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Cincinnati Ubahn

Die Cincinnati Subway: Verkehrsplanung aus der Hölle

Vor 100 Jahren baute man in Cincinnati eine U-Bahn. In Betrieb ist sie bis heute nicht. Verkehrsplanung am Rande der Verzweiflung.

Zuletzt aktualisiert am 28.08.2023

Im Jahr 1910 begann die Stadt Cincinnati mit den Planungen zum Bau einer U-Bahn. Mehr noch. Die Bürger entschieden in einer Volksbefragung, dass dieses Projekt sein müsse, weswegen nach dem ersten Weltkrieg sogar mit dem Bau begonnen wurde. Es folgten Preisexplosionen, Wirtschaftskrisen und noch ein Weltkrieg. 7 der geplanten 16 Meilen Tunnel wurden fertiggestellt. Eine U-Bahn fuhr jedoch nie. Heute bezahlt die Stadt 2,6 Millionen Dollar pro Jahr dafür, dass die Tunnel nicht verrotten.

Cincinnati Ubahn Subway
Außer als Graffiti-Übungsplatz gibt es derzeit keine Nutzung. © Bild: WikiCommons/Jonathan Warren

Stadt der Zukunft

Der Anfang dieser Geschichte liegt im Nordosten der USA bei den Great Lakes. Der dortige Lake Erie sollte mit dem Ohio River verbunden werden. Bereits Georg Washington hatte den Bau einen umfangreichen Kanal-Netzes angeregt und so stand auch dem Bau des benötigten Maimi and Erie zwischen Cincinnati und Toledo nichts mehr im Weg. Ab 1825, dem Beginn der Bauarbeiten, hatte Cincinnati damit eine Wasserstraße, was die größten Verkehrsprobleme der kommenden 85 Jahre löste.

Doch dieses Verkehrskonzept hatte ein Ablaufdatum. Denn 1910 hatte Cincinnati 60.000 Einwohner, womit die Stadt auf Platz 7 der größten Städte der USA lag. Die Wirtschaftsleistung konnte mit der von Chicago und New York vergleichen werden. Neben dem Kanal hatten Straßenbahnen eine große Bedeutung. Die mussten sich allerdings ihren Platz auf Straße mit unfassbar vielen Kutschen und den ersten Automobilen teilen. Das Resultat waren unzählige Unfälle, verstopfte Straßen und lächerlich lange Fahrzeiten. Aufzeichnungen von damals bezeichnen die Situation als „Hölle“.

Die U-Bahn in Cincinnati

Auftritt Henry Thomas Hunt. Ein Anpacker, ein Macher. Und, wie von Gott gewollt, der spätere Bürgermeister der Stadt. Hunt legte 1910 Pläne für den Bau einer U-Bahn vor. Die Innenstadt sollte durch einen 16 Meilen langen Tunnel (26 Kilometer) mit den umliegenden Bezirken und Suburbs verbunden werden. Experten schätzen die Kosten auf 6 Millionen Dollar, Stadtrat und Bürger stimmten zu und damit hätte der Bau 1917 eigentlich beginnen können.

Cincinnati Subway Ubahn
Eher nicht malerisch. © Bild: WikiCommons

Ganz uneigentlich war Amerika jedoch elf Tage bevor der Antrag auf eine millionenschwere Staatsanleihe gestellt wurde in den ersten Weltkrieg eingetreten, womit materialintensive Infrastrukturprojekte automatisch auf Eis gelegt waren.

Baubeginn und Geldprobleme

Erst 1920 konnte die Stadt mit dem Bau beginnen. Und sie tat es auch. Obwohl sich der Preis mittlerweile verdoppelt hatte. Eher wenig überraschend ging Cincinnati 1927 das Geld aus, obwohl erst 7 Meilen (11 Kilometer) gegraben waren. Erschwerend kam hinzu, dass durch den Bau einige Gebäude stark beschädigt wurden. Bis zur Fertigstellung hätten noch einmal 12 Millionen Dollar investiert werden müssen.

In diesem Moment, es ist mittlerweile 1920, dreht die öffentliche Meinung. Die Bürger sind jetzt gegen die U-Bahn. Auch, weil sich Murray Sesongood, ein Stadtverwalter, einen politischen Schlagabtausch mit der Regierung liefert und mit seinen Argumenten die Presse für sich gewinnen kann.

1929, Sesongood ist mittlerweile Bürgermeister, wird das Projekt endgültig eingestellt. Die große Depression und ein zweiter Weltkrieg machen das angefangene Projekt schnell vergessen. Auch wenn es immer wieder Versuche gab, die Tunnel zu nutzen. 1936 etwa gab es die Idee, aus den U-Bahn-Tunnel eine unterirdische Straße zu machen. Während des zweiten Weltkrieges wurde untersucht, ob die Röhren als Luftschutzbunker hätten dienen können.

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Eingang zur Cincinnati Subway. © Bild: WikiCommons/Wholtone

Die Cincinnati U-Bahn heute

Insgesamt musste die Stadt 13 Millionen Dollar an Krediten und Zinsen zurückzahlen; 1966 waren alle Schulden beglichen. Heute zahlt die Cincinnati jährlich 2,6 Millionen Dollar Instandhaltungskosten. Es wurden ein paar Kabel verlegt, sonst passiert wenig. Aus Sicherheitsgründen dürfen dort unten keine Clubs aufmachen und Hollywood hat, mal abgesehen von „Batman Forever“ keinerlei Verwendung für die U-Bahn.

2002 gab es den Plan, das bestehende Tunnelsystem in ein neues U-Bahn-System integrieren, was der Stadtrat allerdings ablehnte.

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