.

Der Fall Jochen Neerpasch ist menschlich interessant: Da gibt es einen jungen Deutschen, der den Sprung vom Rennfahrer zum Rennleiter so nahtlos, so eindrucksvoll, so imponierend geschafft hat, daß er sich in wenigen Jahren ein Image schuf, das ihn zu einer Persönlichkeit der gesamten Industrie, nicht nur des Sportlebens, machte. Mit derselben Gleichmütigkeit, mit der er die erste Durststrecke bei Ford überwand, nahm er auch die Siegesserie seiner heißen Tourenwagen hin. Man kann auch als wortkarger Mensch viel Publicity bekommen – dann, wenn das wenige, das man sagt, Gewicht hat. Genau das ist bei Jochen Neerpasch der Fall: In einer Branche, die nur allzu viel schillernde Figuren anzieht, wurde er zu einem ruhenden Pol, trotz Bescheidenheit zu einer Autorität.

 

„Im Augenblick kann man nichts anderes tun, als die Kölner Tourenwagen gewinnen zu lassen“, sagte Neerpasch, und das war ihm etwas zu wenig. Das Aufstellen einer völlig neuen Sportwagenabteilung bei BMW, das Aufbauen eines neuen Gegners für seine bisherige Kölner Truppe, ist ihm eine reizvollere Aufgabe. Das Überwechseln des hemdärmeligen Robert Lutz – ein wahrer „Easy Rider“-Typ unter den würdevollen Erscheinungen des Auto-Spitzenmanagements – von Opel zu BMW stand wohl am Beginn des ganzen Neerpasch-Transfers, solche Männer finden zueinander. An der Spitze einer Tochtergesellschaft (möglicher Name „BMW-Hochleistungswagen“) wird Neerpasch der ganzen Hierarchie, dem ministeriellen Instanzenweg eines großen Werks ausgeklammert sein. Koordination der BMW-Tuner, wie Alpina, Schnitzer, Koepchen, wird die erste Aufgabe sein, sodann soll das Dreiliter-Coupé zum großen Gegner der heißen Capri aufgebaut werden. Ab 1973 soll Betreuung von Privatkunden und Erledigung von Spezialaufträgen Geld für die neue Gesellschaft einspielen, die sich irgendwann auch ohne größere Zuwendungen der BMW-Mutter erhalten könnte. Mit seiner – ausgesprochenen – Prophezeiung, daß mit der Ära Neerpasch wieder goldene Formel-2-Zeiten beginnen könnten, daß sogar Formel 1 bevorstehe, ist Dieter Quester allerdings ins Näpfchen getreten – solches sei in näherer Zukunft keineswegs geplant, wurde in München energisch verkündet.

 

Daß der Wechsel von Ford zu BMW ohne Bruch vor sich ging, spricht für die Persönlichkeit des Jochen Neerpasch. Besonders positiv bewerten die Ford-Leute, daß Neerpasch nur den Fahrwerk-Spezialisten Martin Braungart mit nach München nahm, ansonsten aber die gesamte Kölner Sportabteilung funktionsfähig ließ. Ein Ford-Sprecher: „Er hätte ja auch Mechaniker und weitere Ingenieure abmustern können. Er hätte den ganzen Landen ausräumen können.“

 

Ihr

Herbert Völker

 

 

INHALTSVERZEICHNIS

 

Tests

Herbert Völker, Bernd Schilling: NSU Ro 80 (Seite 8)

Peter Karner, A. Rottensteiner: Fiat 125 S Automatik (Seite 12)

 

Informationen

Neuheiten (Seite 6)

Technik (Seite 6

Zubehör (Seite 6)

Wirtschaft (Seite 7)

Verkehr (Seite 7)

 

Reportagen

Axel Höfer: Besuch bei Mazda (Seite 34)

Peter Karner: Sicherheit bei Volvo (Seite 38)

 

Sport

Herbert Völker: East African Safari Rallye (Seite 16)

Axel Höfer: Niki Lauda und die Formel 2 (Seite 24)

Niki Lauda erzählt (Seite 28)

Internationaler Sport (Seite 42)

Nationaler Sport (Seite 47)

Sportresultate (Seite 52)

 

Motorrad

E. Glavitza: Fahrbericht Kawasaki H-1RA Grand Prix (Seite 45)

 

Leserdienst

Automobilbörse (Seite 54)

Kfz-Steuer, Versicherungsprämien (54)

Zulassungsstatistik (Seite 54)

Motorradpreise (Seite 55)

Motorradbörse (Seite 55)

Pkw-Preise (Seite 59)