Autorevue Magazin-Archiv: Ausgabe 02/1991

Ausgabe der Autorevue vom Februar 1991 mit Cover, Editorial & Impressum

Zuletzt aktualisiert am 08.09.2020

Lieber Leser, liebe Leserin,

ich halte es für unverdächtig, als Lobbyisten für deutsche Autos zu gelten. Österreichische Kunden werden für die kurzen Lieferwege mit einem defacto-Umrechnungskurs von gut neun Schilling für die Auto-DM belohnt (um weniger Geld segeln unsere Yen-Geschäftsfreunde in vierzig Tagen ums Kap der Guten Hoffnung). Daß die Deutschen unsere besten Ingenieure abschleppen, tut der österreichischen Wirtschaft auch nicht gar so gut, und daß sie dauernd versuchen, in unserer Sprache zu reden, haben wir noch nie als Segen empfunden. Wirklich, wir haben keinen Grund, zu deutschen Herstellern netter zu sein als zu anderen, die irgendwo auf der Welt Autos zusammenschrauben.

Trotzdem: Sie bauen Autos zum Abschnallen.

Dieses Heft – mit Tests der neuen BMW 325i, Audi 100, und einem Vorgriff auf die Mercedes-S-Klasse – ist ein Anlaß, dies einmal zuzugeben. Keines dieser Autos ist ja eine Einzelerscheinung, die kilimandscharomäßig aus der flachen Steppe springen würde, da stehen Everest und Nanga Parbat herum, K2 und Daulaghiri. Zum Gipfelmatch gehört logischerweise auch Opel mit seinen neueren Modellen, natürlich Porsche, und niemand wird sehr falsch liegen, der dem neuen Golf was Tolles zutraut.

Zum Glück hab ich hier nicht genug Platz, um zu erklären zu versuchen, warum das so ist. Jeder hat da seine eigene Theorie, von „Tüchtigkeit“ bis „freie Autobahnen“, und mir ist jede recht.

Wenn ein Climax der Auto-Begehrlichkeit auch nicht unbedingt das ist, was die Welt heute dringend braucht, So darf man doch sagen, daß gerade die daran beteiligten Werke am progressivsten für vernünftige Gegenwarts- und Zukunftslösungen eintreten und ihre Beweise laufend auf die Straße schicken.

Die französischen und japanischen Freunde, die Italiener und alle anderen hochgeschätzten Künstler mögen den aktuellen entstandenen Schwerpunkt verzeihen, ’s ist nix Persönliches, und unser Herz ist groß.

 

Herzlichst, Ihr

Herbert Völker