Ein Ibiza auf Ibiza. Die Mietwagen-Dame am Flughafen kostet die Namens-Doublette nur ein müdes Lächeln. Der Blick entlang dieser Verbindung in die Geschichte des Landes aber ist interessant, er führt zurück an den Beginn der 1980er Jahre.
Keine Sonne, kein blauer Himmel, kein Meer. Stattdessen Wasser, das von oben kommt. In apokalyptischen Mengen. Ein blickdichter Schleier, gegen den die Scheibenwischer ankämpfen wie unermüdlich exerzierende Soldaten. Auf, ab, auf, ab. Trotzdem: kaum Sicht. Der Regen verschluckt den Pinienwald am Fuße der Serra de Sant Vicente, er verschluckt den Strand von Es Figueral, er verschluckt die Landzunge von Punta Grossa. Auf den ersten Inselkilometern sieht es so aus, als gäbe es Ibiza gar nicht.
Dabei ist der Kopf voller Bilder. Alle aus zweiter Hand allerdings. Als Sonnen-Insel, Party-Dorado, Hippie-Enklave und Zufluchtsstätte der Reichen und Schönen, der Künstler und Hollywoodstars, der Aussteiger und Hedonisten hat Ibiza ja immer großartige PR. Man glaubt die Insel zu kennen, ohne je hier gewesen zu sein. Türkise Meeresbuchten, tiefblauer Himmel, knapp bekleidete Menschen am Strand. Clubs, Musik und noch mehr knapp bekleidete Menschen. Und natürlich: Cinemascope-Sonnenuntergänge, begleitet von wattigen Chill-out-Klängen. Der Glutball versinkt im Meer, das Publikum applaudiert und bestellt den nächsten Cocktail.
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