Autorevue Magazin-Archiv: Ausgabe 10/1966

Ausgabe der Autorevue vom Oktober 1966 mit Cover, Editorial & Impressum

Zuletzt aktualisiert am 08.09.2020

Dem Pariser Salon zum Geleite!

 

Stolzierte kürzlich Xavier de Fommervault, frischgebackener Geschäftsführer von Österreichs Citroën-Filiale und Angehöriger einer Familie des Ancien Régimes, in eine selbsteinberufene Pressekonferenz, um ein neues Regime zu verkünden. Sein Vorgänger Lebigre hatte sich in Wien vermittels seines Charmes, der ein preußischer hätte sein können und seines Einfühlungsvermögens in die lokale Mentalität, das einem Kolonial-Unteroffizier alle Ehre bereitet hätte, restlos unmöglich gemacht.

Anders Xavier de Fommervault. Er bat einen langjährigen Citroën -Kunden, der in den letzten Jahren 13 Wagen dieser Marke gekauft hatte und zur Zeit vier in seiner Firma laufen hat, zu einer Besprechung. Der pünktlich erschienene Kunde, etwas verblüfft über die Mitteilung von der bedauerlichen Abwesenheit des gallischen Vertreters des neuen Citroën -Regimes, wurde gebeten, sich einen Moment zu gedulden, sein Stellvertreter stünde sofort zur Verfügung. Als sich dieses „Sofort“ über einen Zeitraum von fünfzehn Minuten zu erstrecken begann, empfahl sich der Kunde und machte sich Gedanken über den Wahrheitsgehalt von schönen, auf Pressekonferenzen gesprochenen Worten.

Ist es nicht eigenartig? Französische Wagen hatten sich in Österreich doch recht gut eingeführt, bis die französischen Werke auf die brillante Idee kamen, ihre österreichischen Generalvertreter auszubooten und Werksniederlassungen zu errichten. Das taten nacheinander Citroën, Renault und Simca. Nur Peugeot macht eine Ausnahme, die offenbar sowohl dem Werk und seiner österreichischen Vertretung, als auch den Kunden zum Nutzen gereicht.

Fast will es scheinen, als hätte man in Frankreich mit dem Verlust des recht umfangreichen Kolonialreichs plötzlich einen Überschuß an Kolonial-Feldwebeln, denen die französische Automobilindustrie nun ein Austragsstübchen in Österreich einrichten muß.

[…]

Noch dazu, wenn man das Bagatellisieren aller österreichischen Probleme offenbar als Leitmotiv erhebt. Der Motorsport soll nur ein Beispiel sein. Es ist bekannt, wie sehr sich deutsche und englische Firmen durch Entsendung von Werkswagen um Österreich bemühen. Anders Citroën: Die Bitte des ÖAMTC um Entsendung von Werkswagen zu einer bedeutenden internationalen Rallye wurde mit höflichem Bedauern abgelehnt.

Wer noch glaubt dies wären Einzelfälle, wird bei der Lektüre des „Kurier“ vom 17.September 1966 („Die neuen Simca-Modelle“ von Hans Patleich) eines besseren belehrt.

Man sagt den Franzosen einen analytischen Verstand nach, doch zu recht? Ist Österreich ein uninteressanter Markt, dann hätte man wohl die österreichischen Generalvertreter weiter in Ruhe arbeiten lassen können. Ist der österreichische Markt aber so interessant, daß sich die Errichtung von Werksvertretungen lohnt, dann wiederum scheint es nicht zielführend, sich diesen Markt durch Kolonial-Feldwebel zu verderben, meint

 

Ihre AUTOREVUE

 

 

 

INHALTSVERZEICHNIS Heft 10/1966

 

Sportresultate (Seite 2)

Leserbriefe (Seite 6)

Buchbesprechungen (Seite 8)

Neue Modelle: Ford 12 M und 15 M (Seite 11)

Neue Modelle: Triumph Vitesse 2 (Seite 13)

Neue Modelle: Vauxhall Viva  (Seite 15)

AUTOREVUE-Prüfung: Porsche 911 (Seite 16)

Fahrteindrücke: Rolls Royce (Seite 20)

Großer Preis von Italien (Seite 22)

Großer Preis von Österreich (Seite 24)

Donau-Castrol-Rallye (Seite 31)

Coupe des Alpes (Seite 33)

Großer Bergpreis von Österreich (Seite 34)

Musik im Auto (Seite 37)

AUTOANALYSE: DeDion-Achse (Seite 42)

Aus Handel und Industrie (Seite 47)

Speedpilot (Seite 50)

Automobilbörse (Seite 53)

Neuwagenpreise (Seite 54)