Jürgen Skarwan
Niki Lauda: Leben und Karriere der Formel-1-Legende

Niki Lauda: Leben und Karriere der Formel-1-Legende

Niki Lauda wurde drei Mal Formel-1-Weltmeister und war auch als Unternehmer erfolgreich. Eine einzigartige Karriere im Rückblick.

Veröffentlicht am 17.02.2024

Niki Lauda war nicht nur eine Formel-1-Legende, sondern wohl einer der berühmtesten Österreicher überhaupt. Im Laufe seiner Motorsport-Karriere wurde Lauda drei Mal Weltmeister in der Königsklasse des Motorsports und fuhr 25 Grand-Prix-Siege ein. Seiner beispiellosen Erfolgsgeschichte konnte selbst der dramatische Unfall im Jahr 1976 auf dem Nürburgring kein Ende setzen. Auch als Luftfahrtunternehmer machte sich der umtriebige Wiener, dessen rotes Kapperl zu seinem Markenzeichen wurde, einen Namen.

Am 20. Mai 2019 starb Lauda im Alter von 70 Jahren.

Steckbrief Niki Lauda

Name: Andreas Nikolaus Lauda
Geboren am: 22. Februar 1949 in Wien
Gestorben am: 20. Mai 2019
Ehepartnerin: Birgit Wetzinger (2. Ehe, Heirat 2008)
Kinder: Lukas und Mathias (aus erster Ehe), Zwillinge Max und Mia (aus 2. Ehe), Christoph

Niki Lauda in der Formel 1

  • Erster Grand Prix: 15. August 1971 (Österreich) für March-Ford
  • Letzter Grand Prix: 3. November 1985 (Australien) für McLaren
  • Grand-Prix-Starts insgesamt: 171
  • Grand-Prix-Siege insgesamt: 25
  • Podestplätze: 54
  • Pole Positions: 24
  • Schnellste Runden: 24
  • Teams: March (1971-1972), BRM (1973), Ferrari (1974-1977), Brabham (1978-1979), McLaren (1982-1985)
  • Weltmeister-Titel: 1975, 1977 und 1984

Weitere Funktionen rund um die Formel 1

  • Aufsichtsratsvorsitzender des Mercedes-Teams (ab 2012)
  • Anteilhaber (10 Prozent) am Mercedes-Team (ab 2012)
  • Experte beim Deutschen TV-Sender RTL (bis 2017)

Niki Lauda als Luftfahrtunternehmer

  • 1979: Gründung der die Lauda Air (Verkauf 2001 an die AUA)
  • 2003: Gründung der Fluglinie Niki (flyniki), Verkauf an Air Berlin 2011
  • 2018: Übernahme der Airline Niki aus der Insolvenzmasse der Air
    Berlin als Laudamotion, Verkauf an Ryanair im selben Jahr

Auszeichnungen

  • 1977: Österreichs Sportler des Jahres
  • 2016: Laureus (“Sport-Oscar”) für sein Lebenswerk

Leben und Karriere

Geboren wurde „Niki“, dessen voller Name Andreas Nikolaus Lauda lautet, am 22. Februar 1949 in eine Wiener Industriellenfamilie. Diese war von der Vorstellung einer Rennfahrerkarriere nicht begeistert – Laudas diesbezüglicher Entschlossenheit tat das aber keinen Abbruch. Er finanzierte sich seine Anfänge – von Rundstreckenrennen über die Formel 3 und Formel 2 bis in die Formel 1 – einfach selbst.

Einfach legendär: Die besten Zitate von Niki Lauda haben wir hier für euch aufbereitet.

Niki Lauda in der Formel 1

Laudas Formel-1-Karriere begann 1971 mit einem Kredit über zweieinhalb Millionen Schilling. Der Kredit war notwendig, da Nikis eigener Großvater – damals Aufsichtsratsvorsitzender einer Bank – einen eigentlich bereits beschlossenen Sponsorenvertrag nicht absegnen wollte, wie er in einem Interview mit der Süddeutschen Zeitung erzählte. Die Begründung: „Ein Lauda gehöre in die Wirtschaft und nicht in ein Formel-1-Auto.“ Die Beziehung zum Großvater ging damit in die Brüche, die Rennfahrerkarriere fing aber erst an.

March

Den Kredit nutzte Lauda, um sich beim britischen Rennstall March einzukaufen. Sein Debüt in der Königsklasse des Motorsports beging er im August 1971 auf dem Österreichring. Bei dem Rennen kam er nicht ins Ziel – dennoch setzten seine Landsleute große Hoffnungen in den damals 21-Jährigen, insbesondere, nachdem Jochen Rindt 1970 tödlich verunglückt war und Helmut Markos aktive Rennfahrerkarriere nur zwei Jahre später durch eine schwere Augenverletzung beendet wurde.

BRM

Die Saison 1972 verbrachte Lauda ebenfalls bei March, bevor er 1973 zu BRM wechselte. In diesem Jahr bekam der Wiener nach einer beeindruckenden Leistung beim Grand Prix von Monaco schließlich ein Cockpit bei Ferrari angeboten.

Ferrari

In seiner ersten Saison für die Scuderia 1974 fuhr Lauda fünf Siege ein, ein Jahr später folgte bereits der erste Weltmeistertitel.

Video: Niki Laudas erster WM-Titel

Niki Laudas Unfall am Nürburgring

1976 kam es schließlich zu jenem schicksalhaften Unfall, der Lauda beinahe das Leben gekostet hätte.

Am 1. August 1976, dem Tag, an dem auch die Wiener Reichsbrücke einstürzte, war Lauda nach einem Defekt an seinem Boliden in die Streckenbegrenzung am Nürburgring gerast. Über eine halbe Minute lang saß er im brennenden Ferrari, bevor geborgen werden konnte. March-Pilot Arturo Merzario gelang es, Laudas Sicherheitsgurt zu öffnen und den Schwerverletzten gemeinsam mit Brett Lunger, Harald Ertl und Guy Edwards aus dem Wrack zu ziehen.

Lauda erlitt lebensgefährliche Verbrennungen, Lungenverätzungen sowie Kiefer- und Rippenbrüchen. In einer Mannheimer Klinik kämpfte er ums Überleben, mehrere Hauttransplantationen folgten. Von einem Priester wurde dem damals 27-Jährigen sogar die letzte Ölung verabreicht – zu vorschnell, wie sich bald herausstellen sollte.

Comeback 1976

Denn nur sechs Wochen nach dem Unfall beging Lauda bereits sein Comeback. Er kehrte in Monza auf die Rennstrecke zurück und kam als Vierter ins Ziel. Den möglichen WM-Titel im selben Jahr gab er allerdings angesichts der gefährlichen Bedingungen aufgrund strömenden Regens beim Saisonfinale in Japan auf – James Hunt wurde mit einem Punkt Vorsprung Weltmeister. Der damaligen Rivalität zwischen Lauda und Hunt wurde mit „Rush“ (gibt’s z.B. hier zu kaufen) ein filmisches Denkmal gesetzt.

Zweiter Weltmeister-Titel

Bereits ein Jahr später fuhr der Wiener, der seine Narben seit dem Unfall meist mit einer roten Kappe verdeckte, aber schon seinen nächsten Weltmeistertitel für Ferrari ein.

1977 war auch das Jahr von Laudas ersten „Flugversuchen“. Die Karriere als Airliner startete er mit zwei Chartermaschinen. 1979 gründete der bis dato zweifache Formel-1-Weltmeister die Lauda Air, um der AUA Konkurrenz zu machen.

Dritter Weltmeister-Titel

Ebenfalls 1979 kehrte Lauda der Königsklasse des Motorsports erstmals den Rücken, begleitet von den berühmen Worten „ich will nicht mehr blöd im Kreis herumfahren“

Drei Jahre später folgte das Comeback – dieses Mal bei McLaren – und 1984 der dritte WM-Titel.

Mit Ende der Saison 1985 beendete Lauda seine Fahrerkarriere schließlich endgültig. Der Formel 1 blieb er aber als Berater – so brachte er etwa Michael Schumacher zu Ferrari – erhalten. 2012 wurde er Aufsichtsratsvorsitzender beim Mercedes-Team.

Auch die autorevue - hier ein Magazincover aus dem Jahr 1972 - begleitete Niki Lauda Jahrzehnte lang.
Auch die autorevue – hier ein Magazincover aus dem Jahr 1972 – begleitete Niki Lauda Jahrzehnte lang.

Niki Lauda als Luftfahrt-Unternehmer

Die Lauda Air ging 1990 an die Börse. Der verheerendste Tag in Laudas Luftfahrtkarriere war der 26. Mai 1991, als eine Boeing 767 seiner Luftlinie nach dem Start in Bangkok abstürzte und 223 Menschen tödlich verunglückten.

Ende 2000 trat Lauda als Vorstandmitglied der Lauda Air zurück. Die Airline wurde 2001 komplett von der AUA übernommen.

„Niki hatte in den Nullerjahren die entspannteste Zeit seines Lebens. Er war ein halbwegs gesunder Mittfünfziger und lebte quasi allein in einer sehr gefälligen Villa in den Weinbergen oberhalb des Kasgrabens. Er hatte seine Ruh, soweit er das wollte. Er hatte ein Büro am Flughafen, die Geschäfte liefen ohne Stress, sein Lebensmensch Marlene war gut aufgehoben in Barcelona, Mathias führte eine überschaubare Motorsportkarriere, sein Bruder managte ihn. Niki hatte seinen Freundeskreis und akzeptierte Herzeige-Termine nur nach Gusto. Für knappe TV-Kommentare war er zu haben.“ – so beschreibt Herbert Völker diesen Abschnitt in Niki Laudas Leben. Den ganzen Artikel aus der autorevue 1/2024 gibt’s hier zum Nachlesen.

Lange blieb Lauda der Luftfahrt aber nicht fern. 2003 übernahm er die Mehrheit an der Aero Lloyd Austria und gründete die Niki Luftfahrt bzw. flyniki. 2011 verkaufte er die Airline an Air Berlin.

Als die Air Berlin in die Insolvenz rutschte, holte Lauda die insolvente Fluggesellschaft Niki in seine Laudamotion GmbH. 2018 stieg die Ryanair ein und übernahm die Airline noch im selben Jahr komplett, Lauda blieb Chairman.

Niki Lauda war fünf Jahrzehnte lang quasi Teil der autorevue. Anlässlich Laudas 75. Geburtstag am 22. Februar 2024 erinnerte sich der ehemalige Chefredakteur Herbert Völker in der autorevue 1/2024 an die entspannten Tage des Hundeflüsterers und Champions.
Niki Lauda war fünf Jahrzehnte lang quasi Teil der autorevue. Anlässlich Laudas 75. Geburtstag am 22. Februar 2024 erinnerte sich der ehemalige Chefredakteur Herbert Völker in der autorevue 1/2024 an die entspannten Tage des Hundeflüsterers und Champions. © Bild: Jürgen Skarwan/autorevue online

Lungentransplantation 2018

2018 musste Lauda aufgrund gesundheitlicher Probleme einen Urlaub abbrechen und sich in ärztliche Behandlung begeben. Wie sich herausstellte litt der damals 69-Jährige an einer sogenannten hämorrhagischen Alveolitis, einer Entzündung der Lungenbläschen. In weiterer Folge kam es zu schweren Komplikationen, schließlich wurde eine Lungentransplantation im Wiener AKH durchgeführt, die weltweit für Schlagzeilen sorgte.

Im Oktober 2018 wurde Lauda aus dem Spital entlassen, die Ärzte zeigten sich zuversichtlich. 2019 musste er aber wieder ins Krankenhaus. Am 20. Mai 2019 starb Niki Lauda knapp drei Monate nach seinem 70. Geburtstag im Kreis seiner Familie.

Motorsportsteckbrief Niki Lauda

Der nachfolgende Steckbrief stammt aus dem Artikel „Gute Zeiten“ von Herbert Völker, der anlässlich von Niki Laudas 70. Geburtstag in der autorevue 2/2019 veröffentlicht wurde. Den kompletten Artikel gibt’s hier zum Nachlesen.

Ausgewählte Rennerfolge

Ausgewähltes aus 296 Rennen: Tourenwagen, Sportwagen, GT, F-Vau, F3, F2, Formel 1

  • 25 Grand Prix-Siege
  • 3 Weltmeistertitel

Erste Übung 1964

Niki Lauda war 15, der Käfer ebenfalls Jahrgang 1949. Konnte nur auf Großvaters Privatgrund getestet werden, aber allemal. Danach: keine Matura, keine Lehre, Oma hilft.

Der Zauber des Mini 1968

Nur vier Bergrennen mit dem 1300 Cooper, aber irgendwie war der Mini ein Riesending für die weitere Karriere. Danach: Porsche 911, Formel-Vau, BMW-Tourenwagen.

Alarm: wir Wahnsinnigen 1970

F3, Zolder. Irre Hit-and-Run-Situationen im Rennen, F3 kann’s wohl nicht sein. Zufall: Das Todes-Wochenende von Jochen Rindt. Danach: mit Kredit-Akrobatik in die F2.

Ein Leuchtturm ist zu erkennen 1971

F2-March: guter Speed, aber keine Chance auf Werksvertrag zwecks Kredit-Rückzahlung. Teamkollege Ronnie Peterson wird Laudas Messlatte für Klasse. Zwischendurch aufsehenerregende Zeiten im Alpina-BMW-Coupé.

Mühsam bei voller Drehzahl 1972

Geldverbrennung bei March, F1 und F2, weil die Autos nur selten okay sind. Per­formance des Fahrers ist allerdings auffallend. Sponsorgeld und Kredite am Ende.

Enzo F. am TV-Gerät 1973

Noch ein Kredit-Deal, nun bei BRM F1. Technisch antiquierte Autos, immerhin auf­regend. Beim GP Monaco sieht Enzo Ferrari am Fernseher, was Niki Lauda mit einem unterlegenen Auto zustande bringt. Sechs Wochen später wieder in Zandvoort. Ferrari macht ein Angebot, Lauda boxt sich aus dem BRM-Vertrag heraus.

Über Nacht ein Star MIT BILD 1974

Ferrari-Werksfahrer! Chance bekommen, Chance genützt. Erster WM-Lauf-Sieg in Spanien. Findet ungeahnt kurze Wege zur Ferrari-Technik mit Mauro Forghieri. WM-Endstand: 1. Fittipaldi (McLaren), 2. Regazzoni (Ferrari), 3. Scheckter (Tyrrell), 4. Lauda (Ferrari).

Niki Lauda als Ferrari-Werksfahrer
© Bild: Getty Images

Durchmarsch 1975

Lauda bringt das technische Potenzial von Ferrari immer besser zur Geltung. Zwischendurch auch genügend Drama (Unfall in Barcelona). Niki gewinnt sechs WM-Läufe und wird überlegener Weltmeister vor Fittipaldi (McLaren) und Reutemann (Brabham).

Die Story von „Rush“ 1976

Lauda liegt nach neun Rennen scheinbar unaufholbar in Führung. Unfall am Nürburgring (Bruch des rechten Längslenkers beim Motor), Feuer, mutige Bergung durch Merzario, auch Edwards, Lunger, Ertl. Lauda versäumt nur zwei Rennen und ist in Monza wieder am Start, verliert aber das Saisonfinale gegen James Hunt (McLaren).

Triumph und Entfremdung 1977

Spektakuläre Lauda-Dominanz, aber Entfremdung von Enzo Ferrari. Als sein WM-Titel feststeht, lässt Lauda die letzten zwei Rennen sausen.2. in der WM Scheckter (March), 3. Andretti (Lotus).

Die Staubsauger-Nummer 1978

Lauda macht richtig Kohle, führt für Brabham, somit Ecclestone. Der Brabham Alfa kann nur beim GP Schweden brillieren: Mit dem Staubsauger am Heck > (frühes Experiment mit Anpressdruck, nach dem anerkannten Sieg verboten). WM-Endstand: 1. Andretti, 2. Peterson (beide Lotus), 3. Reutemann (Ferrari).

Erster Rücktritt 1979

Schwaches Brabham- Jahr für Lauda und Piquet,Lauda tritt zu Saisonende zurück. WM: 1. Scheckter, 2. Villeneuve (beide Ferrari), 3. Jones (Williams). Lauda widmet sich seinem Flugunternehmen.

Comeback 1982, 1983

McLaren (Ron Dennis) und die Aussicht auf einen neuen TAG-Porsche-Motor locken Lauda wieder ins Cockpit. Aufbaujahre, aber schon Sieg im dritten Rennen. WM-Endstand, 1982: 1. Rosberg (Williams), 2. Pironi (Ferrari), 3. Watson (McLaren). 1983: 1. Piquet (Brabham), 2. Prost (Renault), 3. Arnoux (Ferrari).

Hey Champ! 1984

Das McLaren-Team mit dem fabelhaften Porsche-Turbo beherrscht das Feld in bisher nicht gekannter Weise. Der Showdown zwischen Alain Prost und Lauda geht über die ganze Saison, im denkwürdigen Estoril-Finale sichert Lauda seinen dritten Weltmeistertitel. Halber Punkt Vorsprung! WM-Endstand: 1. Lauda, 2. Prost (beide McLaren TAG Turbo), 3. De Angelis (Lotus).

Niki Lauda und Alain Prost
© Bild: Getty Images

Auslaufrunde 1985

Der unterschriftsreife Vertrag mit Renault platzt. Die Saison mit McLaren wird eher zur Auslaufrunde, Alain Prost ist nun öfter der Schnellere und wird Weltmeister. Niki Lauda gewinnt den GP Holland und steht heute in der ewigen Bestenliste (Top: Michael Schumacher) mit 25 WM-Lauf-Siegen an neunter Stelle, übrigens ex aequo mit Jim Clark.

FAQ: Häufige Fragen zu Niki Lauda

In welchen Jahren wurde Niki Lauda Formel-1-Weltmeister?

In den Jahren 1975, 1977 und 1984 wurde Niki Lauda Formel-1-Weltmeister. Die ersten beiden Titel errang er für Ferrari, beim letzten saß er im McLaren.

Wann wurde Niki Lauda geboren?

Lauda wurde am 22. Februar 1949 in Wien geboren.

Wann war Niki Lauda bei Ferrari?

Bei Ferrari fuhr Lauda von 1974 bis 1977.

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