Die ganze Untergangsstimmung in Sachen Verbrenner hätte man sich sparen können: Der V8 im neuen Lamborghini Temerario dreht bis 10.000 Touren. Erste Eindrücke vom neuen Baby-Lambo.
Die Renaissance des Verbrennungsmotors bei Lamborghini
Kommen sehen hat das so eigentlich niemand. Seit Jahren ist es ja vorbei mit den Verbrenner. Angeblich. Vor rund zwei Jahren brachte Lamborghini den Revuelto mit V12-Sauger. Ok, die absoluten Überflieger werden weiterhin mit einem gescheiten Motor ausgeliefert – das war so zu erwarten. Sorgen hat man sich eher um die Modellreihe darunter machen müssen, die mit Huracán und davor Gallardo für so viel Stimmung sorgte, auch auf der Rennstrecke als GT3. Vor allem dank V10, der seit 2003 den Charakter der kleinen Lambos prägte. Sein Sound wird für immer in unseren Herzen bleiben. Zündfolge 1-6-5-10-2-7-3-8-4-9. Kann man sich ohneweiters tätowieren lassen. Als Andenken an die guten Zeiten des Verbrenners. Man freut sich ja selten drüber, wenn man sich geirrt hat. In diesem Fall schon. Der zweite neue Lambo-Supersportwagen in zwei Jahren mit komplett neu entwickeltem Verbrenner agiert als Laubbläser für alle Ängste und Sorgen jener, die den Untergang der Motorkultur als Fakt gesehen haben.
Technische Ansage: Der V8-Hybridantrieb des Temerario
Die technischen Daten des neuen V8 hauen einen um: Vier Liter Hubraum, Flat-Plane-Kurbelwelle, zwei Turbos. 800 PS bei 9000–9750 Umdrehungen, 10000 Touren Maximaldrehzahl. Drei E-Motoren dazu heißt insgesamt 920 PS. Der Temerario liegt damit leistungstechnisch genau zwischen den beiden Ferraris 296 GTB (V6) und SF90 (V8). Plug-In-Hybride sind sie alle, der Lamborghini soll circa 10 Kilometer weit rein elektrisch kommen, wenn voll aufgeladen. Soundtechnisch erinnert der Temerario bei Drehzahl an ein Rennmotorrad, im Leerlauf klingt er eher nach klassischem V8. Insgesamt natürlich weniger scharf und ungefiltert wie noch der V10, für 2025 aber mehr als ok. Das Design greift die typischen Lamborghini-Merkmale wie Ecken und Kanten, hexagonale Formen (Tagfahrlichter, Auspuff-Endstück) sowie die Haifischnase auf, der Temerario kommt in natura wie eine natürliche Weiterentwicklung der Lamborghini-Sprache rüber, wenn auch etwas weicher gezeichnet als seine Familienmitglieder bisher. Insgesamt ist er etwas höher als der Hurarcán. Als Highlight werden viele die nach hinten offenen Radkästen im Heck empfinden. Erinnert an den Porsche 917. Die Steinschlag-Gefahr für hinten nachfahrende Schaulustige ist als recht hoch einzuschätzen.
Mehr Komfort und Performance im neuen Supersportwagen
Die Platzverhältnisse fallen deutlich besser aus, angeblich ein Hauptgrund, warum potenzielle Käufer vom Huracán Abstand genommen hatten. Jetzt sitzt man jedenfalls bequem. Bis zu vier Handgepäck-Trolleys sollen im Temerario Platz finden. Mehr Alltagstauglichkeit war also das Ziel bei der Entwicklung des Innenraums, wo man dasselbe Cockpit-Layout wie im größeren Revuelto findet (die Software wurde aber modernisiert). Die Bedienung wirkt auf den ersten Blick logisch wie man Supercars kennt. Offizielle Preise wurde von der Exclusive Cars Vertriebs GmbH in Wien Liesing noch genannt, das abgelichtete Exemplar mit Leichtbau-Paket "Alleggerita" (durch optimierte Karosseriekomponenten werden 12,65 Kilo eingespart) wird jedoch über eine halbe Million Euro kosten. Der Temerario übernimmt die Produktionslinie des Huracán, es sind wie auch beim Vorgänger circa 3000 Einheiten pro Jahr geplant. Die Auslieferungen sollen im nächsten Jahr anlaufen, bestellt werden kann ab sofort.
Technische Daten
Motor | V8 Biturbo |
Hubraum | 3995,2 ccm |
Max. Leistung Verbrenner | 800 PS bei 9000–9750 U/min |
Max. Drehmoment Verbrenner | 730 Nm bei 4000–7000 U/min |
Max. Leistung System | 920 PS |
Getriebe | 8-Gang-Doppelk. |
Antrieb | Allrad |
Höchsgeschwindigkeit | 343 km/h |
Beschleunigung 0-100 km/h | 2,7 s |
Räder vorne | 255/35 ZR20 |
Räder hinten | 325/30 ZR21 |
Länge/Breite/Höhe | 4,706/1,996/1,201 mm |
Trockengewicht | 1,690 kg |