Schumachers frühe Bewusstlosigkeit laut Gehirnspezialisten kein gutes Zeichen

Michael Schumachers Gesundheitszustand nach 24 Tagen Koma.

Veröffentlicht am 24.01.2014

Michael Schumacher liegt nun seit 26 Tagen im künstlichen Koma. In der Regel versuchen Mediziner ein künstliches Koma nicht länger als acht Tage aufrecht zu erhalten. Denn je länger die Narkose, desto schlechter die Prognose für den Patienten. Es können zwar die lebenswichtigen Funktionen durch Maschinen aufrecht erhalten werden, jedoch birgt ein längeres Koma viele Risiken.

Gehirnspezialisten diskutieren Schumachers Zustand

Heute auf der Arbeitstagung „NeuroIntensivMedizin“ in Hannover (von 22.-24. Jänner 2014) war auch der Gesundheitszustand Michael Schumachers Thema.

Prof. Jan-Peter Jantzen, Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft Deutschsprachiger Neuroanästhesisten und Neurointensivmediziner, erklärt mögliche Folgen von Schumachers Koma: „Der Kreislauf wird sehr gedämpft, das Imunsystem sehr geschwächt. Infolge dessen treten Infektionen auf.“ Es könne zu einer Sepsis kommen, deshalb muss Schumacher sehr genau überwach werden. Jantzen weiter: „Man muss ihn künstlich beatmen über einen langen Zeitraum. Und das hat alles sein natürliches Ende. Weil nach kurzer Zeit der Beatmung degeneriert das Zwerchfell – die Zwerchfell-Muskeln atrophieren einfach.“

Die Befürchtung vor einem apallischen Syndrom (Bericht auf format.at), bei dem Patienten in einem dauerhaften vegetativen Zustand verbleiben und keine Reaktionen mehr zeigen, kam nicht zur Sprache.

Chancen auf ein vollständige Genesung sinken

Prof. Andreas Schwartz, Chefarzt der Neurologischen Klinik am KRH Klinikum Nordstadt, räumt zwar ein, dass Patienten wie Michael Schumacher zu einem normalen Leben zurück kehren können – das seien aber die wenigsten Fälle. Problematisch sei, dass das Gedächtnis häufig ausgelöscht sei für den Zeitraum des Komas und davor. Zudem gäbe es Konzentrationsstörungen und die Patienten müssen alles wieder von Anfang an lernen.

Schumachers frühe Bewusstlosigkeit kein gutes Zeichen

Prof. Jantzen persönlich glaubt nicht an eine gute Prognose für den siebenfachen Formel 1 Weltmeister, weil Schumacher scheinbar von Anfang an bewusstlos war. „Eine frühe Bewusstlosigkeit ist ein ungünstiger prognostischer Faktor“, so der Chefarzt weiter.

Der Deutsche hatte sich am 29. Dezember beim Skifahren in Meribel schwere Kopfverletzungen zugezogen, wurde bisher zweimal operiert und liegt im Krankenhaus in Grenoble weiter im künstlichen Koma.

Michael Schumacher (r.), sein Bruder Ralf (l.) und ihr Vater Rolf Schumacher (Mitte), aufgenommen am 19. Juli 1993 in Kerpen, Deutschland. Bild: (c) Michael Jung / EPA / picturedesk.com
© Bild: Michael Jung / EPA / picturedesk.com
Michael Schumacher (r.), sein Bruder Ralf (l.) und ihr Vater Rolf Schumacher (Mitte), aufgenommen am 19. Juli 1993 in Kerpen, Deutschland. Bild (c): Michael Jung / EPA / picturedesk.com

Michael Schumachers außerordentliche Karriere

Am 25. August 1991 bestritt Schumacher im belgischen Spa-Francorchamps das erste von 306 Rennen – die Anekdote von der Übernachtung in einer Jugendherberge mit seinem damaligen Manager Willi Weber ist legendär. Ein Jahr später gewann Schumacher seinen ersten Formel-1-Lauf. Wieder in Spa.

Der Unfall in Silverstone

In der früher noch viel gefährlicheren Formel 1 erlebte Schumacher in Silverstone am 11. Juli 1999 seinen schwersten Unfall. “Ich liege da und merke, wie ich mich wieder so ein bisschen fange und beruhige und fühle meinen Herzschlag. Und fühle plötzlich, wie mein Herzschlag immer weniger wird und plötzlich komplett aufhört. Lichter gehen aus”, erinnerte sich der Rheinländer einmal. “Und dann denke ich: ‘Aha, so fühlt es sich wahrscheinlich an, wenn du dann auf dem Weg nach oben bist’.” Er hatte sich damals letztlich “nur” das Schien- und Wadenbein gebrochen – 98 Tage nach dem Crash im Ferrari kam Schumacher damals zurück.

Steckbrief von Formel-1-Rekordweltmeister Michael Schumacher

  • Geboren am 3. Jänner 1969
  • Geburtsort: Hürth-Hermühlheim; aufgewachsen in Kerpen
  • Wohnort: Gland (Schweiz)
  • Familienstand: verheiratet mit Corinna seit 1. August 1995
  • Kinder: Gina Maria (16), Mick (14)
  • Bruder: Ralf Schumacher (38/ebenfalls früherer Formel-1-Pilot)


Größte Erfolge

  • Siebenfacher Formel-1-Weltmeister (1994, 1995 und 2000 bis 2004)
  • 91 Grand-Prix-Siege (zuletzt 2006)


Formel 1 Eckdaten

  • Erster GP: 25. August 1991 GP von Belgien
  • Letzter GP: 25. November 2012 GP von Brasilien
  • Erster GP-Sieg: 30. August 1992 GP von Belgien
  • Letzter GP-Sieg: 1. Oktober 2006 GP von China
  • GP-Start: 307
  • GP-Siege: 91
  • GP-Podestplätze: 155
  • Pole Positions: 68


Formel 1 Teams

  • 1991 Jordan, Benetton
  • 1992 bis 1995 Benetton
  • 1996 bis 2006 Ferrari
  • 2010 bis 2012 Mercedes
Michael Schumacher feiert seinen Sieg beim Grand Prix von Brasilien in Interlagos 1994.  Bild ©: Reuters
Michael Schumacher feiert seinen Sieg beim Grand Prix von Brasilien in Interlagos 1994. Bild ©: Reuters

Schumachers wichtigste Formel 1 Rekorde:

  • Meiste WM-Titel (7)
  • Meiste GP-Siege (91)
  • Meiste Pole Positions (68)
  • Meiste Podestplätze (155)

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