
Wenn zwei gegnerische Parteien gleichzeitig von einer schlechten Regelung profitieren, kann das lange gut gehen. Aber irgendwann kracht es doch, meint Rudolf Skarics.
Die EU-Verantwortlichen haben sich geeinigt: Es gibt nun tatsächlich ab dem kommenden Jahr eine neue realitätsnähere Testmethode für Abgas und Verbrauch auf dem Prüfstand. Gut so. Dazu kommt noch ein zusätzliches Testverfahren, bei dem Autos im normalen Fahrbetrieb geprüft werden. Auch gut. Während dieser Prüfungsfahrt dürfen die Autos dann zuerst das 2,1-Fache und ab 2020 nur mehr das 1,5-Fache gegenüber dem Prüfstandtest ausstoßen. Das nennt sich Conformity-Faktor.
Am 3. Februar wurde der Vorschlag der EU-Kommission mit dem Zeitplan und den genannten Conformity-Faktoren aus dem Oktober des Vorjahres vom EU-Parlament nun doch angenommen, zwar nur sehr knapp mit 323 gegen 317 Stimmen, aber immerhin. Jetzt kann gearbeitet werden. Jetzt können die Autohersteller weiter machen, was sie ohnehin längst machen: Sauberere Antriebe, damit ihre Produkte die Akzeptanz in der Gesellschaft nicht verlieren.
Dass der ORF in seiner Online-Ausgabe dieses Ergebnis als „Freibrief für die Autoindustrie“ bezeichnet, zeugt weder von Sachverstand noch von journalistischer Seriosität, wie sie wenigstens von einem öffentlich rechtlichen Medium zu erwarten wäre. Es ist tiefster Boulevard-Reflex, ungute Stimmungsmache von jemandem, der sich seine vermeintliche Sensation nicht durch banale Fakten zerstören lassen will.