Autorevue Magazin-Archiv: Ausgabe 6/1967

Ausgabe der Autorevue vom Juni 1967 mit Cover, Editorial & Impressum

Zuletzt aktualisiert am 08.09.2020

 Die motorsportliche Integration

 

Daß die Welt immer kleiner wird, Distanzen zusammenschrumpfen, Wirtschaftsräume zu supranationalen Blöcken zusammenwachsen, lesen wir Tag für Tag in der Zeitung. Der Automobilsport macht keine Ausnahme, was noch vor zehn oder fünfzehn Jahren eine kontinentaleuropäische Sportdisziplin war, die noch in einer davon völlig isoliert lebenden amerikanischen Spielart existierte, ist nun im Begriffe, den Übergang zu einem weltweiten Sport zu finden. Ein automobilsportliches Inselleben zu führen, liebgewordene alte Zöpfe mitzuschleifen, sich gegen die Umwelt einzuigeln, geht nicht mehr.

Viele mögen daran vorbeigesehen haben, doch die Tatsache ist unbestreitbar: Die motorsportliche Integration hat Österreich erfaßt. Jochen Rindt ist anerkannter Grand-Prix-Fahrer, Johannes Ortner Werkfahrer bei Abarth, Dieter Quester bei BMW. Österreichs Formel V-Fahrer siegen in Übersee, unsere Rallyefahrer sind bei sechs der acht ersten Europameisterschaftsläufe vertreten gewesen. Österreichs Journalisten sind bei allen großen Rennen im Ausland mit dabei und erhalten auch in der Tagespresse so viel Platz für den Motorsport eingeräumt, daß man zufrieden sein kann.

Zufrieden? Ist Österreich in jeder Hinsicht reif für die Integration? Sind wir nicht in mancher Hinsicht von einer lawinenhaft anwachsenden Bewegung überrollt worden? Haben die Clubs, hat das Gros der Funktionäre begriffen, welche enorme Entwicklung eingesetzt hat, die es bitter notwendig erscheinen läßt, den Sportbetrieb auch im Ausland kennenzulernen? Haben unsere Fahrer und Bewerber verstanden, daß unerlaubte Modifikationen, die bei einem großen internationalen Rennen an einem Fahrzeug entdeckt werden und zum Ausschluß führen, nicht Kavaliersdelikte, sondern ernste Skandale sind? Geben unsere Journalisten sich darüber Rechenschaft, daß sie die Pflicht haben, manchmal entgegen der Stimme des patriotischen Herzen die Dinge in den richtigen Proportionen zu sehen und Siege in „Kinderklassen“ nicht zu nationalen Triumphen aufzubauschen. Weil nämlich junge Sieger leicht in eine Überheblichkeit hineingehetzt werden, die sie beim Aufstieg in den bitteren Ernst teures Lehrgeld kosten kann. Und dazu führt, daß die Ratschläge von routinierten Rennmanagern von Weltrang mit der linken Hand weggewischt werden.

Dies alles sind sehr allgemeine Kontemplationen über Probleme der Integration des österreichischen Automobilsports, der sich in einer Phase rapiden Aufstiegs befindet. Es ist mit diesen Bemerkungen auch niemand so direkt angesprochen worden, und sollte der eine oder andere meinen, daß er schon einmal in jüngster Zeit mit ähnlichen Fragen konfrontiert wurde, dann kann er – so er Lust hat – sich selbst an der Nase nehmen, meint

 

Ihre AUTOREVUE

 

 

Inhaltsverzeichnis

 

Leserbriefe (Seite 4)

AUTOREVUE-Kalender (Seite 8)

Neue Modelle (Seite 10)

Ford-Grand-Prix-Motor (Seite 11)

Pressestimmen (Seite 12)

Test: Renault R8 Gordini 1300 (Seite 14)

Fahrtbericht Audi Super 90 (Seite 18)

Targa Florio (Seite 22)

Grand Prix von Monaco (Seite 26)

Martha-Goldpokal (Seite 29)

Alpenfahrt (Seite 30)

Flugplatzrennen Innsbruck (Seite 33)

Hovercrafts (Seite 34)

Aus Handel und Industrie (Seite 38)

Speedpilot (Seite 40)

Sportresultate (Seite 42)

Aus der Vollgasbranche (Seite 44)

Automobilbörse (Seite 45)

Neuwagenpreise (Seite 46)