Dacia 2017: Plastik, praktisch, überall

Jetzt gibt’s mal einen Ausblick auf die kommenden und aufgefrischten Modelle von Dacia 2017. Und ja, die Schweizer Kollegen von radical hatten richtig Spaß.

radical mag
Zuletzt aktualisiert am 29.03.2021

Kroatien ist ein schönes Land. Zwar kennen wir da sicher nicht alle landschaftlichen Schönheiten, aber so ein paar, und es ist uns immer wieder eine Freude, Neues zu entdecken. Diesmal war es Sibenik, da stören zwar ein paar furchtbare Plattenbauten das Bild, doch die Altstadt gehört zu den schönsten an der Küste Dalmatiens. Auch das Hinterland ist wunderbar, da gibt es etwa diesen Nationalpark am Fluss Krka, ganz schöne Orte, das Inselchen Visovac, etwas weiter hinten die Wasserfälle von Roski Slap. Wer da mal in der Nähe ist, sollte sich den Umweg unbedingt antun, es lohnt sich wirklich. Und dies noch aus einem anderen Grund: wunderbare, quasi verkehrsfreie Straßen gibt es dort auch. Zuhauf.

Erstmal unterwegs mit dem Dacia Sandero

Man könnte ja jetzt meinen: schade eigentlich, dass «radical» für diese Gassen «nur» ein Dacia Sandero mit 75 Pferdchen zur Verfügung stand. Dem möchten wir widersprechen: wir hatten so richtig Spaß. Es ist nämlich so richtig fröhlich, einen Wagen so komplett auszuwinden, alles aus ihm rauszuquetschen, auf der letzten Rille durch die Kurve, jeden Gang bis zum Begrenzer auszudrehen, massiv ins ABS hineinzubremsen. All das, was man mit diesen hyperpotenten Sportwagen längst nicht mehr kann (und darf). Und all das in Geschwindigkeitsbereichen, die wahrscheinlich auch für die Hüter der Gesetzestafeln noch vertretbar gewesen wären, also, so einigermaßen. Aber es gab dort im Hinterland ja keine Freunde und auch keine Helfer…

Dacia Sandero (Modelljahr 2017)
© Bild: Peter Ruch
Dacia Sandero (Modelljahr 2017)

Endlich mal wieder 75 PS

Natürlich ist so ein Dacia Sandero jetzt nicht der ultimative Renner, auch wenn er grob geprügelt wird. Doch er macht das schon erstaunlich, sogar erfreulich gut. Alles im Rahmen seiner Möglichkeiten, selbstverständlich, doch man wird da auch keine unliebsamen Überraschungen erleben, abgesehen davon, dass er hinten schon etwas gar leicht wird, wenn man massiv auf der Bremse ist. Doch weil ein Sandero ja eigentlich nicht so bewegt wird und man, wenn eben doch, darauf gefasst ist, geht sich das gut aus. Einflüsse auf die Lenkung haben die 75 PS keine spürbaren, die Präzision bleibt gut, der Kraftaufwand hält sich in Grenzen. Zwar ist der Schaltstock antiquiert ellenlang, doch das macht dann halt auch Freude, mal wieder so richtig im Rührwerk rumzumachen; die Schaltwege sind sauber definiert. Das Fahrwerk, obwohl sicher auf der weichen Seite, erträgt viel, die Seitenneigung wird hoch, aber nicht bedrohlich, und auch die Wankbewegungen halten sich in Grenzen. Es ist wie bei so vielen Dingen im Leben: den Spaß bereitet man sich selber, das Gerät dazu ist ja nur eine Prothese.

Plastik, praktisch, überall

Der kleine 1,5-Liter-Vierzylinder ist eine der Neuerungen, von denen der Modelljahrgang 2017 von Dacia profitiert. Nicht alle Modelle, selbstverständlich, aber Sandero und so. Bei eigentlich allen Modellen gibt es gewisse Auffrischungen außen und innen, neue Lampen vorne und hinten, eine deshalb anders gestaltete Front, doch man muss da schon ein Auskenner sein, um die Unterschiede zu erkennen. Im Innenraum sind die neuen Dacia aufgeräumt worden, vereinfacht, verfeinert, aber alles in einem vernünftigen Rahmen; die bestehende Kundschaft soll ja nicht überfordert werden und allfällige Neukunden nicht abgeschreckt. Ja, da ist viel, viel Plastik, und nein, das ist alles nicht so edel wie in einem Audi, doch das erwartet von Dacia ja auch niemand. Es sei der Renault-Tochter ein viel höheres Lob ausgesprochen: es ist das alles ausgesprochen praktisch. Alltagstauglich, auch mit Kindern. Weil es ganz viele Gimmicks gar nicht erst gibt – Ausnahme: eine Rückfahrkamera im Duster -, kann auch nichts kaputt gehen. Was ja dann wieder positive Auswirkungen auf die Anschaffungs- und Unterhaltskosten hat – und die haben beim Dacia-Fahrer sicher oberste Priorität.

Dacia Duster (Modelljahr 2017)
© Bild: Peter Ruch
Dacia Duster (Modelljahr 2017)

Und der Dacia Duster 2017?

Den gerade erwähnten Duster gibt es neu auch mit dem Doppelkupplungsgetriebe für den Diesel. Das ist prinzipiell eine gute Sache, die Kunden schätzen das sicher, doch: leider gibt es die Kombination EDC (so heißt das Ding bei Renault) und Diesel nicht mit 4×4. Vorerst (?) muss man halt mit dem Fronttriebler vorlieb nehmen. Der seine Sache ansprechend macht – ein wilder Hund wird der Duster damit zwar auch nicht, aber es muss ja noch Raum bleiben für all die SVR, G65 und M-tralala der Konkurrenz.

Der Erfolg gibt ihnen recht

Man darf Dacia durchaus eine große Bewunderung entgegenbringen. Vor erst zwölf Jahren wurde die Marke neu lanciert, unterdessen hat sie über vier Millionen Fahrzeuge verkaufen können und ist in 44 Ländern weltweit präsent. Im Heimatland Rumänien ist Dacia schon lange Marktführer, doch unterdessen steht die Marke auch in Bulgarien und Marokko zuoberst. Bis Ende Oktober konnten die Rumänen ihren Jahres-Absatz weltweit um sechs Prozent steigern – in der Schweiz beträgt der Zuwachs 2016 gar stolze 44 Prozent, der Marktanteil liegt bei stolzen 2,3 Prozent, insgesamt 6.392 Fahrzeuge wurden abgesetzt. Und ganz wichtig: Dacia braucht sich keine Sorgen um seine Zukunft zu machen, in ihrer gar nicht so kleinen Nische haben die Rumänen weiterhin keine Konkurrenz, die Produkte werden geschätzt und gelobt, das Verhältnis von Preis zu Leistung bleibt weiterhin vorbildlich. Und ja, manchmal fragt man sich schon, weshalb andere Automobile so viel teurer sein müssen.

Vielen Dank für diesen Beitrag an die Kollegen von radical-mag.com

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