Autorevue Magazin-Archiv: Ausgabe 12/1993

Ausgabe der Autorevue vom Dezember 1993 mit Cover, Editorial & Impressum

Zuletzt aktualisiert am 08.09.2020

Liebe Leserin, lieber Leser,

ungefähr seit dem Tag, da sich der gejagte Jack Brabham in der Gasometer-Kurve verbremste und Jochen Rindt den Großen Preis von Monaco gewann, hat das sonntägliche Grand-Prix-Fernsehen seinen Stellenwert im Leben der jetzt sehr Erwachsenen, und die jüngeren stießen dann halt bei Lauda I, Lauda II oder Berger I dazu.

Gerde inmitten der Internationalität des Gebotenen empfanden wir uns immer als österreichische Schlachtenbummler, solide gestärkt durch einen zwar gnadenlos unparteiischen, aber doch sehr warmherzigen Kommentator, der nicht müde wurde, das Gute im österreichischen Rennfahrerwesen für uns aufzudecken. Recht wärmend empfanden wir auch, daß gleichzeitig soundsoviele Millionen Deutsche zuschauen, aber auf die fade Art: Ohne einen ihrigen (mit seltenen Ausnahmen), sozusagen ziellos und planlos, daher sinnlos. Wir hatten den oder die bessere Fahrer, den ungleich flotteren Ansager und überhaupt viel mehr Ahnung von der Materie.

Es gab dann zwar einen kleinen Hänger, als Lauda schon weg und Berger noch nicht richtig da war, aber im großen und ganzen waren wir durchgehend im Schlachtenbummler-Status. Daß diese Übertragungen gerade die sonst tote Zeit zwischen Nachspeis und Verdauung dynamisierten, hat sicherlich der Volksgesundheit gedient.

Auch die Autorevue profitierte. Die hitzigsten Phasen von Lauda I und Lauda II sind in der Kurve der jahrzehntelangen Wachstumsentwicklung noch heute als schroffe Anstiege erkennbar, und das bestverkaufte Heft der achtziger Jahre hatte in recht schlichtes Cover: Da stand Berger, daneben ein F-40.

Aus einer positiven Einstellung zum Österreicher-Faktor in der Formel 1 machen wir also wirklich kein Hehl, weisen allerdings auf die Entspanntheit hin, Schumacher neidlos toll zu finden. Ihr habt das verdient, Jungs, nach all der Zeit.

Ich gehe davon aus, daß die Warmhaltepackung unserer Emotionen sich auch fürs neue Reglement qualifiziert, daß die Rakete Berger einen zweiten Zündsatz parat hat und daß wir anhand der Karriere des Karl Wendlinger die Entfaltung einer ganz raren Personality erleben werden, da kommt was auf uns zu.

Zum Abschluß eines mittleren Grand-Prix-Jahrgangs lesen Sie Heinz Prüllers Race Report, Helmut Zwickls Gedankenflug zwischen Prost und Fangio und ein persönliches Inselschicksal mit Gerhard Berger.

 

Herzlich,

Ihr Herbert Völker