Autorevue Magazin-Archiv: Ausgabe 04/1993

Ausgabe der Autorevue vom April 1993 mit Cover, Editorial & Impressum

Veröffentlicht am 08.04.2013

Liebe Leserin, lieber Leser,

zur Autorevue-Gründungszeit hatte Jim Clark in der Formel 1 etwa jenen Rang inne, den heute Senna und Prost gemeinsam ausfüllen.

Dabei tat er nichts anderes als Auto fahren und war ein miserabler PR-Mann. Seine Rennen pflegte er nach Blitzstarts in einsamer Vorausfahrt zu gewinnen, wenig Zweikämpfe, wenig Spannung; zu Journalisten redete er am liebsten überhaupt nicht; und die skandalöseste Meldung, die man je von ihm hörte, betraf den Versuch seiner Verhaftung durch die deutsche Polizei, die ihn um sechs Uhr früh auf einer Parkbank in Stuttgart aufgegriffen hatte: Er bewachte den Schlaf seines Freundes Innes Ireland, der tags zuvor das Solitude-Rennen gewonnen und seither durchgefeiert hatte. (Rettung nahte durch Colin Chapman; Teamchefs sahen ihre Rolle damals noch gesamtheitlicher als heute).

Jim Clark starb vor 25 Jahren in Hockenheim. Helmut Zwickl stellt „Jimmy“ in die Koordinaten der Geschichte, zusammen mit Colin Chapman, denn die beiden gehörten auf eine Weise zusammen, wie es sich seither im Spitzenrennsport nie mehr ergeben hat. Dazu berührende Fotos aus den frühen Tagen der Autorevue, somit auch von Loisl Rottensteiner, der uns gleich danach mit seiner jüngsten Produktion, dem Saisonauftakt in Kyalami, erfreut; ein hübscher Zeitensprung.

Ein freundlicher Leser erzählte uns den mitgehörten Kommentar anläßlich einer Radiomeldung über den Tod Lamborghinis: „Ich hab gar nicht gewußt, daß das Auto ein Mensch war.“

Das Auto, das zuerst ein Mensch war: Das trifft eigentlich auf die Mehrzahl der Marken zu, wird aber nur noch abstrakt empfunden, drum reißt es uns, wenn so einer gestern tatsächlich noch gelebt hat.

Jürgen Lewandowski hatte den höchst lebendigen Ferruccio Lamborghini gekannt, und Peter Vann hat ihn vor etwa drei Jahren in aller Ruhe und Liebe fotografiert.

Was ihm damals am meisten auffiel an der Person des Lamborghini?

„Die Hände“, sagt Vann, „er hatte die Hände eines schwer arbeitenden Bauern, und er hat sich wie ein Bauer angezogen, und man konnte ihn auch gar nicht anders darstellen, trotz der millionenteueren Autos.“

Die bemerkenswerte Autorevue-Story u Ferruccio Lamborghini: „Der Bauer und seine Stiere“, ab Seite 140.

 

Herzlich,

Ihr Herbert Völker