Autorevue Magazin-Archiv: Ausgabe 04/1990

Ausgabe der Autorevue vom April 1990 mit Cover, Editorial & Impressum

Veröffentlicht am 08.04.2013

Liebe Leserin, lieber Leser,

aller Respekt dem alten Herrn. Trotzdem, beim Zurückdenken an Kreisky-Sprüche fallen mir weniger die staatstragenden Gedanken als die Smarties ein: Energiesparen durch Naßrasieren; der Iran als verläßlicher Abnehmer unseres Zwentendorfer Atommülls; Austro-Porsche, aber bitte mit Transaxle.

Die Aus-dem-Bauch-Politik jener Epoche erzielte erstaunliche Teilerfolge, sie sind nicht denkbar ohne den Stil Kreiskys. Er warf einen Brocken seiner persönlichen Lust oder (häufiger) Unlust in den Raum, und die Sachpolitiker sollten ihn befestigen oder wegräumen, je nachdem.

Ein Brocken, den keiner wegräumen konnte, war des Kanzlers tiefer Unmut über die volkswirtschaftliche Peinlichkeit unserer Auto-Bilanz; und selten hat ein österreichischer Politiker so wirkungsvoll gegrummelt. Ein Betriebsausflug zu Porsche unterstrich den Ernst der Lage; Österreich würde der Autowelt weißgottwas antun, sollte jene nicht das Ärgernis der schiefen Bilanz beseitigen. In der Sachpolitik folgten leiser Druck gegenüber Japan (mit viel Augenmaß) und Muskelspiel gegenüber den großen Autofirmen, dazu die Förderung eines flauschigen Investitionsklimas für österreichische Betriebe. Der losgetretene Trend wurde durch die gute Arbeit österreichischer Zulieferer ebenso beschleunigt wie durch den Zufall, daß am Höhepunkt der Puch-Strukturkrise dort ein visionärer Techniker saß, der das Zauberwort Allrad neu formulieren und in Konzepte fassen konnte. Flotte Unternehmerpolitik der öffentlichen Hand machte die österreichischen Standorte von BMW und GM zur Realität, und heute sehen wir uns in der unglaublichen Situation, daß Österreich auf dem weiten Sektor Auto mehr Geld einnimmt als es ausgibt.

Zwei jüngste Denkmäler jener Entwicklung in diesem Heft: Wir stellen Ihnen den großartigen Puch-Mercedes G vor (Seite 46) und dokumentieren die Grundsteinlegung des Chrysler-Werks (Seite 14). Unser Bisserl Skepsis gegenüber der konkreten Type, an der das Gedeih des Grazer Werks hängt, wird weggefegt vom langen Atem der guten Serie; sie begann mit dem Austro-Porsche, dem einzigen völlig defektfreien Automodell der Geschichte

 

Herzlichst, Ihr

Herbert Völker

 

Vielen Dank fürs Mitmachen beim Fehlersuchen im Katalogteil der Märznummer. Am augenfälligsten waren die Zylinder des Daihatsu und die Ventile des Carrera. Die Buchprämien für die fünf raschesten Wortmeldungen gingen an vier Wiener Adressen (Martin, Helmstedt, Heinz Pfeiler, Oliver Heinisch, Rainer Mandl) und an Herrn Manfred Salzmann in Gaflenz.