Peugeot 308 Racing Cup: Astronomie für Einsteiger

Der Peugeot 308 Racing Cup offenbart Unbefleckten ein neues Universum. Erst recht, wenn ein Profi am Steuer sitzt.

Zuletzt aktualisiert am 26.07.2017

Einen sicheren und guten Straßenfahrer in einen Peugeot 308 Racing Cup zu stecken ist etwa wie das Hirn eines Freizeitjoggers in den Körper eines Tausendfüßlers zu verfrachten um ihn stepptanzen zu lassen. Worin man beim Hineinflutschen oder Hineinpferchen unter ächzenden Verwindungen (je nach Alter) in den Rennkäfig eintritt, darf als neues Universum bezeichnet werden. Die Bremsgewalt, der Schwerpunkt und vor allem der Grip der breiten Slicks auf der verbreiterten Spur sind schlicht eine andere Liga, die man einem Auto als Unbedarfter nicht zutraut, auch wenn es noch so bullig aussieht mit seinen vorn und hinten draufgeklatschtem Bodykit, dem FIA-zertifizierten Spoiler und dem komplett ausgeräumten Innenraum.

Die Neuvorstellung des Peugeot 308 GTi findet ihr in der Autorevue 8/2017

Also ab auf die Rennstrecke

Dementsprechend zaghaft taste ich mich heran, auch wenn ich vorher stolz auf meine Erfahrung im X-Bow auf der Rennstrecke verweise und der Instruktor von Lenken, Gas geben, Bremsen und Schalten eigentlich eh alles diktiert und mich als Fahrer zur reaktionsschwachen Marionette degradiert. Drei, vier oder fünf Runden habe ich Zeit, die Unterstellung der kompletten Unfähigkeit zumindest teils zu entkräften. Wie viele genau, keine Ahnung, ich könnte im Nachhinein nicht einmal die Farbe des Himmels genau bestimmen. Three! Four! Lift! Gas! Five! Brake! Four! Three! Open the line! Ich tue wie mir befohlen, warum weiß ich nicht. Mit der Zeit kommt dann doch ein bisschen Gefühl und ich traue mich, den Befehl des Instruktors etwas großzügiger auszulegen. Ihn scheint es nicht zu stören. Hin und wieder kommt sogar etwas Lob, „very clean line, nice!“, kurz darauf leider die ultimative Entmannung: der Griff ins Lenkrad – „Open the line!!“ Aufs Gas gehen mit Lenkeinschlag ist nicht, auch wenn der Instruktor das nachher selbst praktiziert. Am Ende reicht es für ein wohlwollendes „Well done“, und ungefähr so durchgebraten fühle ich mich auch.

Mein Versuch

Meine Zeit – 2:04.55

Wenn der Profi am Steuer ist

Die paar Runden reichen einfach nicht, um sich mit dem Fahrzeug auch nur an einen Bereich anzunähern, der zumindest mein Limit markiert. Darauf achtet auch der Instruktor, der die Bremspunkte konservativ ansagt, wohl aus gutem Grund. Der Vergleich macht sicher, also bleibe ich hartnäckig und lasse mich diesmal chauffieren. Und was sich da offenbart, ist abermals ein anderes Universum. Wo ich noch auf der Bremse stand, gibt er schon wieder Gas. Vor der Schikane nach der Start-Ziel bleibt er lange rechts, um im letzten Moment den äußersten linken Rand auszunutzen, um möglichst schnell eine gerade Spur in der Schikane zu haben und sofort wieder am Pinsel zu stehen. Die Kurvengeschwindigkeiten sind schlichtweg atemberaubend, der 308 Racing Cup hält mit den Slicks unverrückbar seine Linie. Bei einer Abwärtskehre wird das Heck leicht und deutet ein Schlenkern an, weit entfernt jedoch vom Rutschen. Zweimal verbremst sich der Meister, was meine Scham etwas mildert. In eine gefährliche Situation kommen wir jedoch nicht nur wegen des außergewöhnlichen Fahrers nicht, sondern auch wegen dem Frontantrieb, der selbst ein derart eskaliertes Vehikel leicht beherrschbar bleiben lässt.

Der Instruktor am Steuer

Seine Zeit – 1:48.26

Am Ende nimmt er mir 16 Sekunden ab

Will ich mein Ergebnis verbessern, muss ich üben. Zwei Möglichkeiten eröffnet Peugeot Sport dem Ottonormalverbraucher hierfür: Entweder er kauft den 308 Racing Cup um 75.000 Euro exklusive Steuern, oder er mietet ihn mit Mechanikern und allem Pipapo für ein Rennwochenende um 12.500 Euro beziehungsweise um 70.000 Euro für eine ganze Saison. Dank FIA-zertifiziertem Heckflügel kann der 308 Racing Cup an einigen Rennserien wie etwa WTCC oder VLN teilnehmen. Mit der entsprechenden Rennlizenz kann man sich dort auch als Gentleman Driver versuchen. Bleibt für mich nur noch die Metamorphose zum Gentleman.

Technische Daten

  • Preis: € 75.000,- netto
  • Motor: 1.600 ccm Vierzylinder-Turbobenziner aus dem 308 GTi mit dem Turbolader aus dem wahnwitzigen 208 T16, Leistung 308 PS
  • Getriebe: Sequenzielles Sechsgang-Getriebe mit Paddles am Lenkrad
  • Chassis: verstärkt mit FIA-Standard Überrollkäfig, Gewicht 1100 kg, davon 63% vorne und 37% hinten
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