
Im Stillstand der Viruszeit fuhr Wojciech Czaja auf seiner Vespa durch Wien und entdeckte Ansichten und Winkel, die an weit entfernte Orte erinnerten. Daraus wurden seine Almost-Bücher. Das 40-Jahr-Jubiläum des Seat Ibiza hat Wien für ihn nun in die sommerliche Baleareninsel verwandelt.
Es hätte die Limited Edition zum 40. Geburtstag auch in Grau gegeben, in einem wunderschönen, eigens zum Jubiläum angemischten Graphene Grey, irgendwie warm und edel in seiner Anmutung, und selbstverständlich ging ich davon aus, dass der Jubiläumstestwagen, wie könnte es anders sein, in genau diesem gediegenen, luxuriös anmutenden Metallkleidchen geliefert würde.
Doch es wollte nicht sein. Als besagtes Testfahrzeug in der autorevue-Garage stand, statt im erhofften Graphene im klassischen, längst bekannten Desire Red, machte sich zugegebenermaßen eine kurze Enttäuschung breit, wiewohl die chromatische Trauer nur von kurzer – ziemlich kurzer – Dauer war. Kaum war der Wagen nämlich aus den Autokatakomben ans maischöne Sonnenlicht hinausgerollt, offenbarte sich im abgelieferten Sehnsuchtsrot nach nur wenigen Kilometern ein großer, nicht vorhersagbarer Vorteil.
Egal, wo der Ibiza haltmachte, verwandelte sich Wien auf einen Schlag in die namensgebende Baleareninsel. Egal, wo es mich in einer Mischung aus Zufall und Location-Scouting-GPS-Kalkulation hinzog, entdeckte ich in den Wiener Fassaden auf einmal mediterranes Urlaubsflair – ganz gleich, ob das nun in den engen Altstadtgässchen von Eivissa ist, umzingelt von Tapas-Bars und geschmackvollen gepinselten Outdoor-Restaurants, auf einer Finca in Sant Josep de sa Talaia, hoch oben in den Bergen, gekrönt von stacheligen Kakteen, oder vor dem Ushuaïa-Beach-Hotelkasten auf der berühmten kilometerlangen Platja Bossa, mit Swimmingpool und Alkohol in Strömen. Wien war plötzlich fast, casi, almost Ibiza.